In Jedem

Gedicht zum Thema Fantasie

von  J.B.W

„In Jedem“

 (alternativ „Auf Anderen Schiffen“)
von J. B. Weber, 2025



Man lobt sie oft zu spät –

Die stillen Stimmen,

deren Augen längst von Erde bedeckt sind,

deren Seelen schon vor Jahren

vom schwarzen Hund in die Nacht geleitet wurden.

Und doch war das Lied immer da –

Schon im sanften Schaukeln des Mutterleibs,

als die Welt noch fern war

und doch zu uns sprach:

eine nächtliche Partitur aus Atem,

aus Herzschlag und fernem Murmeln,

aus einer Melodie,

so alt wie das Salz der Erde.

Ein Baum wuchs in diesem Dunkel,

seine Krone schwer von Früchten,

die nur reifen, wenn die Wurzeln

tief hinab in die Erde sinken.

Und ringsum

Ein Theater der Traurigkeit,

der Vorhang aus Nebel.

Unter dem solarischen Licht von Aranjuez

Stand Joshua und lächelte,

als hätte er schon alles gesehen.

Leise sagte er: So what?

Aus fernen Gefilden tropfte Blau in Grün,

und irgendwo klang eine zarte Melancholie –

Funny Valentine auf einsamen Lippen –

Während die Welt in sanfte Schwingung geriet,

als würde sie im Schlaf sacht atmen.

„Mit mir wirst du nicht versagen“,

flüsterte eine Stimme,

„doch wer hier drinnen wirklich ist,

ist schwer zu sagen.“

Die Tinte war noch feucht,

das Wort noch warm,

und aus der Ferne dröhnte noch das Grauen des Krieges,

als Echo in den Knochen derer,

die zerbrochen und doch unvergessen blieben –

jene, für deren Schönheit die Welt

zu fremd war oder zu früh,

verhüllt im Mantel der Sternennacht.

Wenn dann das Auge aufgeht

Und das Licht sich wie Goldstaub in der Fantasie bricht,

dann entstehen Welten.

Krähen kreisen über Weizenfeldern in Zypern,

Kartoffelesser binden Sonnenblumen zu Sträußen,

nicht weit vom gelben Haus,

das unweit des roten Weinbergs schläft.

Dort löst sich Erinnerung auf

Wie Salz im Meer,

und eine Metamorphose beginnt:

Elefanten, Schwäne, Spinnen und Hummer

Speisen meditativ von einer Rose

Zum letzten Abendmahl,

während eine weiche Uhr,

beobachtet vom Gesicht des Krieges,

erbarmungslos zerläuft.

Dichter, Denker, Händler, Kinder –

Sie wandern durch Landschaften aus Gedanken,

fallen unendliche Treppen hinauf

und während das Wasser stürzt,

steigen sie zugleich.

Im Garten der Lüste flimmern

Die verschwommenen Schemen von Tondals Vision,

bis sie sich kauernd vor dem Weltgericht finden

und vergebens hoffen.

Dann kam die Zeit,

da die Bilder laufen lernten.

Geboren aus Licht und geschliffenem Glas

Stieg der Puppenspieler in fremde Köpfe

Und blieb dort gefangen.

Totes Gummi nahm Rache

Für tausendfach verbrannte Brüder,

und der Zufall selbst

erhielt seine Huldigung.

Zwölf Menschen fanden im Diskurs

Den Weg zurück zur Vernunft,

während andere Traumata bezwangen

und ihre Moral neu entdeckten.

Pilgerreisen führten zum heiligen Berge,

durch Prüfungen, groteske Spiegelungen

von Gesellschaft, Religion und Geist,

bis die große Illusion

in Staub zerbrach.

Doch vor all dem war der Mime,

der Täuscher, die Geste, das Schweigen –

die älteste Bühne des Menschen.

Schon in der Antike war das Drama

Mutter und Vater zugleich

Von Lachen und Tränen.

