Bataillon Stockspitze

Satire zum Thema Absurdes

von  Moppel

Heute ist alles anders. Zeitenwende. Während Omas früher früh verstarben, sind die heutigen Jahrgänge Mitte der 50 bis 60-iger erstaunlich rüstig. Vorzeitig in Rente gegangen, doppelt hüft-implantiert, sind diese Omas fitter als die chillende Jugend.

Kein Wunder. Denn die einen gehen täglich Flaschen sammeln und die anderen trainieren im Tennisclub. Auch auf Demos findet man sie gerne. Da schaltet die Oma ihr Hörgerät ab und macht mit Trillerpfeifen und Gesang mehr Lärm als dreißig betrunkene Mittvierziger es könnten.

Diese Omas fahren wie rasende Eichhörnchen mit ihren E-bikes auf Gehwegen und grundsätzlich links. Wählen tun sie heimlich rechts, aber wenn der  woke Schwiegersohn meckert, bleiben sie mittig. DAS Tribut hat nur diese nur diese Generation, Reich an Erfahrung, flexibel wie ein Vorwerg-Staubsaugerschlauch und noch lange nicht tot.

Ein ungeheures Potential an ungenutzter Energie. Verschwendet sozusagen, denkt Boris Pistatius, seines Zeichen Kriegsminister unseres Landes. Und plant Ungeheuerliches. Er will diese Oma-Generation militärisch nutzen.

Ja, komm, wat? Diese Woodstock-Elfen, haben die je etwas ihrem Staat zurückgegeben? So wie ihre Vorfahren?  Die Ännes, Elfriedes, Marthas und Luises haben dieses Land mit blutigen Händen aus Trümmern wieder aufgebaut. Ihre Töchter, die Irmgards, Giselas und Brigittes haben gedarbt, auf ihre kleinen Geschwister aufgepasst, während Mama Steine schleppte. Ihre Väter waren vermisst. Nur deren Töchter, die Monikas, Susannes, Angelikas und Petras, die wurden in den Wohlstand geboren. Bekamen alles nachgeworfen. Fernsehen, Telefon, Gesamtschulabitur und mit achtzehn einen VW- Käfer. Ja und sie selbst? Sie wollten Karriere machen, haben aber dann doch nur halbtags gearbeitet, weil der Mann es nicht wollte. Sie haben wenige Kinder bekommen und konnten doch nicht mal backen oder Erbsensuppe kochen. Und die, genau die, müssen jetzt ran! Als Kampfgeschwader der Stockspitzen schwärmen sie aus und angeln russische Drohnen von Garagen und aus Bäumen. Oder vom freiem Himmel herunter.

Welche russischen Drohnen?

Na die, die jetzt alle kommen werden, sagt Pistatius. Polen, Estland, Rumänien. sie sind überall - und bald auch hier. Aaah ja. Und unsere einzige Abwehrwaffe, den Panzer Gebhard, hat die Ukraine. Oder das Museum. Und deshalb kommen jetzt die Omas!

Zum Zwecke der Bewaffnung des „Bataillons Stockspitze“ hat man bei Ruhrmetall extra eine ausfahrbare Stockspitze in Auftrag gegeben. Jaaa, es gibt sie noch, die genialen Erfinder in unserem Land!

Für jede runtergeholte Drohne soll es einen Rentenpunkt mehr geben, plant Pistatius, man muss Spitzen-Personal motivieren. Hat man von Amerika gelernt. Das Gesetz zur Verpflichtung der Alten zu einem militärischen Pflichtjahr soll nächste Woche in die Abstimmung gehen.

Mit großen Schritten geht auch der Bau der altersgerechten „Klingbeil-Kaserne“ in Pfuhl bei Suhl voran. Mit erhöhten Toiletten, begehbaren Duschen und Doppelmatratzen. Deutschland rüstet auf.

Geheimwaffe Flowerpower- Oma. Das checkt der Russe nie! Deutschlands Siegespotential liegt eben im Überraschungseffekt.

Nicht alle sind allerdings von dieser Idee so begeistert. Die Cafes und Eisdielen befürchten Umsatzeinbußen im dreistelligen Bereich, die Reisebüros im Vierstelligen.

Die nächste Generation fürchtet um den Wegfall ihrer Enkelsitter und dass der demente Opa das Haus abfackelt, weil er sich jetzt selber Essen kochen muss. Millionen von Hunden und Katzen verelenden. Traurig. Aber unabänderlich. Der Dienst am Staat geht vor.

Die meisten Omas gehen jedoch gleich zum Orthopäden, Termine sind kaum mehr zu bekommen. Lassen sich krank schreiben. Kennt man ja, diese Generation hat  sich doch wegen eines Herpes „kaputt“ schreiben lassen.

Nur eine ist guten Willens und fragt listig: Darf man die Drohnen, die man abfängt, dann behalten? Und hofft insgeheim, dass sie mit einem knackigen, jungen Russen bemannt ist…

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 niemand (21.09.25, 11:15)
@ Moppel
Das ist eine Deiner allerbesten Satiren, die ich gelesen habe     :D     :D     <3
Da erübrigt sich jeder Kommentar, liebe Monika.
So herrlich auf die Schippe zu nehmen, dass ist Deine Spezialität!
Mit lachenden Grüßen, Irene

 Moppel meinte dazu am 21.09.25 um 12:16:
Ja, liebe Irene, wie sagten de Höhner so schön: 
Die Kunst ist die Kunst, über sich selbst zu lachen.
Die meisten Menschen aber können nur andere auslachen. Und das war nie meines ...
Danke dir und lG von M.

Antwort geändert am 21.09.2025 um 12:19 Uhr

 Anfank (21.09.25, 12:07)
Das wäre dann sozusagen der russische Drohnenbringdienst, liebe Agneta ...

 Moppel antwortete darauf am 21.09.25 um 12:17:
:D wie war das bei der Schuhwerbung von Zadingsda, Aaron: Wenn du vor Freude schreist... GGG und danke von M.

PS. Ich brauch keinen mehr, hab ja schon. Deswegen war ich letzte Woche schon beim Orthopäden... :D

Antwort geändert am 21.09.2025 um 12:17 Uhr

Antwort geändert am 21.09.2025 um 12:19 Uhr

 Anfank schrieb daraufhin am 21.09.25 um 12:31:
Bei meinem Orthopäden hängt schon mein Bild am Eingang: Patient des Jahres.

 niemand äußerte darauf am 21.09.25 um 17:29:
@ Aron
Ist das Bild mit, oder ohne Ruckgrat? Na, ja, wegen der Einschätzung.  8-)

 harzgebirgler (21.09.25, 15:14)
sieht man als raubtier den russischen bären
gilt's dessen gier sich rüstig zu erwehren.

lg vom harzer
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