Von der schützenden Anonymität im Internet allgemein und bei keinverlag im Besonderen

Kurzgeschichte zum Thema Selbstbild/Selbstbetrachtung

von  ViolaKunterbunt

Geschrieben habe ich schon seit Jahren gerne. So sammelten sich Gedichte und Geschichten in der berühmten Schublade, - wurden nur manchmal herausgeholt, um sie einem ausgesuchten, sozusagen handverlesenen Publikum zu zeigen.
Von diesen Menschen, die mir natürlich durch die Bank wohl gesonnen waren, - anderen hätte ich meine geistigen Ergüsse ja auch gar nicht gezeigt, - bekam ich immer nur die positivsten Rückmeldungen.
Eigentlich wartete ich darauf, dass irgendjemand mal sagen würde, dass er einen Schwager hat, der wiederum einen Bekannten und dessen Schwester mütterlicherseits arbeitet in verantwortungsvoller Stelle in einem Verlag, und genau die würde ganz bestimmt auf genau meine Texte warten und sie mit Begeisterung veröffentlichen wollen… oder so ähnlich…
Das passierte natürlich nicht, - jedenfalls bis heute… - und so musste ich mir was anderes einfallen lassen, um das Schubladen- Dasein meiner Texte zu verändern.
Mit meinem wachsenden Interesse am Internet kam dann bald der Gedanke, eine eigene Internetseite aufzubauen, auf der ich dann endlich alles unterbringen und der Öffentlichkeit bekannt machen konnte, was mir am Herzen lag.
Natürlich benutzte ich dafür, als Titel der Page, meinen phantasievollen Namen, den ich mir mal in einem autobiographischen Märchen gegeben hatte.
So erkennt man mich auch nicht sofort….
Dass ich im Impressum meinen vollständigen Namen angebe und natürlich all meinen Bekannten diese HP empfahl, tat der Sache mit der Anonymität ein wenig Abbruch, aber ….. was soll es…

Mit so einer Homepage ist es ja so eine Sache. Man sieht anhand der Statistiken, dass viele Leute zu Besuch kommen und ein paar Seiten anklicken, - man bekommt auch ab und an mal einen Kommentar ins Gästebuch, der dann allerdings oft sehr allgemein gehalten ist und lediglich etwas über das Gesamtbild aussagt, aber ein Kommentar zu den Texten an sich ist nun eher sehr, sehr selten.

Und irgendwann, bei meinen stundenlangen Surfattacken im Internet, immer auf der Suche nach interessanten Seiten, - mich immer wieder in andere Gästebücher eintragend, um wiederum andere auf meine Seite aufmerksam zu machen, kam ich auf die KeinVerlag Seite.
Die Schwarz-Weißigkeit dieser HP entsprach zwar nun so gar nicht meinem persönlichen, vielfarbigen Weltbild, - aber inhaltlich sprach es mich doch alles sehr an, was ich da so las.

Ab diesem Moment war es um mich geschehen. Ich hatte eine neue Sucht gefunden. Neben Schokoholismus, Nikotin-, Kaffee-, Grübel-, Sex-, Ess- Pünktlichkeits-, PC- und diversen anderen Süchten setzte sich nun auch noch die KV- Lese- Sucht in meiner Persönlichkeitsstruktur fest.
Es dauerte auch nur wenige Stunden, bis ich mich dort registrierte, um ungehindert nun auch Kommentare dort abgeben zu können.
Selbstverständlich benutzte ich wieder meinen „Decknamen“.  Hier kannte mich ja niemand, und ich fand es faszinierend, in dieser anonymen Umgebung nun auch meine Gedichte und Geschichten zur Diskussion stellen zu können.
Es war für mich eine Offenbarung, dass tatsächlich schon Stunden später die ersten Leute auf meine Autorenseite gekommen waren und sich meine Texte durchgelesen hatten. Da schrieben tatsächlich völlig fremde Personen einen Kommentar dazu. Faszinierend!

In diesem geschützten Rahmen der Anonymität stöberte ich täglich stundenlang in den geistigen und psychischen Tiefen anderer Autoren und konnte meine Anmerkungen dazu abgeben. Sicherlich verrieten manche Andeutungen, die ich da so unbedacht, - weil völlig anonym, - von mir gab, genauso viel über mich, wie die betreffenden Texte über den Autor.

In diesem Forum konnte ich nun auch Texte einstellen, die ich auf meiner eigenen Homepage weggelassen hatte, mit dem Hintergedanken, dass vielleicht doch nicht jeder meiner Arbeitskollegen die tiefsten Tiefen meiner Seele kennen müsste.
Aber hier in der Anonymität von KV konnte ich dann auch diese Dinge veröffentlichen.
Welcher kleine Teufel mich allerdings ritt, als ich die KV- Seite auf meiner HP verlinkte, das weiß ich nun auch nicht so genau. (Böswillige Menschen würden es vielleicht mit himmelschreiender Naivität bezeichnen.)