Artisten mit Körpern wie Seile,

Geduld wie Stein,

Fingerfertigkeit wie Wasser,

Magier mit schalkhaftem Lächeln,

Fakire, die Feuer atmen,

Wundertäter und Beschwörer,

die uns das Staunen lehrten

und in lautlose Stille versetzten.

Hier lag der Ursprung des Erzählens.

Am Anfang stand das nackte Wort.

Mehr brauchte es nicht,

um die Glut der Vorstellung zu entfachen.

Die wahren Abenteuer liegen im Kopf,

auf Papier gebannt,

sicher vor dem Vergessen

und doch frei wie Wolken im Sommerwind.

Manchmal schwer zu deuten,

manchmal wie eine Verwandlung,

der man sich hingeben muss.

In jedem schlummert ein Hungerkünstler,

ein Chronist von Ländern,

wo Affen und Eggen zu besichtigen sind,

wo Krieg und Frieden ihre Rollen vertauschen,

wo Armut Arbeit ersetzt

und das trunkene Schiff

in surrealen Gewässern schwankt.

Wir lauschen der ersten Deduktion,

die den grausamen Orang-Utan entlarvt,

stehen im dumpfen Pochen

zwischen zwei Menschen und der Schuld,

sehen, wie eine rot maskierte, schwarze Katze

den Raben von der blassen Pallasbüste jagt.

Kinder ziehen in den Krieg,

ohne je das Leben gekostet zu haben.

Und doch –

Ein Löwenzahn reicht zur Hoffnung,

die Küchenuhr tickt noch,

ein Stückchen Brot findet sich im Haus,

und die Ratten schlafen.

All dies –

Geformt von Geist, Händen, Fingern,

deren Werk nicht immer

als Kunst erkannt wird.

Doch wie einer sagte:

In jedem wohnt ein Künstler.

Ob anerkannt oder nicht –

Das Reich der Fantasie

Ist der einzige Ort,

wo der Geist frei atmen kann,

wo keine Mauer hoch genug ist,

um den Traum zu halten.

Dort ist jeder Tag ein Abenteuer,

selbst im grauesten Regen

der Tristesse der Wirklichkeit.

Kunst ist nichts anderes –

Denn man kann auf den Schiffen anderer segeln,

ihre Sterne zählen,

ihre Kämpfe kämpfen.

Und dafür

Sollte man dankbar sein,

denn so wird die Welt

in jedem Augenblick

neu geboren:

in uns, in ihnen – in jedem neu.




Anmerkung von J.B.W:

Gedichte sind nicht so mein Ding habe ich festgestellt... Kann man das hier als Gedicht bezeichnen, frage die Profis hier für einen Freund?... ✌🏻

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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (13.08.25, 21:58)
Die gebrochenen Zeilen definieren es als Gedicht, doch läse es sich vielleicht besser als lyrischer Prosatext ... Der Anfang ganz vielversprechend, doch dann folgt ein buntes Leipziger Allerlei aus Anspielungen auf berühmte Gemälde und Texte. Kunst setzt sich zwar immer mit früherer Kunst auseinander, folgt oder widerstrebt ihr, sucht aber letztlich immer das eigene, und das vermisse ich hier, habe den Eindruck, eine wählerische KI wäre am Werk.

 J.B.W meinte dazu am 13.08.25 um 22:07:
Tatsächlich war es ein Experiment - quasi der Versuch mittels Referenzen aus Musik, Malerei, Film, darstellende Künsten und Literatur, die meinen eigenen Geschmack in den jeweiligen Bereichen skizzieren eine Hommage an Kunst generell zu schreiben. Also an die, die ich mag und die mir Freude bereitet hat. Kunst als erfahrbar Fantasie anderer und Fantasie wiederum als Raum für die Möglichkeit absoluter Freiheit...

Aber wie gesagt, Gedichte sind offensichtlich nicht so mein Ding. Als geglückt würd ich das Experiment nicht bezeichnen 😌
Danke für die Kritik im Übrigen ✌🏻

LG Janosch
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