KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 12. Oktober 2012, 18:27
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Das Vollkommene spiegelt sich am reinsten im Fragment

322. Kolumne

Pirouetten zu einem Aphorismus von Ekkehard Mittelberg: Wer gerne provoziert, sollte vor einer Echowand trainieren.

Bergmann: Jeder Aphorismus ist in Wahrheit eine Kurzparabel. Die Echowand (Egowand) ist - ich trau es mich nicht auszusprechen - es geht in die Richtung, also mitten zwischen C. G. Jung und - ja, genau. Spiegel. Nein, nicht Narz... , aber Umstülpung des alltäglichen Autismus unter Zuhilfenahme des Lateinischen - mehr vocatio als pro. Hörfehlerzunahme bei Echowiederholungswiederholung. Erkenne: Du bist die Wand! Hör ihr zu! Versuche, sie zu verstehen, auch wenn du dir Unsinn zurufst. Gerne.
autoralexanderschwarz: Dann ist alles Aphorismus und Kurzparabel. Würde das eher unter Kalenderblatttautologie verorten.
EkkehartMittelberg: Vielen Dank, Uli. In diese Richtung habe ich nicht gedacht. Sie gibt der Sentenz Drive.
EkkehartMittelberg: @autoralexanderschwarz: Tautologien verstehen sich von selbst. Ganz so einfach scheint das hier nicht zu sein.
AchterZwerg: Also sind diejenigen, deren Denken grundsätzlich nur um sich selber kreist, vor dem Spiegel (ersatzweise einer Echowand) am besten aufgehoben. Oder wie jetzt?
Bergmann: In Wirklichkeit schreibt ja nicht der Autor, sondern der Leser die besten Geschichten, indem er weiterdenkend liest. Eigentlich entsteht der Text ja erst dann. Und es ist derjenige Autor ein guter Autor, der dem Leser den Drive zur Erzeugung seines Textes ermöglicht. So gesehen sind Schreiben und Lesen nur zwei Seiten der gleichen Medaille: Provokationstraining! Und im besten Fall läuft der Text die dialektische Treppe hoch zu seiner eigenen Metamorphose im Leser, der eigentlich, wie gesagt, ein Schreiber ist, hinauf zum nächsten Text, der einen Leser provoziert, einen Leser, der schreiben kann, und so weiter ad libitum, so lange, bis der Text sich auf der Dachterrasse, die nichts anderes ist als der Himmel selbst, auflöst in reine Wahrheit, also verschmilzt mit dem ens perfectissimum - darunter macht es ein guter Text nie - und so endlich den Dialog herstellt mit sich selbst. Denn alle Literatur und alle sagbaren Sätze sind hier Tautologien, also wahr. Und mehr bedarfs nicht.
Prüfe dich selbst, prüfe, ob du deinen eigenen Provokationen standhalten könntest. Der Satz spiegelt Kants Kategorischen Imperativ: Was du nichts willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 EkkehartMittelberg (12.10.12)
Lieber Uli,
meine Echowand (Egowand) hallt wider, und der Klang deines Echos verliert sich nicht.
Ich mag hier nicht trainieren.
DANKE
LG
Ekki
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