Aber mit der so angenehm empfundenen Anonymität ist es dann wohl auch bald ganz vorbei, wenn es so weitergeht wie bisher. Noch keine drei Monate registriert im KV- Forum, entwickelte sich ein angeregter Briefwechsel über die Nachrichtenzentrale mit einer anderen Autorin. Ausgerechnet eine, die ungeheuer aktiv durch alle Sparten kommentiert und so ziemlich alle anderen Autoren bestens kennt. (zumindest über deren Texte.)
Schon kurze Zeit später kam sie mich, samt Ehegatten, der auch im KV aktiv ist, besuchen, um bröckelnden Kuchen zu essen und meine kleine Farm kennen zu lernen.
Dem Nachmittag mit Ehepaar G. folgte schon zwei Wochen später ein Wochenende mit Autorin G. in Katwijk aan Zee, wo sich die Anonymität bei langen Strandläufen und stundenlangen Gesprächen dann ziemlich verflüchtigte.

Zum Abschluss wird dann das geplante Sommertreffen endgültig meinen naiven Vorstellungen einer im Hintergrund bleibenden Mitgliedschaft bei KV den Garaus machen.


Aber unter diesen Text setze ich nun nicht meine Unterschrift.
Ich will anonym bleiben.

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Kommentare zu diesem Text

SylviaB (49)
(09.02.05)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 09.02.05:
Vielen Dank, liebe Sylvia.
Wieso konntest Du mir hier schreiben???? Ich bin doch anonym !!!
SylviaB (49) antwortete darauf am 09.02.05:
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orsoy (44) schrieb daraufhin am 09.02.05:
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SylviaB (49) äußerte darauf am 09.02.05:
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 BrigitteG (10.02.05)
Hihi. Der Kuchen war sehr lecker und sehr bröckelig ... Der Schluß von Deinem Text ist spitze! Und gekichert haben wir am Strand auch viel, und in Holland trinkt man Kakao und isst pommes, liebe alpha! Liebe Grüße von Brigitte.

 ViolaKunterbunt ergänzte dazu am 10.02.05:
Mensch Brigitte! Ich hätte es auf jeden Fall geheim gehalten, dass Du das warst... - ich hätte nicht gepetzt und Du hättest ganz anonym bleiben können. Kein Mensch hätte Dich erkannt, aber Du musst ja alles ausplaudern... Wie sollen wir da unser Inkognito wahren?
Anonyme Grüße

 AndreasG meinte dazu am 11.02.05:
Hallo ... *nachdenk* Wie hieß sie noch?
Ich kenne mich nicht einmal selber, wie soll ich da andere kennen lernen? Außerdem bin ich so vergesslich, dass ich ein prima Geheimnisträger wäre. Keine Sorge also.
Liebe Grüße, ... *im-personalausweis-nachschau* Andreas

 BrigitteG meinte dazu am 11.02.05:
Gut, dass ich jetzt wieder sehe, wie mein Mann heißt. Er wollte doch anonym bleiben ...
AliseaAvery (32)
(10.02.05)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 10.02.05:
Da magst Du recht haben. Und mit jedem Jahr, das ich älter werde, steigt die Zahl derer, die mich am Allerwertesten lecken können....
Liebe Grüße,
Viola
Fidibus (47)
(14.02.05)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 14.02.05:
*grins* VK
Struppigel (27) meinte dazu am 15.02.05:
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 11.05.05:
*hihi*
PraesidentDeath (24)
(04.05.05)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 11.05.05:
Danke ! Kunterbunte Grüße, Viola
Symphonie (73)
(08.05.05)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 11.05.05:
Verrat das bloß keinem! Liebe Grüße, Viola *flüsternd*
Angel (43)
(10.05.05)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 11.05.05:
Ganz lieben Dank. Das mit der Anonymität ist natürlich irgendwie völlig daneben gegangen. Kunterbunte Grüße, Viola
fressratte (20)
(01.06.05)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 01.06.05:
danke für den Tipp! Aber nu ist es sowieso zu spät. Spätestens am 18.6. beim großen Treffen kann ich meine Anonymität in der Pfeife rauchen.
Angelika Dirksen (62)
(19.11.07)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 19.11.07:
Da sag ich mal herzlichen Dank für diese freundliche Einschätzung.
Ich freue mich sehr, dass Dir meine Texte gefallen.
Liebe Grüße,
Viola
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