Vom Reimzwang

Gedicht zum Thema Gedichte/Lyrik

von  J.B.W

„Vom Reimzwang“

von J. B. Weber, 2025


Ein Text, der schlicht das Leben nennt,

weder träumt, verklärt, noch Trug erkennt,

nicht malt, wie’s sein soll – golden, hehr –,

sondern beschreibt, wie’s wirklich wär’:

er ist, so scheint’s, in unsrer Zeit

nur selten noch, steht nicht bereit.

Heut’ will das Dichten froh erhellen,

verdüstern, rühren oder stellen;

es prunkt, es mahnt, es schmückt, es scheint–

doch sagt nur selten, was es meint.

Die Wahrheit schlicht, doch fein bedacht,

mit Wort und Bild auf Punkt gebracht,

wird dann – in Stunden, Tagen gar,

manch Dichter ringt, er stöhnt sogar –

in strenge Form gezwängt, gepresst,

Liegt endlich dann in Reimes Nest.

Denn roh gereicht, so klar, so nah,

schmeckt Wahrheit vielen sonderbar:

zu bitter oft, zu hart, zu rein –

drum muss so sanft verpackt sie sein.




Anmerkung von J.B.W:

Danke an Moppel, aus "nicht träumt" wurde "weder träumt" um das "weder... noch" zu komplettieren 🙂✌🏻

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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (13.08.25, 22:10)
Du unterstellst dem Reimen, dass er die Wahrheit verbiegt, entstellt, garkocht. Das kann der Fall sein, aber auch das Gegenteil ist möglich, und dann wird die Wahrheit besonders einprägsam, denn es gibt auch harmonische und wohlklingende, ja, es gibt humorvolle Wahrheit, und es gibt den Kontrast aus schönem Klang und schrecklichem Inhalt ... Ge- und misslingen kann gereimte und ungereimte Dichtung.

 J.B.W meinte dazu am 13.08.25 um 22:24:
Du hast absolut Recht, aber das Gedicht ist aus meinem persönlichen Empfinden heraus verfasst und nicht als allgemein gültige Wahrheit gemeint. 

Mich engt es ein, wenn ich mir vornehme etwas zu schreiben, was sich reimen soll und ich muss dann manchmal Worte wählen, die dem was ich ausdrücken will nicht so gerecht werden, wie ich das in dem Moment möchte. So ist das eher gemeint.

Zur rechten Zeit ein guter Reim, kann der Wahrheit dienlich sein, ein lustig' Wort zu schrecklich' Zeiten, kann dir ein wohlig Schmerz bereiten... 😉🙂

LG Janosch

 Moppel antwortete darauf am 14.08.25 um 12:50:
dann lass es doch einfach... :)

 Moppel (14.08.25, 12:49)
schön ist das nicht, die guten Reimer mit einem eigenen schlechten Reimgedicht in einem Forum anzugreifen. Die Diskussion ist so abgedroschen wie die Foren alt sind, JBW.Ich zitiere:

"nicht träumt, verklärt, noch Trug erkennt" Es heißt weder... noch
"doch sagt nur selten, was es meint" Unsinn. Man muss eben auch interpretieren können.
"
sondern beschreibt, wie’s wirklich wär’"-der Konjunktiv ist dem Reim geschuldet und macht keinen Sinn. Entweder ist etwas wirklich oder nicht.
In 20 Jahren Forenkontakt lernte ich eines als sicher: Es krakelen nur gegen klassische Formen, sie wären pressend, wer sie selbst nicht schreiben kann.
Also kommt alle paar Jahre mal der ein oder andere wie du eben mit so einem "Gedicht". Muss man wohl aushalten. Sowas wächst scheinbar nach ...
Gruß von M.

 J.B.W schrieb daraufhin am 14.08.25 um 13:42:
Hallo Moppel, 

Anscheinend habe ich nicht bedacht in welchem Maß sich hier einige direkt persönlich angegriffen fühlen. Als Angriff war das Gedicht nicht gemeint 😅.

