BlackHört
Un-Erhörtes aus der Musikwelt
Eine Kolumne von BLACKHEART
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Von Leichtmatrosen und Schwermetallern.
Ahoi, ihr Landratten!
Hier spricht Käpt'n BLACKHEART an Bord der "Majesty of the Seas".
Unser Kurs: Von Miami aus Süd-West (also nicht mal annähernd in die Nähe von Italien)
Unser Ziel: Grand Cayman Island
Und danach: wieder zurück nach Miami
Mit mir an Bord: 42 Bands und ungefähr 2000 Bekloppte (größtenteils langhaarig). Ich falle hier also kaum auf.
Dem Anlass entsprechend will ich mich heute einmal der Beziehung zwischen Meer (oder generell Gewässern) und Musik widmen.
Auf den ersten Blick scheinen beide nicht viel gemeinsam zu haben. Aber der Schein trügt.
Man stelle sich nur einmal vor, dass jeder Song, der jemals geschrieben wurde, ein Wassertropfen wäre. Das sind nicht gerade wenig, oder? Na ja, zumindest genug, um ein paar Weltmeere zu füllen.
Dann wären Rock und Metal der Pazifik, Pop-Musik der Atlantik und Hip Hop und Black Music der Indische Ozean. Blues und Jazz könnten dann in etwa die Nordsee sein, Techno und House das Mittelmeer und klassische Musik die Ostsee.
In welchem dieser Meere man schwimmen möchte, bleibt einem jeden selbst überlassen. Doch egal für welches man sich entscheidet, man wird immer nur einen kleinen Bruchteil davon erfassen können, egal wie weit man auch hinausschwimmt oder hinabtaucht.
Aber bevor ich jetzt zu tief in metaphorische Gleichnisse abtauche, will ich mich lieber der Frage widmen, die bestimmt bei dem einen oder der anderen im Hinterkopf herumspukt:
Was machen 42 Bands und 2000 langhaarige Bekloppte auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff?
Die Antwort: Sie alle sind Teil des größten schwimmenden Metal-Festivals der Welt: "70000 TONS OF METAL"
Heavy Metal auf einem Schiff? Geht das auch gut?
Die Schweden würden diese Frage garantiert mit einem "Yo ho ho!" beantworten. Hier lief bereits 2004 zum ersten Mal der "Sweden Rock Cruise" vom Stapel. Seitdem findet diese, vom bekannten Sweden Rock-Magazin veranstaltete Kreuzfahrt jährlich in der Ostsee statt.
Auch die schwedische Band SABATON macht seit 2010 mit ihrem eigenen "Sabaton Cruise" die Ostsee unsicher. Natürlich treten die Jungs, die übrigens zu meinen persönlichen Favoriten zählen, dort auch selbst auf. Gleich auf dem ersten Cruise wurde sogar das erste Live-Album aufgenommen. Welche Band kann das schon von sich behaupten?
2007 war es dann auch in Deutschland soweit. 3 Bands und 550 Fans hatten auf der M.S. Rheingold die Möglichkeit, die Haare fliegen zu lassen. Auf welchem Fluss dieses Event stattfand, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.
Doch während diese Kreuzfahrten in der Regel nur 1 oder 2 Tage dauern, und auch nur eine Hand voll Bands an Bord ist, denkt man bei 70000 Tons of Metal in größeren Dimensionen. Typisch Ami halt.
Die ganze Kreuzfahrt geht eine Woche lang, wobei am Mittwoch ein Tag Landgang auf Grand Cayman angesagt ist.
Das Beste aber ist, dass es keinen Backstagebereich gibt. Bands und Fans laufen also die ganze Zeit ohne Abgrenzung zwischen einander herum. Fanfreundlicher geht es kaum.
Dafür aber extremer. Die Macher der 70000 Tons haben für den Herbst nämlich schon das nächste Highlight angekündigt: "Barge to Hell". Hier werden dann ausschließlich Bands aus den extremen Metal-Genres (Black, Death und Thrash Metal) an Bord sein. Nicht unbedingt so ganz mein Geschmack. Bin in der Beziehung doch eher Leichtmatrose.
