Machs gut, altes Haus

Gedicht

von  Janna

Wie viele Menschen hast du gut behütet
und selbst zwei Kriege schadlos überstanden.
Manch stürmisch Wind hat über'm Dach gewütet.
Darunter, wo sich Schwalbennester fanden
und  wilder Wein bis an die Fenster kroch,
es täglich aus der Küche köstlich roch,
darunter lebten Menschen, jung und alt,
sie lachten, weinten, spielten, aßen, schliefen;
du schenktest ihnen Wärme, Platz und Halt.

Und über all dem bunten Leben liefen
die Jahre fort. Du wirktest strapaziert
doch plötzlich war kein Mensch mehr int'ressiert
an deinen viel genutzten hohen Räumen,
den Flügelfenstern und den Sandsteinmauern,
dem Garten mit den sturmerprobten Bäumen.
Nicht zeitgemäß. Sie ließen dich versauern,
bis deine starken Mauern Risse zeigten
und Schieferplatten sich vom Walmdach lösten,
die Zimmerdecken sich zum Boden neigten
und die Tapeten jede Wand entblößten.
Nun musstest du der Abrissbirne weichen.

Man ließ die Zeit nicht tatenlos verstreichen,
bald stand auf deinem Platz ein neues Haus;
ein Betonklotz, so seelenlos und kalt
kein Duft, kein Kinderlachen weht hinaus;
doch trotzig drängt aus einem kleinen Spalt
nebst Schotter und Gestein ein Löwenzahn
und bricht sich unaufhaltsam seine Bahn.



Anmerkung von Janna:

2019

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