Vor kurzem, ich war auf dem Weg zum Einkaufen, bin ich, dem Zufall geschuldet, in eine Demo gestolpert. Es war eine Kombination gegen Studiengebühren und Verwaltungsreform der Universität und alle standen eng gedrängt vor einer Bühne. Es wurden auch Reden gehalten, gehaltvoll und stimmgewaltig, jedenfalls erschien es wohl den Anderen so.
Sie bejubelten jeden dritten Satz - mathematisch sogar ziemlich präzise, vermutlich war diese Fakultät geschlossen angerückt, "Gesicht zeigen" - in meinen Ohren war das stimmgewalttätig
Alles nur laut,
nicht mehr.
Mit einem Kopfschütteln
wollte ich mich durch die Menge bahnen, aber es schien so etwas wie eine natürliche Fluktuation in der Herde zu geben. Sie kreisten um sich selbst, so dass jeder mal am kalten äusseren Rand stehen muss, jedenfalls fand ich mich plötzlich direkt vor der Bühne wieder.
Verärgert erklomm ich das Pult und begann eine feurige Rede, wobei ich peinlich genau darauf achtete, dass jeder dritte Satz ein Schlagwort zum Jubelieren parat und sich der Sinn ansonsten möglichst in Grenzen hielt.
Hier und da ein Widerspruch,fehlgeleitete Argumentationen und alles fein verpackt.
Die Zustimmung schlug in perestaltischen Wellen regelmäßig über mich hinweg und irgendwann konnt ich nicht mehr!
"Ihr verkotzten Ego-Schweine! Das Studium enthält keine Denker mehr, nur noch Wisser. Nur noch Geleckte, die gelernt haben durchzukommen.
Der einzige Unterschied zum Normalbürger ist, dass ihr den Fahrstuhl nehmt, wo sie die Treppen laufen.
Verfluchtes Konformistenpack!!!"
Zum Abschluss ließ ich dann noch den Hosenbund meine Kniekehlen liebkosen und urinierte in die fassungslose Menge, die mit offenem Mund da stand, als Ausdruck meiner Abscheu.
Ich wendete mich, um meinem blanken Arsch das letzte Wort zu geben, doch gerade als sich der Schlußpunkt löste, kam ihre Standardantwort - frenetische
Zustimmung. Sie brach den letzten Funken Hoffnung in mir.
"Ihr klatscht echt für jeden Scheiß!!![/i]"
brüllte ich aus vollem Halse, bevor ich tränenüberströmt von dannen stürzen musste.