KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Trostlose Erkenntnisse (von loslosch)
236. Kolumne / 11. Gastkolumne (loslosch)
Erörterung zum Thema Glaube
Tantum religio potuit suadere malorum (Lukrez, ~97 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; De rerum natura). Zu so vielen Verbrechen konnte die Religion (Götterverehrung, Glaube) einladen.
Ein prächtiges Aperçu aus seinen Lehrgedichten. Die Wahl der Vergangenheitsform (potuit, konnte) ist schmeichelhaft - für die Eiferer. Die Dramatik hat sich in der späteren Menschheitsgeschichte sogar noch gesteigert. Wo soll man beginnen, wo aufhören? Manche Kriege wurden heilige genannt. Erinnert sei an: die Kreuzfahrer im Mittelalter (Hierosolyma est perdita); den (im Ursprung) großen Religionskrieg des 17. Jahrhunderts, den Dreißigjährigen, die Türkenkriege im 16. und 17. Jahrhundert (mehrmalige Belagerung Wiens), die "Christianisierung" der Indianer nach Kolumbus, die Judenverfolgungen im 19. Jahrhundert (Hep-Hep-Unruhen). Nur mal so eine handverlesene Auswahl.
Und die Gegenwart? Spannungen zwischen Moslems und Hindus in Indien mit immer wieder aufflammenden Gewaltexzessen, ewiger Nordirland-Konflikt (Protestanten gegen Katholiken), Balkan-Wirren (u. a. Orthodoxie gegen Moslems), Nigeria (Moslems gegen Christen) und und und. Eine endlos erscheinende Kette, in die Zukunft hineinwirkend. Stets wird auf der jeweils anderen Seite mit dem Phänomen Gott oder Gottheit manipulativ umgegangen, was den Kombattanten selbst wohl in den wenigsten Fällen bewusst ist. Paradoxerweise ebenso wenig bewusst wie die Tatsache, dass Gott oder die Gottheit dies alles ungerührt geschehen lässt. Ein ach so naheliegender Gedanke.