BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 03. Dezember 2013, 23:37
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Frontbericht: "Black Saturday"

Der 11.11.2011 war zweifelsohne ein geschichtsträchtiger Tag. Nicht nur, weil an diesem Tag (mal wieder) der Beginn der Karnevalszeit war, sondern wegen der Pressekonferenz, die OZZY OSBOURNE, TONY IOMMI, GEEZER BUTLER und BILL WARD gemeinsam an diesem Tage gaben. Hier verkündeten nämlich die vier Originalmitglieder von BLACK SABBATH ihre Reunion um gemeinsam ein neues Album aufzunehmen und im Anschluss auf große Welttournee zu gehen.

Aber
1. kam es anders (BILL WARD stieg aufgrund finanzieller Differenzen aus dem gemeinsamen Projekt wieder aus, so dass das Album "13" mit RAGE AGAINST THE MACHINE-Schlagzeuger BRAD WILK aufgenommen wurde.) und
2. als man denkt (Bei Gitarrist TONY IOMMI wurde Anfang 2012 Lymphdrüsenkrebs im Frühstadium diagnostiziert, dessen Behandlung die Albumaufnahmen erschwerten und eine Teilnahme an der für 2012 angesetzten Tour unmöglich machten. Die Tour fand dennoch unter dem Banner "OZZY & Friends" mit u.a. GEEZER BUTLER sowie diversen aktuellen und ehemaligen Bandmitgliedern aus OZZYs Soloband statt.)

Für diese Tour hatte ich ursprünglich eine Karte für das Konzert in der Westfalenhalle 1 in Dortmund, aber habe sie zurückgegeben. Zum ersten Mal in meinem Leben.

Zum Glück hatte sich TONY IOMMI im Jahre 2013 wieder so weit erholt, dass er die Tour ohne größere Probleme absolvieren kann und so kam ich also am 30.11. doch noch in den Genuss, die Erfinder des Heavy Metal (wenn auch ohne BILL WARD, aber das war mir egal) live zu sehen.

Als die Karten in den Vorverkauf gingen, war ich natürlich sofort auf Eventim.de, um mir mein Ticket zu sichern. Das Konzert in Dortmund (welch ein Zufall) war zunächst das einzige (später wurde noch ein Konzert für den heutigen Abend in Frankfurt a. M. bestätigt) und dass es an einem Samstag lag war natürlich perfekt.
Als ich also bei Eventim meine Karte bestellen will, sehe ich in der rechten oberen Ecke der Seite die Einblendung "Für dieses Event sind Spezial-Tickets verfügbar.". Neugierig, wie ich nun einmal bin, klicke ich also auf diesen Link und bekomme drei verschiedene Pakete angeboten. Eins davon beinhaltete u.a. ein "Meet & Greet" mit OZZY OSBOURNE und sollte 665 € kosten. Nach einer Bedenkzeit von ca. 2 Sekunden bestellte ich dieses Paket.

Die Wartezeit wurde für mich von Tag zu Tag unerträglicher. Normalerweise hab ich 2-3 Tage nach meiner Bestellung die Karte in der Hand. In diesem Fall sollte ich sie aber erst an der Halle bekommen. Stattdessen wartete ich auf die E-Mail mit den genauen Instuktionen wie das "Meet & Greet" ablaufen soll und wo ich mich wann einzufinden habe.

Zu allem Überfluss sagte ich auch meine Teilnahme an der Weihnachtsfeier meiner Abteilung, die am Vorabend des Konzertes stattfinden sollte, mit den Worten "Wenn ihr die Chance hättet Gott zu treffen, würdet ihr euch dann am Vorabend mit Normalsterblichen umgeben?" ab, was mir natürlich einigen Spott meiner Kollegen einbrachte.

