KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
Dienstag, 01. Januar 2008, 23:12
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TIRA MI SU !
Ein kleines Mani-Fest über den Zusammenhang von Literatur und Leben
Alles Interpretieren ist letztlich Unterstellung, selbst Fiktion, Metaphysik. Es gibt allenfalls subjektiv für wahr gehaltene Realität (ein metaphysischer Akt), vielleicht auch noch intersubjektiv geglaubte.
Panta rhei!
Schreiben als Luststeigerung oder Lastminderung - bei mir überwiegt die Lust. Es gibt allerdings auch Texte, die wollen geschrieben sein, und ich fühle mich wohler, wenn sie geschrieben sind. Solche Texte helfen mir beim Formulieren, also in der Entstehung, Erkenntnisse zu gewinnen. Interessanterweise gelingt das auch, wenn ich einfach nur mit der Sprache spiele - und das Spiel (mal mehr mal weniger) auf mich beziehe.
Ich misstraue aber der Sprache und halte nicht allzuviel von meinen literarisch gewonnenen Erkenntnissen, als Schreiber oder Leser. Mir scheint, als sei alles Schreiben immer wieder nur selbstbezüglich, Literatur schreibt über sich, nicht so sehr über das Leben. Im sprachlichen Text entsteht Welt durch Sprache und bleibt sprachliche Welt. Ich will die psychischen Wirkungen solcher Erschaffungen auf mich und mein Leben nicht abstreiten. Sie sind jedoch gering. Ja, ich bin ein Gefangener meiner ästhetischen Sinne. Ich suche gar nicht nach Wahrheit über mir, ich will Schönheit, also Wahrheit in mir.
Das ist meine Religion: Das sprachliche Kunstwerk. Ich empfinde Lust in der geistigen Konzentration der lebendigen Welt in Worten, Bildern, Tönen.
Und ich genieße die Minuten, in denen ich eine kulinarische Bockwurst mit Senf aus Bauzen esse, oder Spargel oder Wiener Schnitzel oder Braten à la Chateaubriand oder Tiramisu...! Tiramisu, zieh mich hoch! Ich liebe das Zusammensein mit Menschen: Das Gespräch mit ihnen. Ich liebe mich selbst, mein Alleinsein. Und ich liebe die Liebe. Die Liebe als metaphysischen und real existierenden Akt! Ich liebe es, geliebt zu werden. Ich liebe es, eine Frau zu lieben, meine Freunde, meinen Sohn... Was fehlt noch? Ja, ich liebe die Arbeit, die gesellschaftliche, also meinen Beruf! Ich liebe die Zeit, die mir auf Erden bleibt.
Ich bin ein Hedonist.
Ulrich Bergmann