Apropos Matrose: Jene, die auf Schiffen arbeiten oder damit in irgendeiner Form zu tun haben, sowie deren Tätigkeiten sind auch des Öfteren mal Inhalt von Songtexten. Gerade bei deutschen Mittelalter-Bands wie SUBWAY TO SALLY ("Seemannslied", "Auf Kiel") oder IN EXTREMO ("Rauhe See", "Segel setzen") findet sich dieses Thema immer mal wieder.
Aber es gibt wohl keine Sorte von Seemännern, die so oft besungen wurde, wie die Piraten. Und wenn wir über Piraten und Musik sprechen, kann, nein darf ein Mann nicht unerwähnt bleiben: ROCK'n'ROLF KASPAREK, seines Zeichens Frontmann, Sänger, Gitarrist und Songschreiber von RUNNING WILD, der ersten "Piraten Metal"-Band. Trotz immer wieder wechselnder Mannschaften blieb er immer "seinem" Thema treu und veröffentlichte solche Album-Klassiker wie "Under Jolly Roger" oder "Port Royal".
Erst als das Schiff von RUNNING WILD am untergehen war entdeckte eine neue Generation von Seebären diese Thematik für sich. Allen voran die Schotten von ALESTORM, deren Debut "Captain Morgan's Revenge" 2008 in der Szene einschlug wie eine Breitseite. Seitdem sind sie immer wieder ein gern gesehener Gast auf Festivals (z.B. 70000 Tons of Metal) und diversen Touren (z.B. "Paganfest", "Heidenfest", Support für GRAVE DIGGER, etc.).
Aber auch jenseits des großen Teiches wird mit den Säbeln gerasselt. SWASHBUCKLE setzen dabei eher auf Thrash Metal mit Hardcore-Anleihen, sowie eine Bühnenshow, die mit Augenklappe(r)n genossen werden sollte. Denn obwohl deren Roadies als Krabbe oder Hai verkleidet auf der Bühne (und dem Publikum) rumhampeln und der Sänger einen Plüsch-Papagei auf der Schulter hat, nehmen diese Jungs sich selbst und ihre Musik verdammt ernst.
Doch wie immer gilt: Kann gefallen, muss aber nicht.
Wäre ja auch schlimm, wenn man befürchten müsste Kiel geholt zu werden, sobald man die Outfits oder die Show einer Band nicht mag.
In diesem Sinne:
Haltet die Ohren offen!
Zum Beispiel für meine Top 5 der besten modernen Piratensongs:
Platz 5: "Rounds of Rum" von SWASHBUCKLE
Platz 4: der "Somali-Piraten"-Song aus SOUTH PARK
Platz 3: "Keelhauled" von ALESTORM
Platz 2: "Under Jolly Roger" von RUNNING WILD
und
Platz 1: "We are Pirates" von ORDEN OGAN
Danke fürs Reinhören.
Euer Käpt'n BLACKHEART
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
"Komm und fass mit mir tritt. Wir marschieren zu zweit.
Gemeinsamer weg hat noch niemand gereut.
Wir fahren zur See auf dem Schiff und nur da sind wir frei.
Wir verachten die Welt, denn sie ist Sklaverei!
Sturm erprobt ist das Schiff, hart wie Stahl ist der Mann,
wir müssen bereit sein. Achtung Jungs! Achtung!
Wir müssen gefeit sein, fangt an Jungs, fangt an!"
*mitsing*
Marine-/Seemanns-Lieder in Film&Fernsehen? In der Tat ein schönes und ausgewöhnliches Thema.
Würde ich über meine Heavy Metal-Küche schreiben, würden auch Begriffe aus der Welt des Kochens und Backens darin vorkommen.
Das ist halt meine Art, die ich auch nicht ablegen werde. Egal, ob es jemandem gefällt oder nicht. Genau so, wie eine Band ihren Stil nicht ändert, sobald es einem einzelnen Hörer nicht gefällt.
Was jetzt aber nicht heisst, dass es in jeder meiner Kolumnen vorkommen wird. Ich baue es nur ein, wenn es auch passt.
Gruß BLACKHEART