KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Die Grattänze der Administranten
397. Kolumne
Die Administranten von kv sind nicht blöd, wie ihre Kritiker das in letzter Zeit irrtümlich glauben, sondern Kinder unserer Zeit: Übervorsichtig, immer sensibel, immer empathisch, immer bemüht, eine gute Verhaltensnote zu bekommen, auf diesem Gebiet eben Streber. Richtig regieren ist was anderes.
Heute will man keinen Fehler machen und das Große Verständnis zeigen, zumal als Ostdeutscher, als Mann mit vorzeigbarem Gefühl für den Nächsten und dem demonstrierten Sinn für die Basis (ich verstehe euch alle) - letztlich auch eine Form der Übergriffigkeit, der Besserwisserei, Belehrung, Klugscheißerei.
Gipfelpunkte dieser Verhaltensstrategie waren die Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Großen Künstler Konkreter Poesie (letztes Jahr) und mit einem sagenumwobenen Wiedergänger und begnadeten Commentator mirabilis (dieses Jahr). Beide kv-Nutzer waren alphatierische Super-Protagonisten der Unverschämtkeit und Karikaturen der Unsterblichkeit. Beide waren oder sind sie unerträgliche Proleten und Darsteller missverstandener Kunst – und scharten dennoch (oder gerade deswegen: im Ringen um den Götzen unserer Zeit: Authentizität) ganze Fan-Gruppen um und hinter sich, vor allem auch hysteroide Frauen mit Seelenbedürfnissen. Administrator Magnus scheute sich nicht, alle jugendherbergsväterliche Kraft zu sammeln im Diskurs mit den Proleten, die mit Verbalinjurien um sich warfen und vielen kv-Nutzern die Teilnahme an Diskussionen in Threads und in Kommentaren vollkommen verleideten. Die Nutzer-Bedingungen gerieten zunehmend virtueller – und so wurde der Schutz derjenigen, die sich auf kv um literarisches Schreiben bemühen, nolens volens ignoriert. Das ist kontraproduktiv.
Vielleicht will man ja zeigen, dass die differenzierte, subtil ein- und mitfühlende Leitung dem Intelligenzvulgarismus (oder der Vulgärintelligenz) überlegen ist. Aber so subtil ist man auf der Administranten-Ebene auch wieder nicht. Vielmehr spielen Narzissmus und Anerkennungsbegehren eine Rolle. Wer nicht sinnvoll führen will, der kann es auch nicht. Schon gar nicht, wenn er für Meinungsäußerungsfreiheit hält, was in Wirklichkeit Beleidigung und Rüpelei heißt. Am Ende wird er an der Nase herumgeführt von denen, die sich hier danebenbenehmen.