Gegenschlag
Verstand vs. Irrsinn
Eine archivierte Kolumne von Melodia
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Billige Götzen
Wer kennt das nicht: Man fährt auf einer öden Bundesstraße in den Abend hinein, es dämmert bereits leicht. Seit Stunden ist man unterwegs, ohne Pause und allmählich breitet sich ein dezentes Hungergefühl in der Magengegend aus. Und dann siehst man es, klar und aus der Ferne weithin strahlend, ja verheißungsvoll. Das goldene M.; Leuchtfeuer der Fettleibigkeit, heiliger Gral des Herzinfarktes! Ich für meinen Teil, schüttele mich kurz vor Ekel und fahre weiter, denn lieber würde ich elendig verhungern, als auch nur einen Bissen dieses sogenannten „Essens“ in meinen Rachen führen.
Wie man vielleicht merkt bin ich kein Unterstützer der weltweit bekannten Fast-Food-Kette. Genau genommen von keiner der Bekannten. Angefangen beim offensichtlichen Grund, dem Nahrungsangebot. Es muss doch schon jedem aufgefallen sein, dass Burger, Pommes, Chicken Wings und Co., die von Plakaten auf uns hernieder blicken oder uns aus dem Fernseher heraus ansprechen, in der Realität optisch um einiges erbärmlicher und unappetitlicher aussehen. Ich habe noch nie frischen Salat oder saftige Tomaten gesehen. Von anständigem Brot oder Fleisch ganz zu schweigen. Es sieht immer billig und lieblos hingerotzt aus.
Wo wir gerade beim Thema billig sind: Das ist vermutlich auch mitunter der einzige Grund, warum diese ganzen globalen Fast-Food-Ketten so erfolgreich sind. Das, sowie durch betrunkene Menschen, die um 5 Uhr morgens auf der verzweifelten Suche nach Kohlenhydraten sind. In Kombination mit einem flächendeckenden Netzwerk an Filialen ergibt das eine unheilige Allianz aus Hunger und Geiz. Eine denkbar ungünstige Vereinigung. Was dann folgt hat etwas von einem unglücklichen One-Night-Stand: Reue, Ekel und die vorwurfsvolle Frage an die Freunde gerichtet, wie sie das nur zulassen konnten. Aber die grassierende Geiz-ist-geil-Mentalität und eine geradezu religiöse Verehrung für den schnellen Imbiss verführt viele dazu, eher 1 Euro für einen „Burger“ auszugeben, als 7 Euro für einen frischen Salat in einem richtigen Restaurant. Da stimmt einfach grundlegend etwas nicht, wenn man sich lieber den Magen chemisch reinigt, als ein bisschen mehr Geld auszugeben.
Dabei übertreibe ich keineswegs. Es gibt mehrere Videos, Bilder und Berichte im Internet, die zeigen, dass Fritten und Burger solcher Ketten selbst nach 20 Jahren quasi noch exakt wie am Tag des Kaufes aussehen. Ungekühlt, wohlgemerkt! Das kann nicht gesund sein, geschweige denn noch irgendwas mit Nahrung zu tun haben. Es sind künstlich fabrizierte Massenprodukte zur Schnellabfertigung ignoranter oder ignorierender Menschen. Kein Wunder, dass selbst fünf Cheesburger nur kurzfristig sättigen, wenn überhaupt.
Hinzu kommen die zahlreichen Kooperationen mit anderen kulturellen Säulen unserer zivilisierten Welt. Zum Beispiel mit Coca-Cola, Disney, FIFA etc. Also alles illustre Unternehmen, die sich unter anderem durch Steuerhinterziehung, Kinderarbeit, Ausbeutung und der Zerstörung von Infrastruktur sowie landwirtschaftlicher Nutzflächen mit sozialen und ökologischen Folgen auszeichnen. Exquisite Gesellschaft, um es nicht die eigentliche Achse des Bösen zu nennen.
Dem aufmerksamen Leser ist aufgefallen, dass ich kein großer Freund von Fast-Food-Ketten dieser Kategorie bin. Doch nun gibt es ein kleines Geheimnis: ich habe noch nie in meinem Leben irgendetwas bei einer dieser Ketten gegessen. Weder bei McDonald’s, noch Burger King oder KFC, sowie Subways. Wenn es deswegen ist noch nicht mal Starbucks! Und darauf bin ich durchaus stolz. Vermutlich denken jetzt einige von euch: wie kann man ohne persönliche Erfahrung über etwas schreiben? Es geht, wie ihr seht. Man muss absolut nichts von diesem „Essen“ versuchen, um zu erkennen, dass da etwas Wahres dran ist. Aber es mag kulinarische Masochisten geben.
Ansonsten sollten wir vielleicht alle versuchen bewusster zu essen. Wenn dann Staat, Restaurants und Fast-Food-Ketten sich auch noch ein paar sinnvolle Gedanken dazu machen würden, wäre allen geholfen.
Bis dahin, guten Appetit!
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
(06.12.17)
Nichts für ungut!