Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 20. März 2014, 09:21
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Graue Haare und andere Seriendebakel

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumne von  Nimbus

Wie kommt man dazu, dass man anfängt Serien zu mögen? Es gibt eine Serie, die ich mag und mir total suspekt ist, warum das so ist. Mit Serien ist das ohnehin so eine Sache. Lässt man sich auf Eine ein, dann taucht man eine Stunde lang, oder wie lange eine Serie so im Schnitt dauert, in eine andere Welt ein. Ich glaube, befürchte fast, dass der ein oder andere sich dann mehr in einer Serie zu Hause fühlt und die Stammkneipen seiner Stars besser kennt als selber Eine zu haben. Dass man dabei abschalten kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Doch das Leben in Serie finde ich manchmal unheimlich. Mein Exfreund meinte mal, er hätte was von Monk ( externer Link ) . Nun, und der wundert sich, dass ich abgehauen bin? Kann man sich mit so jemanden identifizieren, will man das? Nun, dafür gibt es so Telenovelas, wofür Leute dann alles andere für liegen lassen, nur um zu sehen, wie es weiter geht. Vergessen wir mal das Niveau dabei, denn am Ende dient es ja dazu, dass man abschaltet, aber sein Leben danach auszurichten? Doch was fällt mir ein, Andere zu kritisieren? So waren es die Gilmore Girls ( externer Link ), die mich eine Zeit lang nach Stars Hollow entführt haben, und es immer mal wieder schaffen. Doch die Serie, die es mir gerade angetan hat, ist eine Krankenhausserie. Mein Freund schlägt immer die Hände über den Kopf, und meint, wenn ich die Eine nur sehe, ist kein Klo nahe genug... (Nun, ja, dass ist meine Interpretation seiner Aussage) Grey's Anatomy( externer Link ). Das ist super, so für mich, mir so einen Kram anzuschauen, weil ich überhaupt kein Blut sehen kann. Dann wird mir so richtig schlecht, so ähnlich, wie meinem Freund, wenn er eine Dame der Serie erblickt. Er schaut sie sich deshalb nicht an, aber warum tue ich mir den Mist an? Es ist ja in einer Krankenhausserie eher selten, dass die ohne Blut auskommen. Da kann ich mir 5000 Mal einreden, ja, das ist ja nur Ketchup, ich laufe trotzdem grün im Gesicht an. Was mache ich? Ich schaue dennoch jeden Abend diese bekloppte Serie, sofern ich die Zeit dafür habe.
Ja, ja, ich schüttle ja selber den Kopf über mich, und erinnere mich daran, wann ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Ich kam vom Joggen. Dann habe ich vorm TV noch Gymnastik gemacht. Wie passend sich dabei dann Desperates Housewives ( externer Link ) anzusehen, wenn sie mich vielleicht nicht zum Sport animieren, waren sie doch immer gut für die Lachmuskeln. Schöne, böse, zynische, witzige Serie der netten Vorstadtdamen in einem eher biederen Umfeld. Die Serie schafft es, so schön das Image der so nach außen hin wirkenden, spießigen Lady ihres Thrones der Scheinwelt zu enthaupten. Ich grinse immer lieb, beim Anschauen der Serie.
Nun, ja, danach kam direkt Grey's Anatomy und ich war noch nicht fertig, mit meinen Übungen. Die Art und Weise der Einstiege, die Gedankengänge, die haben mich ehrlich gefesselt. Ich konnte nicht anders, als weiter zu zu hören/sehen. Im Prinzip bräuchte ich (wobei brauchen hier wirklich überzogen ist) nur die ersten drei Minuten und die letzten drei Minuten der Serie, trotz des ganzen Kitsches. Aber irgendwie spricht mich das an, die Gedankengänge, die mich animieren, weiter zu denken. Nein, aber ich gucke die dennoch komplett. Wobei das gelogen ist, weil ich kann ja nicht nur kein Blut sehen, mir wird ja schon beim ersten Schlauch schlecht. Also sehe ich vermutlich am meisten auf den Bildschirm, wenn die Werbung läuft. Ansonsten bin ich eher damit beschäftigt, Nicht-Ekliges anzuschauen.
Ist das nun die schlechteste Serienauswahl? Was läuft denn noch so? Ach, ja, da war diese Kiste:“ Wie ich Eure Mutter kennen lernte“. Oder „How I met your mother.“ ( externer Link ) Etwas überdreht, etwas schrill, aber nicht ganz so schlimm, wie die Big Bang Theory ( externer Link ), die auf Intellektualität pocht und ich immer nur Würmchen sehe. Jetzt kriege ich gerade Prügel, mein Freund verhaut mich, denn er sieht sie gerne, die Serie, eben, weil sie so abgedreht ist. So alles andere, ist mir meist zu albern, oder zu eklig. Tja, sprach ich, biss in den Apfel und sah wenigstens dreiviertel von einer Folge Grey's Anatomy.
Es gibt Serien, die ein regelrechtes Suchtpotential haben. Ganz ehrlich, da kratze ich mir manches Mal schon den Kopf und frage mich, wie ausgefüllt mein Leben ist, wenn ich dann irgendeine Serie schon fast als „Muss“ ansehe.
Gut, dass nicht all zu viele auf meiner Liga stehen. Dr. House ( externer Link ) war mal Eine, die ich mir gefallen ließ. Doch bei den ganzen Navy CIS Kram , oder den meisten anderen Krimiserien und Herumgepule in Leichen, passe ich. Auch dabei wird mir schlecht. Da sehne ich mich nach alten Serien, wie Remington Steele ( externer Link ), die es geschafft haben, noch ohne viel Blut auszukommen und dabei auch noch witzig waren. Das Modell und der Schnüffler( externer Link ) fand ich auch ganz gut, mit Humor und guten Dialogen. Unübertroffen „mein“ schwarz-weiß Sherlock Holmes mit Basil Rathbone (z. B.  externer Link ) . Die haben noch so eine schöne Sprache gesprochen. In den heutige Serien wird viel gefachsimpelt, doch es fehlt die Eleganz, die es mal gab.
Daher lasse ich mich auf wenige Serien ein. Doch wenn, dann wachsen mir die grauen Haare, weil ich zum Seriendebakel werde, wenn die Serie noch Keines ist und ich sie mir wie ein Junkie hereinziehe.
Daran sollte ich das nächste Mal denken und lieber eine Partie Schach spielen. Dabei kann man noch viel besser abschalten. Nicht auf neumodisch, am PC, sondern mit Freunden. Dabei und danach redet man und lebt und ehe man es sich versieht, gibt es dann Nimbus in Serie. Leben in echt. - Ach, ja, und mir wird nicht schlecht...