Ich dachte eigentlich, dass ich in meinem Kommentar klar gemacht hätte, wie das Gedicht gedacht ist (von wegen "Man muss eben auch interpretieren können").
Um es nochmal deutlich zu sagen: Ich habe absolut nichts gegen Gedichte in, wie auch immer, gereimter Form, einige meiner Lieblingsgedichte sind klassische Sonette.
In diesem Gedicht sollte es genau um meine persönlichen Schwierigkeiten damit gehen bzw. um das Gefühl des "durch den Wunsch nach Reim oder eben den Reimzwang eingeengt seins" und die auch impulsiv trotzige Reaktion darauf (als ein Beispiel für selbstreflexive Kompetenz; könnte man das interpretieren). 

Ja, das "nicht" müsste grammatisch ein "weder" sein und ja - sehr aufmerksam bemerkt - das "wär" ist natürlich ausschließlich dem Reim geschuldet! Man könnte fast sagen dem Reimzwang, was der Titel des ganzen Gedichtes ist!!!

Also vielen Dank für die fachkundigen Kritik von der literarisch-lyrischen Seite, aber deinen weiteren Ausführungen und deinem Ton entnehme ich, dass du die Metaebene und meine Intention nicht verstanden bzw. missinterpretiert hast oder ich hab es zu dilletantisch und schlecht rüber gebracht...
Interessant und bezeichnend finde ich auch den - auf mein Alter abzielenden - letzten Satz, der mich im Zusammenhang mit deinen Schilderungen über krakelende Forenkontakte in deiner zwanzigjährigen Forengeschichte vermuten lässt, dass du relativ schnell bereit bist Annahmen über mich als Person zu machen.

"Gute Reimer" angreifen wollte ich mit dem Gedicht auf keinen Fall, also entschuldige bitte vielmals, da du dich ja offensichtlich dazu zählst.
Ich werd auf jeden Fall mal deine Texte lesen um was zu lernen 😉

Sooo ich stelle den spitzen Ton jetzt wieder ab, den ich hiermit ebenfalls zu entschuldigen bitte, aber ich fand den Kommentar einfach ungerechtfertigt, wenn du das anders siehst ist das absolut OK, dann sind wir einfach anderer Meinung. 

Ich wollte nur klar stellen, dass ich alle Formen und Arten von Literatur toll finde ✌🏻

LG
Janosch

Antwort geändert am 14.08.2025 um 14:00 Uhr

 niemand äußerte darauf am 14.08.25 um 14:26:
@ Janosch
Ich find nicht nur nix dabei sich über eine Art des Schreibens auszulaqssen, sondern es mach mir sogar selber viel, viel Spaß
das zu tun. Und in der Tat, es gibt sie, diese Reimzwänge. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in welchen gleich nach der Einstellung eines Gedichtes ein Fachmann/oder Männin ihre "Jägerzaun" aufgestellt hat, mit der Bemerkung: Hier und dort hapert es aber und es hoppelt wie ein Hase  :D  und dann hagelte es Vorwürfe zur "Metriko" einerseits und dann zu der Tatsache, dass besagtes Gedicht
keinen Nähmaschinen-Rhytmus hat  und dass man dies und jesen und so weiter und so fort. Ich habe mich schon des öfteren über Kritiker/und Kaster ausgelassen. Dabei muss man mit Regelhieben
rechnen, aber das war mir immer Wurst wie Pelle  ;)
In diesem Sinne weitermachen! Und sich wohlfühlen, soweit es hier geht! Mit ermunternden Grüßen, niemand

 J.B.W ergänzte dazu am 14.08.25 um 14:40:
Danke an niemand 🤣

Der Name ist der Ermunterung schon zuträglich 😌✌🏻



P. S. : Ja wir wissen, es müsste "Danke an niemanden." heißen. 😉

Antwort geändert am 14.08.2025 um 14:42 Uhr

Antwort geändert am 14.08.2025 um 14:45 Uhr

 Moppel meinte dazu am 14.08.25 um 14:57:
das ist dich Unsinn, J. Hättest du pber dich geschrieben, hättest du LI genommen. Automatisch macht man das eigentlich. "manch Dichter ringt...".
Ja, stellen wir den spitzen Ton ab und einigen uns darauf, dass wir einfach andere Meinung sind.... Das ist immer gut. 
:D

 J.B.W meinte dazu am 14.08.25 um 15:28:
Zitat: "das ist dich Unsinn, J. Hättest du pber dich geschrieben, hättest du LI genommen. Automatisch macht man das eigentlich." 

