Violas kunterbunte Welt
Emotionen und Irritationen
Eine archivierte Kolumne von ViolaKunterbunt
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Die Bäckerblume
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Es soll ja tatsächlich noch Geschäfte geben, in denen man was geschenkt bekommt, - so als Zugabe. Apotheken sind da immer ziemlich großzügig; angefangen bei Tempotüchern, Seifen- Stückchen, Proben jeglicher Badesalze, Aufbaukuren für die Haare und besonders erbauend immer die Creme für die alternde Haut. Auf jeden Fall gibt es dann aber zusätzlich noch die Apotheken Rundschau und ein extra Blättchen für die Senioren, die sogenannte Rentner- BRAVO (mit Übungen zum Gedächnistraining); außerdem gibts auch noch was für Kinder, mit spannenden Rätseln und Wissenswertem über Biber und Marder. Da kann man sich schon mal mit Lektüre fürs ganze Wochenende eindecken.
In Blumengeschäften findet man auch gerne mal die Zugabe- Heftchen von Fleurop, wo einem gezeigt wird, wie man professionell Veilchen knotet.
Aber was ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr in der Hand hatte, ist die original Beilage aus der Bäckerei. Und wenn ich mir je Gedanken darum gemacht hätte, dann hätte ich gedacht, dass die Herstellung längst aus mangelndem Interesse eingestellt worden wäre.
Doch siehe da, am letzten Sonntag brachte mir mein Herzensgatte neben den leckeren Sonntagsbrötchen auch die aktuelle Bäckerblume“ mit.
Während wir in die frischen Hörnchen bissen, amüsierten wir uns königlich über das nicht mehr ganz so frische Aussehen dieses Blattes.
Beim gesamten Layout hat man den Eindruck, dass es noch immer derselbe Verantwortliche ist, der schon in den 70er Jahren so werbeträchtige Artikel zusammengestellt hat. Es sind Bilder zu finden, bei denen ich jede Wette eingehen würde, dass sie vor 1975 fotografiert wurden.
Doch der absolute Clou sind die Witze auf der letzten Seite. Wir haben wieder genauso herzhaft darüber gelacht, wie schon vor 30 (oder mehr) Jahren.
Ein Beispiel nur, (und ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier auch nur einen gibt, der den noch nie gehört hat.):
Der Friseur hat seinen Kunden, den alten Eberhard, bereits zum dritten Mal beim Rasieren geschnitten. Um von seinem Missgeschick abzulenken, beginnt er ein Gespräch: „Waren Sie schon öfter bei uns?“ Eberhard: “Nee, den Arm habe ich im Krieg verloren!“,
Als ich diesen Witz das erste Mal hörte, da war der 2. Weltkrieg erst 20 Jahre her. Aber selbst da war es schon nicht mehr so wirklich üblich, sich beim Friseur rasieren zu lassen.
Der literarische Höhepunkt der Bäckerblume findet sich dann in dem Abdruck eines Romans, dessen 5. Fortsetzung mit den Worten beginnt:
Daddy wollte eigentlich den neuen Walt Disney Film „Susi und Strolchi“ mit mir und meinen Brüdern zusammen anschauen, aber er durfte uns nicht alle gleichzeitig aus dem Heim holen.,
(Nur zur Information: Susi und Strolch ist 1955 erschienen.)
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(09.09.05)