Ray Dalio:

Weltordnung im Wandel

Eine Rezension von  Jack
veröffentlicht am 07.04.25

Ray Dalio sollte man kennen. Der versteht was von Wirtschaft. In diesem Buch geht es nicht um soziokulturelle Zyklen (wie bei Pitirim Sorokin) oder Lebenszyklen einer Zivilisation (wie bei Spengler und Gumiljow), sondern um ökonomische Zyklen globaler Machtverhältnisse.

Dalio beginnt seine Betrachtung in der Neuzeit, sein erster Hegemon sind die Niederlande. Weltmacht Spanien davor und Fast-Nachfolger Frankreich danach lässt er außen vor. Militärische Macht allein beeinduckt ihn nicht, und in seiner Weltgeschichte war Obervolta mit Atomwaffen nie ein echter Konkurrent der USA.

Nachfolger der Niederlande ist Großbritannien, das zweite Rom. Auf dieses folgen die USA, das zweite Byzanz. Allegorisches Allgemeinwissen, nicht Terminologie des Autors. Und nun wirds spannend: nach dem Höhepunkt in den 1950-ern steigen die USA langsam aber stetig ab, während China rasant aufsteigt, insbesondere seit den Reformen Deng Xiaopings.

Die Machtkurve des absteigenden Hegemons schneidet in aller Bälde die Machtkurve des Herausforderers, was konfliktträchtig ist. Ein Ende der Globalisierung ist möglich, aber auch ein neuer Weltkrieg, wie als Deutschland den Hegemon England herausgefordert hatte. England hielt sich gegen Deutschland, wurde aber von den USA abgelöst.

Dalio kann all seine Behauptungen mit soliden Daten untermauern. Seine 6 sozioökonomischen Phasen sind wesentlich kürzer als Sorokins drei. Die USA befinden sich derzeit am Ende der Phase 5 und am Rande eines Bürgerkriegs.

Und Russland? Weit abgeschlagen hinter Deutschland, Japan, Großbritannien, Frankreich und sogar den Niederlanden! Zukunftsprognosen immerhin gut, als Regionalmacht. Das Buch ist, wohlgemerkt, vor dem Überfall auf die Ukraine entstanden. Die letzten Daten sind aus dem August 2021.
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