BlackHört
Un-Erhörtes aus der Musikwelt
Eine Kolumne von BLACKHEART
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Die spanische Eintagsfliege als Beispiel für viele andere.
Kollege: „Kennst du Menendez?“
Ich: „Klingt wie 'n kolumbianischer Drogenbaron.“
Kollege: „Nein. Der ist Kult.“
Ich: „Und? Bin ich auch.“
Kollege: „Der macht schon seit mehr als 10 Jahren Musik.“
Ich: „Ozzy Osbourne macht schon seit mehr als 40 Jahren Musik.“
Kollege: „Der ist bekannter als Ozzy Osbourne.“
So ungefähr kann man sich einen Dialog vorstellen, den ich vor einiger Zeit auf Arbeit führen durfte. Klar, dass nach dem letzten Satz meine Kinnlade erstmal den Expresslift nach unten nahm. Diese Blasphemie und Gotteslästerung geht nun wirklich zu weit.
Doch wer denkt, das Szenario könnte nicht noch übler werden, der irrt gewaltig.
Da er nicht glauben konnte, dass ich diesen "Menendez" oder wie der heißt, nicht kenne, fragte er erstmal jeden, der ihm über den Weg lief, ob er/sie denn "Menendez" kennen würde. Zu meiner großen Überraschung kennen über 90% meiner Kollegen jenes fragwürdige Individuum. Ozzy dagegen kennen die meisten nur aus dessen Reality-TV-Serie. Dass er Gründungsmitglied von BLACK SABBATH war, weiß ausser mir nur noch ein weiterer Kollege.
Naja, der sollte es ja auch wissen, schließlich ist er in den 70ern aufgewachsen und hat die ganzen großen alten Bands in ihrer Blütezeit erlebt. Obwohl diese Bands sich teilweise selbst nicht mehr so wirklich an diese Zeit erinnern. Aber ich schweife ab.
Wie gesagt: Über 90% meiner Kollegen kennen dieses Wortungetüm mit den 3 "e", aber kaum einer Ozzy und seine Werke.
Und das ist das, was mich an der heutigen Musikindustrie so stört. Alles ist von windigen Produzenten auf die schnelle Kohle getrimmt. Was aus den Leuten wird, mit denen die Kohle gemacht wird, ist für die doch nebensächlich. Im besten Fall bekommen die ihre 15 Minuten im Rampenlicht und dann verschwinden sie wieder in der Versenkung der Bedeutungslosigkeit, aus der sie hervorgekrochen sind.
Aber ist es das wirklich wert? Staffel für Staffel bewerben sich hunderttausende von jungen Menschen (dass die meisten davon vollkommen talentfrei sind, braucht hier ja wohl nicht extra erwähnt zu werden) bei solchen Casting-Shows wie LSDS, Flopstars oder Nix-Factor, nur für die Chance auf diese 15 Minuten Ruhm. Oder will mir jemand allen Ernstes erzählen, dass sich da auch nur einer der Bewerber Illusionen drüber macht, eine lange und erfolgreiche Karriere als Sänger/-in zu haben? Sollte dem doch so sein, dann sind diese Menschen noch dämlicher, als sie sich im Fernsehen eh schon geben.
Aber an dieser Stelle sei die Frage erlaubt: Wer ist eigentlich dämlicher? Die Leute, die sich da im Fernsehen zum Horst machen? Oder die, die sich das auch noch freiwillig angucken?
Ganz ehrlich: Meine Hirnzellen würden Selbstmord begehen, wenn ich mir diese Volksverblödung länger als 5 Minuten anschauen müsste. Was ich bislang nie getan habe. Und ich habe auch nicht vor, es auszuprobieren.
Aber gut, man kann niemandem vorschreiben, was er sich im Fernsehen anschauen soll und was nicht. Wobei ich mir bei solchen Sendungen wirklich eine Einblendung Marke "Warnung! Diese Sendung kann ihre Hirnleistung beeinträchtigen." wünschen würde. Naja, kommt ja vielleicht noch.
Was mich jedoch am Output von solchen Shows, genauso wie an der aktuellen Musikszene allgemein stört, ist die Tatsache, dass da irgendwelche Typen oder Tussen auftauchen (ob über Sprungbrett Casting-Show oder andere Irrungen und Wirrungen ist dabei nebensächlich), einen "Hit" haben und sofort als Superstar dargestellt werden.
Beispiel gefällig? DUFFY, oder ich wie sie immer nenne: "Druffi".
Dieses talentfreie Etwas hatte mit "Mercy" einen Hit (über das "Stand by me"-Sample und was ohne aus dem Song geworden wäre, brauchen wir ja nicht mehr zu reden, oder?), ging auf große Tournee (zu überzogenen Preisen) und dann kam nichts mehr.
Null. Nada. Niente.
Kürzlich hat sie ihr 2. Album veröffentlicht und denkt nun aufgrund der Verkaufszahlen darüber nach, ihre Karriere als Sängerin an den Nagel zu hängen.
Tu es! Bitte! Und werd damit zu einem leuchtenden Beispiel für eine ganze Generation talentfreier Möchtegern-Superstars!
Denn wahre Superstars sind Leute wie MADONNA, PHIL COLLINS oder eben OZZY OSBOURNE. Das macht sich allein schon dadurch bemerkbar, dass sie seit über 30 Jahren im Geschäft und immernoch in der Lage sind, hervorragende Musik zu machen.
Heutzutage ist es um einiges schwieriger, diesen Status zu erreichen, als noch vor 20 oder 30 Jahren. Von 1000000 die es versuchen, schafft es bestenfalls einer.
Also Leute, hier mein Appell: Guckt nicht auf die, die heute groß sind, denn morgen sind sie schon wieder weg. Guckt auf die, die schon lange da sind, weil die es sind, von denen alles kommt, was die jungen "Talente" von heute so auf die Bühne bringen.
Oder kurz: Guckt auf die "Madonnas", nicht auf die "Menendez'".
Macht auch optisch mehr her.
In diesem Sinne:
Haltet die Ohren offen!
Zum Beispiel für meine TOP 5 der besten One-(S)Hit-Wonders der 90er Jahre (die Blütezeit dieser Spezies):
Platz 5: THE OUTHERE BROTHERS - "Boom Boom Boom"
Platz 4: TECHNOHEAD - "I wanna ba a Hippie"
Platz 3: SKEE-LO - "I wish"
Platz 2: THE SOUNDLOVERS - "Run-a-way"
und
Platz 1: X-PERIENCE - "A neverending Dream"
Danke fürs Reinhören.
Euer Mehr-als-One-(S)Hit-Wonder BLACKHEART