Am vergangenen Samstag war es dann also endlich soweit.
Laut Anweisung sollte ich mich zwecks Registrierung für das "Meet & Greet" zwischen 16:00 und 17:00 Uhr am Nordeingang der Westfalenhalle 1 einfinden. Da die Züge der Deutschen Bahn zumindest im Nahverkehr relativ pünktlich sind, war ich also schon gegen halb vier am besagten Eingang. Außer mir waren nur zwei weitere Fans da, die allerdings "nur" das "Early Entry"-Paket gekauft hatten, wie ich im Laufe des folgenden Gesprächs herausfand. Einer von beiden war aus Thüringen, ein anderer, der sich kurz darauf zu uns gesellte, sogar aus München angereist.

Kurz nach 16:00 Uhr gingen dann die Türen auf und die Spreu (sprich, diejenigen, die "nur" die "Early Entry"-Tickets hatten) wurde vom Weizen (den "Meet & Greet"ern) getrennt.
Bei der Registrierung mussten wir (insgesamt etwas über 30 Leute) uns per Perso oder Führerschein ausweisen und bekamen dann unsere Karte, den "Meet & Greet"-Pass und ein Tourgeschenk, bestehend aus einem Vierer-Set Gitarrenplektren und einem Paar Drumsticks von BLACK SABBATH. Außerdem mussten wir eine E-Mail-Adresse angeben, an die das Foto mit OZZY geschickt werden sollte.

Dann hieß es warten.
Die Zeit vertrieben wir uns mit Fachsimpeleien über unsere Lieblingsmusik (wobei z.B. herauskam, das einer nur BLACK SABBATH und OZZY hört und ihnen auf der ganzen Europatour folgt) oder Erzählungen von bisherigen Konzerterlebnissen (u.a. ein älteres Ehepaar, die im Laufe des Jahres z.B. bei der "Echo"-Verleihung waren oder vergangenes Jahr bei der Generalprobe von UDO LINDENBERGs Unplugged-Konzerten im Hotel Atlantik in Hamburg).
Auch über das anstehende "Meet & Greet" wurde natürlich gesprochen. Zwei beinharte Fans wollten, dass OZZY mit einem speziellen "Tattoo-Stift", der nicht verwischt, auf dem Unterarm, bzw. der Wade unterschreibt. Hintergrund war, das beide am nächsten bzw. übernächsten Tag schon einen Termin mit ihren jeweiligen Tätowierern gemacht hatten, um sich das Autogramm direkt verewigen zu lassen.

Gegen 18:00 Uhr war es dann schließlich soweit. Wir wurden auf englisch und deutsch darüber informiert, wie das "Meet & Greet" ablaufen sollte. Jeder dürfe nur ein Teil zum Unterschreiben mitbringen (Instrumente ausgeschlossen) und es würde ein exklusives Foto mit OZZY geben. Paare und Familien sollten sich im Vorfeld überlegen, ob sie ein Gruppenbild mit OZZY wollen, oder lieber Einzelbilder, da beides zusammen nicht zulässig wäre. Außerdem dürfe man mit dem Handy oder einer normalen Digicam Fotos machen, allerdings nichts filmen.
Nach diesen Belehrungen wurden wir hinter der Bühne entlang in die Katakomben der Halle geführt, wo wir unsere Taschen, überflüssige Kleidung etc. ablegen konnten. Dann hieß es, sich in einer Reihe aufstellen und warten, bis man dran ist.
OZZY stand schon in Bühnenklamotten hinter einer Mauerecke an einem Stehtisch und unterschrieb CDs, Bücher und sogar o.g. Körperteile.
Endlich war ich an der Reihe. Ich wurde schon ungeduldig, weil der Typ vor mir mehrere CDs dabei hatte, die OZZY unterschreiben sollte (was er auch tat) und war auch ein wenig sauer deshalb. Mein bester Kumpel hatte mir nämlich die Autobiografie von OZZY zum signieren mitgegeben und so sagte ich, als OZZY mich fragte, für wen das Autogramm wäre, seinen Namen und verzichtete auf das Autogramm, das ich mir auf das Cover von OZZYs aktuellem Soloalbum geholt hätte.
Dafür stand ich ihm aber direkt gegenüber und nur Sekunden später sogar direkt Schulter an Schulter mit ihm, als das offizielle Foto geschossen wurde.
Insgesamt waren es zwar nur wenige Sekunden, die jeder von uns mit OZZY hatte, aber es hatte sich trotzalledem gelohnt. Ich überlege sogar, es im kommenden Jahr noch einmal zu machen, um auch selbst ein Autogramm zu kriegen.
"Crazy, but that's how it goes", wie OZZY so schön singt.

