Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
(bisher 4.725x aufgerufen)
Über die Filmrezension an sich
von Dieter_Rotmund
Diese oder nächste Woche sollte, besser gesagt wollte ich noch eine Filmrezension schreiben. Über einen Film, der am 31. Januar „Bundesstart“ hat, wie man so sagt, also an diesem Tag in Deutschlands Kinos „anläuft“, wie man auch sagt, unpassenderweise, denn ein Film ist keine Windschutzscheibe. Die Pressevorführung war schon Ende Oktober, was ungewöhnlich ist, denn meistens sind diese Pressevorführungen nur Tage vor dem Bundesstart und damit eigentlich nur noch für die Tagespresse tauglich. Eine der zahlreichen Kino-Internetseiten mit dieser meiner Rezension zu befeuern, das möchte ich nicht. Ich möchte mich nicht auf eine Stufe stellen mit diesen Armeen von WordOfWarhammer-Geeks, die mit Colafingern ihre Klugscheißerkommetare „posten“ und das Filmkritik nennen, die denn Film auf irgendeiner Filmdiebstahlseiten gesehen haben, wo man pixelig-verrauscht-verwackelte Blockbuster sehen kann, die jemand mit dem Handy von der Leinwand gefilmt hat. Man sieht diese pummeligen Metallica-T-Shirt-Nerds nämlich nie auf eine dieser Pressevorführungen. Lokalredakteure, die angeben wie „zehn nackte Neger“, wie man früher sagte, ja, da gibt es immer mindestens einen pro Pressevorführung, aber keine dieser Alleswissertypen mit ungepflegten langen Haaren, Fusselbart und Nickelbrille.
In diesem Falle war es jedoch anders, die Pressevorführung ist schon viele Wochen her, deshalb habe ich mir das Presseheft zum Film mitgenommen und mir gaaaanz viele Notizen gemacht. Doch will ich diese Rezension wirklich schreiben? Eine meine frühen Leitmotive war: Wer viele Filme (in Kino!) sieht, schreibt auch bessere Artikel über selbige. Ich selbst habe bis vor kurzer Zeit etwa 100-150 Filme pro Jahr im Kino gesehen. Eine meiner jüngsten Erkenntnisse ist: Das macht mich mitnichten zu einem besseren Filmrezensionen-Schreiber. Das ist eine frustrierende Erkenntnis, auch wenn der Wissensgewinn nie meine einzige Motivation war, ins Kino zu gehen.
Ich beginne zu glauben, dass das Filmrezensionen-Schreiben reiner Anachronismus wird oder schon ist: Die allermeisten Kinogänger geben sich mit dem zufrieden, was der Verleih liefert (ein gefälliges Werbetextchen) oder orientieren sich daran, was viele naiv „Vorschau“ nennen, das aber die Abfolge von Filmtrailern, also von Werbefilmchen, ist. Der Rest von „die allermeisten Kinogänger“ erwartet von einer Filmbesprechung nur eine Inhaltsangabe. Das ist reine Fleißarbeit für Gymnasiasten und nicht nur von sehr geringem literarischen Wert, sondern auch richtig doof: Wieso soll ich mir eine Inhaltsangabe von einem Film durchlesen? Das ist doch Unfug, genauso gut könnte man Hotelbeurteilungen im Internet lesen und auf den Urlaub verzichten.
Gibt es überhaupt noch Leute, denen an einer guten Filmrezension gelegen ist? An einer Filmrezension, die weit mehr ist als Lobhudelei oder Gutmenschenethik-Gelaber, sondern den Film in seinem unterschiedlichen Aspekten (oder wenigstens ein oder zwei) reflektiert, an Informationen weit mehr bietet, als im Presseheft steht und auch noch handwerklich gut geschrieben ist? Ich fürchte: Nein, keinem ist mehr daran gelegen. Dann schreibe ich doch lieber über Fußball, dort ist man mit der Teichoskopie wenigstens noch der Einäugige unter den Blinden...
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(10.01.13)
"Man sieht diese pummeligen Metallica-T-Shirt-Nerds nämlich nie auf eine dieser Pressevorführungen(...)"
Sehr schön, zum Glück hast du gar keine Vorurteile.
Aber Über "Harry Potter und der Halbblutprinz" hast du geschrieben:
"Der Verfasser dieser Zeilen möchte vorausschicken, dass er weder eines der sieben (?) Bücher gelesen, noch einen der bisherigen fünf Harry-Potter-Filme gesehen hat"
Mit anderen Worten: du schreibst über einen Sache (eine Serie) von der du gar keine Ahnung hast. Da sieht man schon alleine daran, dass du den ganzen Film über nicht mitbekommen hast, dass der Protagonist 16(sic!) Jahre alt ist.
Und du irrst dich: das Filmerezensionenschreiben ist kein Anachronismus. Nur wenn man auf einem hohen Roß sitzt wie du, dann fallen einem eben die vielen lohnenden Kleinigkeiten nicht mehr auf, die die Gelangweilten - noch einmal: wie du - unter Erfahrungen subsumieren.
Aber wahrscheinlich habe ich ganz einfach nur einen ganz andere Vorstellung als du von Kultur.
Link zu Text Nr.338014
Bitte hier klicken[/u]
Bitte hier klicken[/u]
Mit anderen Worten: du schreibst über einen Sache (eine Serie) von der du gar keine Ahnung hast. Da sieht man schon alleine daran, dass du den ganzen Film über nicht mitbekommen hast, dass der Protagonist 16(sic!) Jahre alt ist."
Lieber Trekan,
eine völlige Verdrehung der Tatsachen, die Du hier betreibst. Hättest Du Walmart heißt jetzt Tom Riddle tatsächlich gelesen, wäre Dir mir Sicherheit aufgefallen, dass dies ein satirischer Text ist, dessen Autor ganz bewusst und absichtlich die Position eines "Unwissenden" (falls man im Zusammenhang mit H.P. überhaupt von Wissen sprechen will) einnimmt, um eine unvoreingenommene und (hoffentlich) humorvolle Filmrezension schreiben zu können. Den besprochenen Film habe ich tatsächlich in einer Pressevorführung und im Original gesehen und es geht in Walmart heißt jetzt Tom Riddle um den Film , also sind Deine Vorwürfe haltlos.
Ich vermute eher: Getroffene Hunde bellen. Nicht wahr, lieber Trekan? Ich vermute, Du gehörst gerade zu jenen Geeks, die noch während der Vorstellung der HP-Filme lauthals dozieren, was denn im Film ganz falsch wiedergegeben werde usw. usf. Stimmt's? Ich lade Dich ein, eine Gastkolumne über die HP-"Reihe" zu schreiben! Hier ist Platz für alle, auch für Colafinger!
"Ich möchte mich nicht auf eine Stufe stellen mit diesen Armeen von Juden(Einfügung durch T.B.), die mit Colafingern ihre Klugscheißerkommetare „posten“ und das Filmkritik nennen(...)"
An deiner diskriminierenden Weltsicht musst du arbeiten.
Tja, so kann man danebenliegen. Jeder Film, der ein Buch als Grundlage hat, ist ein eigenes Stück Kultur, mithin eine Interpretation. NACH dem Film sage ich dann gern, ob diese Interpretation gelungen ist und der Maßstab muss dabei nicht die 1:1-Übertragung des Buchs sein, es sei denn, dies war ursprünglich die Absicht.
Wer noch etwas abseits dem Austausch von Nicklichkeiten zwischen Trekan und mir zum Thema "Über Filme schreiben" beitragen möchte, kann das jedoch gerne tun!