Wer soll das noch verstehen

Engagiertes Gedicht zum Thema Arbeit und Beruf

von  rela

Bonzen machen aus Menschen Zahlen.
Überflüssige Kostenstellen lassen sich besser ausradieren,
als Gesichter.

Manager setzen sich Denkmäler aus Rationalisierungslisten,
sich anerkennend die eigenen Schultern klopfend.

Ihre gefügigen Adjutanten bilden Arbeitskreise rechnen Profite aus
und wählen die gesichtslos gewordenen Opfer.

Aus den Werkstoren schleichen fleißige Menschen mit gesenkten Häuptern
in die unbekannte Welt der Arbeitslosigkeit.

Nicht mehr benötigtes Können und Wissen strömt scharenweise in die
Arbeitsagenturen um festzustellen, dort auch nur eine Nummer zu sein,
die niemand mehr braucht.

Und die Bonzen suhlen sich im Ruhm der eingesparten Kosten,
streichen sich die Erfolgsprämien ein, bezahlt von zerstörten Existenzen,
verlorenen Häusern, hungernden Mäulern, fragenden Kinderblicken
und Tausenden Tränen.

In den Sozialamtern warten Schlangen von Menschen die von entnervten
Sachbearbeitern unliebsam abgefertigt werden. Ängstlich um ja keinen
Unmut heraufzubeschwören verkaufen sie ihre Seelen.

Die Kontoauszüge, das letzte Hemd, nichts darf verborgen bleiben.
Nackt und entmündigt, der letzten Würde beraubt. Menschen die viele
Jahre in Sozialkassen gutes Geld einzahlten, werden zu Bettlern.

Ein fehlender Beleg und die Sozialhilfe wird zurückgehalten.
Wer niemanden kennt den er anpumpen kann, hat verloren.

Besser auch, man wage sich nicht zu sterben.
Die nicht übernommenen Kostenanteile bringen die hinterbliebene
Familie dann völlig in den Ruin.
Von Blumen auf dem Sarg darf man sich gedanklich verabschieden und
ein Leichenhemd ist ebenfalls überflüssiger Luxus.

Ältere Menschen sollen noch mehr Jahre arbeiten, warum nicht gleich
bis man den Sargdeckel über ihnen zuschlagen kann, das entlastet die
Rentenkassen. Junge Leute stehen ohne Job auf der Strasse, chancenlos.

Lehrstellen für unsere Jugendlichen sind wie sechser im Lotto
und die es schafften eine zu finden, sind dann ausgebildete Arbeitslose.

Große Firmen lassen im Ausland von dort schlecht bezahlten Menschen
produzieren, die deren Produkte nicht kaufen können und in heimischen
Fabriken fertigen Arbeiter, die aus Angst um den Arbeitsplatz noch mehr
und schneller ohne murren arbeiten, Produkte, die sich keiner mehr leisten
kann.

Politiker machen große Versprechen die nach den Wahlen ebenfalls
wegrationalisiert werden.

Trotz leerer Staatskassen werden aus vielen Steuergeldern immer noch
Waffen statt Brot

....  und ein gebeuteltes Volk schweigt


Anmerkung von rela:

So nun ist es raus, was mir am Herzen liegt und mir
so paradox erscheint.
Einem Menschen ohne jegliche politische Ambitionen
aber mit sehenden Augen und hörenden Ohren.

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Kommentare zu diesem Text

fly-away (42)
(25.06.05)
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 rela meinte dazu am 25.06.05:
Habe leider keine Ahnung von Politik aber die derzeitige Situation, die Erzählungen von
Betroffenen, Situation im eigenen Betrieb, Berichte in den Medien. Das alles empfinde ich im Moment wie ein Wecker der laut Alarm schlägt. So kann und darf mit Menschen nicht mehr lange umgegangen werden. Menschen haben Seelen die verletzt werden und eine Welle von psychisch Kranken wird wohl die Folge sein. Trotzdem schweigen sie, wie brave Lämmer, scheinen nur im eigenen Umfeld zu jammern. Sehe ich ja schon bei der Reaktion auf meinen Text, zu dem ich dachte, daß er menschliche Reaktionen hervorrufen würde die gar nicht politisch ausarten müssen. Freue mich, daß wenigstens einer hier ist, der den Text verstanden und was dazu zu sagen hat. Danke u. Gruß, Rela

 Mondsichel (29.06.05)
Ich bin absolut Deiner Meinung und ich frage mich wie lange das Volk denn noch schweigen und alles ertragen will? Solange bis man an seinem Schicksal zugrunde geht? Ich will es nicht akzeptieren. Die Politiker sitzen dick und fett auf ihrem Stuhl, der scheinbar angewachsen ist. Suhlen sich im Luxus und nehmen denen die schon kaum noch was haben, noch mehr weg. Wenn ich da an die Mehrwertsteuer Sache denke, wird mir schon ganz schlecht... So schafft man kein Wirtschaftswachstum und keine Arbeitsplätze...

 rela antwortete darauf am 01.07.05:
Freue mich über deinen Kommentar zu diesem heiklen Thema, denn das Volk schweigt
nunmal. Schön daß du das so siehst wie ich. So sind wir hier schon zu dritt. LG,Rela
Symphonie (73)
(13.07.05)
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 rela schrieb daraufhin am 16.07.05:
Liebste Ela, habe nun erst mal Back to the roots gelesen und stelle fest, eine sehr ähnliche Problematik. Frage mich wirklich ob die Menschen alle aus Angst schweigen
oder aus Desinteresse. Schade, denn es wäre wirklich wichtig solche Dinge zu diskutieren
um die Hintergründe besser verstehen oder begreifen zu lernen. Grüße dich, Rela
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