Nach dem "Meet & Greet" hatte man die Möglichkeit, die Halle noch einmal zu verlassen, was viele auch taten um ihre Erungenschaften in die Autos oder nahegelegenen Hotels zu bringen.
Ich blieb allerdings in der Halle, wo ich erst an mein leibliches Wohl (Bratwurst) und an meine leibliche Woll (Tourshirt) dachte. Danach bewaffnete ich mich mit einem Bier und suchte meinen Sitzplatz auf, wo ich nach und nach die anderen "Meet & Greet"er wieder sah. In dem Paket war nämlich auch ein Sitzplatz in der besten Kategorie, ziemlich nahe seitlich an der Bühne, mit inbegriffen. Ich persönlich bevorzuge ja bei Sitzplätzen lieber solche, die zwar weiter weg, dafür aber mittiger vor der Bühne sind. Aber wie gesagt, es war im Paket, also nimmt man es auch mit.

Die Vorband UNCLE ACID & THE DEADBEATS begann pünktlich um 20:00 Uhr. "Deadbeat" war in diesem Fall wirklich passend, weil ihr belangloser 70er Jahre Retro Rock nichts anderes als Zeit totschlagen war. Oder, wie in meinem Fall, eine willkommende Gelegenheit Augenpflege zu betreiben. Die Nacht sollte schließlich noch lang werden. Sogar länger als erwartet.
Da die Truppe aber musikalisch ganz gut zum Hauptact passte, gab es von einem Großteil des Publikums auch mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Und das obwohl sie fünf Minuten früher als geplant aufhörten, was mir aber nur recht war.

Wie so oft bei solchen Konzerten wurde im Anschluss vor der Bühne ein Vorhang hochgezogen, um die Spannung noch weiter anzuheizen. Dieser fiel um Punkt 21:00 Uhr und TONY IOMMI, GEEZER BUTLER, TOMMY CLUFETOS (der Schlagzeuger von OZZYs Soloband) und schließlich OZZY OSBOURNE himself betraten die Bühne und legten gleich mit "War Pigs" die Messlatte verdammt hoch. Mit weiteren Klassikern wie "Snow Blind", "Fairies wear Boots", "Iron Man" oder "Black Sabbath" konnte diese allerdings ohne Probleme gehalten werden. Auch die drei in das Klassiker-Set eingestreuten Songs vom aktuellen Album "13" ("End of the Beginning", "Age of Reason" und das abgefeierte "God is dead?") stellten keinen Qualitätseinbruch dar, sondern passten sich perfekt in das Gesamtbild ein.
Gleiches galt für OZZYs immer währenden Animationsversuche ("I can't fucking hear you!"), sowie die Spielfreude, die GEEZER und besonders TONY an den Tag legten. Auch OZZY war verdammt gut drauf, was bei ihm ja nicht immer der Fall ist.
TONY und GEEZER konnten an den entsprechenden Stellen in den Songs mit Soli glänzen und für TOMMY wurde sogar extra ein Platz in der Setlist für ein Drumsolo freigehalten. Ich persönlich finde Drumsoli zwar überflüssig (wenn nicht gerade der "Imperial March" aus "Star Wars" inklusive Laserschwertkampf mit einem als DARTH VADER verkleideten Roadie dargeboten oder auf zehn Basedrums getrommelt wird) und würde mir an der Stelle lieber einen weiteren Song wünschen, aber da OZZY, TONY und GEEZER ja nicht mehr die Jüngsten sind, sei ihnen die kleine Verschnaufpause vergönnt.

Nach 105 Minuten war der reguläre Teil des Konzerts vorbei, aber OZZY meinte, wenn die Leute "fucking crazy" werden würden, würde es noch einen Song geben. Das Publikum gehorchte und was passt besser zu "fucking crazy" als "Paranoid"? Wer jetzt noch nicht im kollektiver Glückseligkeit versunken war, muss die letzten 43 Jahre unter einem Stein gelebt haben.

Nach dem Konzert fuhr ich dann, mit zwei Aufenthalten an Bahnhöfen (inklusive dem obligatorischen "Nach-Konzert-Besuch" im Restaurant "Zur goldenen Möwe") nach Bochum in die "Matrix" (an anderer Stelle habe ich diese Disco bereits genauer beschrieben), wo ich vorhatte den Rest der Nacht (ich kam gegen halb zwei dort an) zu verbringen und mich im "Rockpalast" richtig zu verausgaben. So'n Besuch im Pott muss sich ja lohnen.
Leider musste ich aber feststellen, dass es an diesem Abend in der "Matrix" ein Konzert der Deutsch Rocker HÄMATOM gegeben hatte, so dass im "Rockpalast" musikalisch eher diese Schiene gefahren wurde. Zwar hatte ich zu Songs von IRON MAIDEN, HAMMERFALL, IN EXTREMO oder LORDI Gelegenheit, meine Nackenmuskulatur weiter zu trainieren, aber so ein richtiges "Matrix-Workout" war es nicht.
Glücklicherweise hatte man auf einem anderen Floor das Samstags-Programm von Gothic auf 80er und 90er umgestellt, so dass ich den Großteil der restlichen Nacht dort tanzend und trinkend verbrachte.

Um halb sechs (und total überrascht, dass es schon so spät war) verlies ich dann die "Matrix" und machte mich auf den Heimweg.
Normalerweise fahre ich von Bochum-Langendreer mit der S-Bahn zum Dortmunder Hauptbahnhof, von dort nach Schwerte, wo ich in den Regionalexpress steige, der direkt bis Kassel-Wilhelmshöhe durchfährt. In diesem Zug pflege ich zu schlafen, was ich auch dieses Mal tat.
Irgendwann wachte ich auf und stieg aus. Der Zug fuhr weiter und erst da realisierte ich, das ich in Neheim-Hüsten, mitten im Sauerland stand und keine Ahnung hatte warum. Ganz ehrlich, ich weiß es bis heute nicht.
Was ich aber weiß ist, das ich eine Stunde dort warten musste (schlafend), der nächste Zug nur bis Warburg (Westfalen) fuhr und ich dort in eine bereitstehende Eurobahn nach Kassel umsteigen musste (kein Problem dank Schönes-Wochenende-Ticket) und ich schließlich durch Black Out eine Stunde später als geplant und gewohnt daheim war. Dafür aber absolut ausgeruht, so dass ich noch ein bisschen was vom Sonntag hatte. Hat ja auch was für sich.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Sachen, die mir von diesem Konzert besonders in Erinnerung bleiben werden.

Platz 5: die Lichtshow

Paltz 4: die drei riesigen Bildschirme im Hintergrund (die beiden äußeren zeigten immer passende Video-Einspielungen zu den jeweiligen Songs, während man auf dem mittleren die Musiker bei spielen oder das klassische BLACK SABBATH-Logo sehen konnte)

Platz 3: die Spielfreude, die sich besonders in einem leichten Dauergrinsen bei den drei Hauptakteuren bemerkbar machte

Platz 2: OZZY war nüchtern und clean

und

Platz 1: irgendjemand aus dem Publikum warf eine Gummi-Lakritz-Fledermaus von Haribo auf die Bühne, die direkt vor TONYs Füßen landete und von einem findigen Kameramann mit einer Großaufnahme gewürdigt wurde

Danke fürs Reinhören.


euer BLACK(SABBATH)HEART


Song der Woche: "Loud Pipes" von LIL' WAYNE

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (03.12.13)
Wieder gerne gelesen.
Dietmar Dath schrieb übrigens über dieses Konzert, sein Artikel stand Montag auf der Feuilleton-Titelseite der FAZ.
P.S.: Irgendwo "aßerdem".
mannemvorne (58)
(03.12.13)
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