Johnny redet

Text

von  Alex



Johnny redete viel.

Zu viel, manchmal.

Er wusste das.


Aber wenn er schwieg,

kam die Angst.

Die Angst, nicht verstanden zu werden.

Die Angst, dass alles falsch ankommt,

wenn er es nicht erklärt,

und nochmal erklärt,

und nochmal.


Er wollte nicht überreden.

Er wollte nur ankommen.

Gesehen werden,

gehört.


Jimmy schwieg oft.

Johnny spürte,

dass das nichts mit Gleichgültigkeit zu tun hatte,

aber es traf ihn trotzdem.


Und irgendwann schrie in seinem Kopf immer nur noch diese eine Frage:

"Warum redest du nicht mit mir?" 


Sie war laut, stank nach Verzweiflung und verbrannte ihn von Innen. 


Er sah es,

dieses leise Nicht-Verstehen

in Jimmys Blick,

und es machte ihn panisch.


Dann redete er noch mehr.

Schneller.

Unruhiger.

Und irgendwann

wurde aus Reden

ein Drängen.

Ein Zwingen.

Ein Lautwerden.



Er wusste,

dass das Jimmy Angst machte.

Und dass das unfair war.


Aber Johnny hatte nie gelernt,

wie man über Gefühle spricht,

ohne laut zu werden.

Ohne zu explodieren.


Als Kind

war alles in ihm zu viel,

aber keiner wollte es hören.

Seine Wut war ungezogen.

Seine Traurigkeit übertrieben.

Seine Angst lächerlich.


Also hielt er den Mund,

bis er es irgendwann nicht mehr konnte.


Jetzt,

als Erwachsener,

versuchte er zu reden,

damit ihm nichts mehr im Hals stecken blieb.

Aber manchmal

konnte er sich selbst nicht regulieren.

Dann klang alles wie ein Kampf,

obwohl er nur wollte,

dass Jimmy bleibt.


Und jedes Mal,

wenn Jimmy dann leiser wurde,

hatte Johnny das Gefühl,

er würde verlieren,

nicht den Streit,

sondern ihn.


Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online: