Melancholie

Erzählung zum Thema Melancholie

von  Mondsichel

Ich wünschte, dieser Moment würde nie vergehen. Mit einer Stimme die aus unendlich fernen Welten zu kommen schien, sprach sie zu mir die altbekannten Worte: „Wir werden uns wiedersehen!“ Ihr Lächeln ließ neue Blumen in der Einöde wachsen, die in meinem Herzen entstanden war. Doch das sie gehen musste, hatte ich nicht vergessen.

Ein letztes Mal noch streichelte ich über ihr Gesicht, dann trat sie ein Stück von mir zurück. Ihre starken Schwingen begannen sich zu bewegen und trug sie hinauf zu den anderen, die dort auf sie warteten. Das Licht wurde immer greller und schließlich flogen sie dem All entgegen. Immer höher und höher flogen sie hinfort. Am liebsten wäre ich mit ihnen gegangen, doch das ging nicht. Ich war kein Engel, ich war ein Mensch, dessen Zuhause die Erde war. Irgendwann erschienen sie meinen Augen nur noch wie eine Formation Sterne, eine unter unendlich vielen. Schließlich war die Sonne so hell, das auch ihre Lichter nicht mehr zu sehen waren. Ich war allein zurückgeblieben, lange kam ich damit nicht klar.

Nach und nach verschwanden dann schließlich auch sämtliche Mitglieder des Teams spurlos vom Erdboden. Es war als wären sie niemals da gewesen, als hätten sie nie existiert. So löschte sich die Existenz der Band auch völlig aus der Erinnerung der Menschen. Nur ich konnte mich noch an sie erinnern. Ich blieb lange Zeit in mir versunken, denn mich schmerzte die Trennung von ihr sehr. Sie hatte mich verzaubert, mit ihrem ganzen Sein, mit ihrer Liebe und ihrem Lächeln. Immer wieder erinnerte ich mich an die letzten Stunden die wir verbracht haben. An die Nacht in der die Leidenschaft uns durch die Täler der Sehnsucht führte. All dies, es tat so weh in mir. Und so begann ich darüber zu schreiben. Die melancholischen Texte fanden extremen Anklang bei Silven, der sich sofort mit den anderen an eine geeignete Vertonung setzte. Mit unserem darauf erscheinenden Album „Engelsflügel“ brachen wir alle Rekorde, die Leute waren süchtig nach uns und dem was wir taten. Wir waren nun in die melancholische Richtung der Musik gewechselt und trafen damit vollkommen den Nerv der Zeit. Denn auch die Weltsituation war nicht gerade zum Besten bestellt. Viele versuchten sich wahrscheinlich mit unseren Liedern von dieser Tatsache abzulenken.

Keiner wusste wie es am nächsten Tag sein könnte, ob morgen nicht schon ein viel größerer Krieg die ganze Welt ins Unglück reißen könnte. Wahnsinnig genug für so was waren die Politiker ja. Im Grunde lebte fast jeder in Angst, der Horizont hatte sich unglaublich verdüstert. Doch mich machten ganz andere Dinge nachdenklich...

Die Liebe war mir aus dem Herzen gerissen worden. Kein anderes Mädchen hätte so viel in mir entfachen können, wie Daria es getan hatte. So kehrte ich dieser Welt den Rücken, denn Liebe bedeutete nur Schmerz. Ich hätte so viele haben können, doch ich wollte nur jene die mir im Morgengrauen entflohen war. Niemals könnte mir eine andere dies ersetzen was ich für meinen Engel empfand. Und ich wollte weder mir noch dem Mädchen, das mich vielleicht ehrlich liebte, weh tun. Es wäre nicht das gewesen, was ich wollte, was ich sehnte, was ich begehrte. Dieses Feuer meiner Sehnsucht gehörte nur Daria. Ich wartete auf ein Zeichen von ihr, doch es passierte nichts. Die Zeit ging langsam voran und ich verging mit ihr. Es schmerzte mich unendlich, manchmal fühlte ich mich leer und taub. Da war etwas aus meinem Herzen gerissen. Ich dachte schon daran einfach alles über Bord zu schmeißen, die Musik, mein Leben.

(c)by Arcana Moon

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram