Desiriologischer Entwurf

Cut-Up zum Thema Psyche

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Tiefenpsychologie


Ni dom / Se inferior strebt (Ni) nach sinnlicher Realität wovon auch immer (bei mir ist es die Heimwelt). 

Fi dom / Te inferior fühlt (Fi), dass er Macht haben sollte (Te).

Si dom / Ne inferior versichert sich (Si) gegen Kontingenz (Ne).

Als INTJ will ich, was ich will (Ni will Se-Qualia). Ein INFP will, indem er fühlt: er will ohne Willenskraft. Ich will das nicht werten, sondern verstehen. Der Willensinhalt eines Fi dom wird durch die Te-Funktion beschrieben.

Der Willensinhalt wird durch die inferior function definiert. Ich will als Ni dom nicht unendliche Willenskraft haben, ich will Qualia erleben (Se). Willenskraft habe ich schon. Was will ich damit? Die Welt des Schönen erreichen.

Der INFP fühlt, um zu verwirklichen. Der ENTJ handelt, um zu fühlen.  


Die wertenden Typen sehen meine Wahrnehmung als falsch, krankhaft oder als Getue; sie wollen mich von der Ekelempfindung heilen und mich vom Größenwahn des Sterbens nach perfekter Schönheit abbringen.

Ich empfinde mich selbst manchmal als menschenverachtend, weil fast alle, die ich kenne, dom/inferior auf der wertenden Achse haben, die auch die narrative Achse ist. Aber es ist unmöglich, den Ekel wegzuerklären oder etwas auf Befehl schön zu finden. Doch gerade dazu wollten mich einige der wertenden Typen (z.B. Fi dom oder Te dom) zwingen, und machten mir moralische Vorwürfe.

Ein bekannter Te dom empfindet keinen ontologischen Ekel-Horror, aber hat Angst, dass sich andere Menschen vor ihm ekeln. Ich finde das im Vergleich zu meinem existenziellen Horror lächerlich, er sieht meinen Horror vor dem ontologischen Ekel als Getue.

Auf der Ni-Se-Achse ist die Wahrnehmung nicht relativierbar: etwas ist z. B. ekelhaft oder nicht. Das soziale Leiden auf der Fi-Te-Achse hat hingegen keinen Absolutheitscharakter. Das bedeutet, dass es kein Konflikt gleichrangiger Werte ist.

Bei mir entstand Lebensüberdruss und Suizidalität immer aus existenziellem Horror, nie aus sozialer Enttäuschung. Und es war auch niemals möglich, meine schwere existenzielle Depression durch soziale Mittel zu heilen: ich konnte sie nur mit positiven Qualia heilen.

Desiriologisch spielt die „inferior function“ positiv und negativ die Rolle des Inhaltgebers für den Willen. Si inferior bei einem ENFP oder ENTP wünscht Sicherheit und fürchtet sich vor Routine. Ne inferior bei einem ISFJ oder ISTJ wünscht Abwechslung und fürchtet sich vor Kontingenz.


In diesen Beispielen zeigt sich, wie nah das Gewünschte und das Gefürchtete beieinander liegen können: phobische Angst vor Langeweile und Routine geht mit dem intensiven Wunsch nach Sicherheit und Verlässlichkeit einher. Beides können Aspekte derselben Situation sein. Was bei Se inferior nicht der Fall ist: das Schöne als Desiderat und das Ekelhafte als Horror sind kontradiktorische Gegensätze.


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