Ich versteh leider den ersten Teil deines Kommentars nicht ganz. 
"Manch Dichter ringt..."
Ja manch' Dichter (Entschuldigung) also mancher Dichter, in dem Fall ich, ringt Stunden oder Tage mit sich und kommt dabei ins Stöhnen, nur um dem geforderten Reim gerecht zu werden. 

Ansonsten verbleiben wir so 👍🏻🙂

LG
Janosch

Antwort geändert am 14.08.2025 um 15:43 Uhr

 Moppel meinte dazu am 14.08.25 um 17:55:
so, da sind wir ja  am Punkt:
" in dem Fall ich", und das ist ja genau das, was ich am Gedicht bemängele.
Du verallgemeinerst ( sprachlich)etwas, was eigentlich dich betrifft und stößt damit andere vor den Kopf. Die dieses Problem nicht haben. F. ( ich zum Beispiel).
Somit kommt das auf, was ich am Gedicht kritisiere.
Schreib es in LI, dann fühlt sich auch niemand sonst angesprochen. es sei denn, du meinst es doch anders... ;)

 J.B.W meinte dazu am 14.08.25 um 23:25:
Anscheinend verbleiben wir nicht so... 
auch OK 😌

Zunächst eine kleine Randnotiz zu deiner Argumentationskette: Ich empfehle "Eristische Dialektik..." von A. Schopenhauer als Lektüre, kostet nur 1,99€ oder so und einige Kunstgriffe fändest du bestimmt interessant 😅

Also, nachdem ich heute Mittag auch ein paar deiner Arbeiten lesen durfte wird das hier wohl der letzte Kommentar zu dieser Diskussion sein, dafür nochmal ganz ausführlich mit ehrlicher Mühe...

zu "dem Punkt" - den ich hier als mit ausschlaggebend in deiner Argumentation lese - aus deinem letzten Kommentar:

Wenn ich schreibe "manch Dichter" dann bezeichnet das MANCHER " eine unbestimmte, aber nicht unerhebliche Anzahl von Personen also erstmal nicht alle. Von Verallgemeinerung würde ich also schonmal nicht sprechen. Ich beglückwünschen dich herzlichst, wenn du nicht zu dem Adressatenkreis dieses "manch Dichter" gehörst. Ich zähle mich, wie gesagt, zu denen, die mit sich gerungen oder gestöhnt haben, weil sie ihre Gedanken in Reime "pressen" mussten bzw. wollten - teilweise über längere Zeit. 

Der tatsächlich (sprachlich) verallgemeinernde Teil des Gedichtes "in unsrer Zeit" wird durch das "so scheint's" entkräftet... 
siehe Bedeutung / Definition: "es scheint so"
"Heut' will das Dichten..." ist auch sehr verallgemeinernd. So ist es in dem Fall teilweise auch gemeint, ein Hinweis auf die seltener gewordenen, weniger verklausulierten, roheren Gedichte mit weniger verschlüsselten kritischen Aussagen die auch wirklich was bedeuten (rein persönliches Empfinden) und außerdem 
ist es hier auch als Überzeugung der gemeinten Gruppe von Dichtern zu verstehen (man erinnert sich, die späteren Manchen). Der Reimzwang bzw. das starke innere Bedürfnis die Gedanken und Worte in Reime zu "pressen" und darauf so viel Zeit zu verwenden und Mühe, braucht auch eine glaubhaft intrinsische Motivation 😉

Zuletzt noch, ja es steckt auch ein unterschwelliger angreifender Ton in dem Gedicht, aber in keinster Weise auf die Art wie du es interpretiert hast und mit einem Ziel, mit dem du auch nichts zu tun hast. 🙂

Ich wünsche noch einen schönen Abend, gute Nacht und viel Spaß beim Schreiben ✌🏻


LG
Janosch

Antwort geändert am 14.08.2025 um 23:27 Uhr
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