KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
(bisher 2.476x aufgerufen)
Ein Romankonzept
298. Kolumne
Ich erzähle gern, ich liebe die Dialoge und die vielen Realitätsebenen und Perspektiven der Welt und ihrer Verbildlichung und Vergeistigung. Der weitgehend nach den grammatischen Regeln ausformulierte Satz ist mein Instrument, aber auch das Spiel mit den Zeiten, mit Konjunktiv und Indikativ, Wörtern und Atmosphären, Erinnerungen und Reflexionen. Manchmal integriere ich das Lyrische in mein Erzählen.
Ich schreibe zur Zeit keine kleinen Erzählungen mehr, in denen Gewalt als scharfes Bild der inneren Verletzung vorkommt, sondern viele kleine Texte, in denen Liebe, das Problem der Balance von Nähe und Distanz eine größere, nun unverdeckte Rolle spielt, ohne Happy-Ending.
In letzter Zeit gerieten mir meine Traumnotate und Traumerzählungen immer länger und ich bekam Sehnsucht nach dem großen Erzählbogen, nicht nach einem Sinnganzen, daran glaube ich nur insofern, als ich selbst Teilschöpfer meines Lebens bin, so gut ich kann. Die größere Erzählform, Roman oder längere Erzählung, zieht mich an.
Ich will einen Roman schreiben wie eine Kurzgeschichte oder Parabel. „Nimmt man sie wirklich ernst, dann wird die Kurzgeschichte zur schwierigsten aller Prosaformen, denn keine andere verlangt vom Autor so viel Disziplin.“ (Truman Capote)
Was ich nicht sein kann, spiele ich in meinen Figuren.
Das Spiel mit dem Tod betreibe ich aus Lust und aus tiefer Melancholie, es ist der Versuch einer Selbsterschaffung als Gegenbewegung zur Welt, die mir widerfährt und mich verwundet. Das ist mein Widerspruch: Zu wünschen, dass die Welt gebessert und der Tod besiegt werde, und zugleich zu hoffen, dass sie ungefähr so bleibe, wie sie ist, weil ich ohne Verletzung, ohne Todesgewissheit gar nicht leben, also gar nicht schreiben könnte, und nur so, in einem ernsten Spiel, im Schreiben also, kann ich sie ertragen und aufheben.
Der Romanautor gießt den Ozean des Lebens in kleine Wassertropfen, darin spiegelt sich die Welt, du liest Bilder und erzählst dir zwischen den geschriebenen Worten deine Welten.
Mein Roman löst also Fragen in lauter Antworten auf, und er gibt Antworten, die zu Fragen werden.
„Janus“ ist ein Entwicklungsroman unserer Zeit. Sein Thema ist die Überwindung des Todes.
Er hat drei Teile:
Spielzeit (1955): Wie Janus vom Schicksal geschüttelt wird und sich hineinfindet ins Leben.
Erwachen (1985): Wie Janus hinter das Gesetz des Lebens kommt und den Spieß umdreht.
Zeitspiel (2015): Wie Janus hinter das Gesetz des Todes kommt und den Tod umdreht.
Plot des Ersten Teils:
Janus wächst bei seinen Großeltern auf, Carl und Mama Louise. Robert, der Vater, ist in sowjetischen Strafarbeitslagern verschollen. Usch, die Mutter, lässt ihn für tot erklären und heiratet Hardy, einen Richter in der DDR. Der Toterklärte kehrt zurück und bewegt die Großeltern zur Flucht in den Westen. Janus geht mit ihnen, zum Vater in den Westen.
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
fleisch ans geripp - aber bitte nicht zu viel, jedenfalls stark verfremdet im geschehen.
Zudem gefällt mir der Plot des ersten Teils nicht. Wer schon mal über die Buchmesse dieses unseres Landes gegangen ist, wird bemerkt haben, dass es schon Myriaden von Büchern gibt, die die DDR-Vergangenheit behandeln!
Viel interessanter finde ich hingegen Sachen, die 1985 statffinden! Das ist nicht nur ein weitgehend unbestelltes Feld, sondern im Grund auch viel spannender, finde ich. Ich würde auch die Geschichte von den Protagonisten erh aufzäumen, nicht vom Thema her, aber das ist wohl handwerkliche Geschmacksache...