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (20.03.14)
Nun, in unserer heutigen Gesellschaft gilt es als verpönt zuzugeben, dass man sich regelmäßig eine TV-Serie ansieht. Das wird als wenig hipp wahrgenommen, als altbacken und tantig. Bestenfalls als DVD-Box ist es akzeptiert, da könne man es ja in der Originalversion sehen (wer's glaubt). Die Halbgötter unter uns watschen das Thema mit "Ich habe gar keinen Fernseher" ab, das gilt als Weihe zum höchstwertvollen, achso konsumkritischen Menschen.
Insofern ist Nimbus hier für uns alle über einen Schatten gesprungen, denn diese Serien werden ja gesehen und nicht von einer Minderheit. Chapeau!

 Skala (20.03.14)
Gern gelesen. :) Die meisten Serien habe ich (tatsächlich) nie gesehen und kann dazu nicht viel sagen. Doctor House mochte ich in seinen Anfängen ganz gerne, wurde mir dann etwas zu tiefenpsychologisch und depressiv. Bei How I Met Your Mother und The Big Bang Theory würde ich gerne den Spieß umdrehen, ersteres nervt zum Finale hin eigentlich nur noch und wiederholt sich ständig selbst, zweiteres ist die einzige Serie, die ich mir wirklich regelmäßig anschaue, weil sie wirklich mal 'was anderes' ist. Und auf Intellektualität pocht, das stimmt schon, aber Würmchen? :D Möchte an dieser Stelle besagte Serie gern empfehlen, aber gleichzeitig nahelegen, sie unbedingt auch mal in Originalsprache zu anzuschauen (jaaa, Dieter, es gibt Leute, die machen sowas! ;) ), leider fallen nämlich viele der feineren humorvollen Stellen der Synchronisation zum Opfer.
Was mich immer überfordert ist diese schiere Anzahl an Serien die laufen, die mal liefen, und die heute "Kult" sind und man "gesehen haben muss". Würde ich die alle sehen käme ich tatsächlich nicht mehr zum Leben.
Schach spielen finde ich gut. Ich find nur immer schade, dass man's nur zu zweit spielen kann. Übrigens, wusstest du, dass Sheldon aus The Big Bang Theory nicht nur ein dreidimensionales Schachspiel, sondern auch mal eins für drei Personen entwickelt hat? ;)

 Dieter_Rotmund (20.03.14)
Skala, da muss ich jetzt doch mal nachhaken: Du bist der Meinung, The Big Bang Theory "poche auf Intellektualität"???

 Skala (21.03.14)
@Heike: Gibt solche und solche Folgen. ;) Wenn ich ehrlich bin, mochte ich die erste Folge, die ich gesehen hatte auch nicht, das war eine aus der zweiten oder dritten Staffel, glaube ich, dann hab ich mir auf Raten meines Freundes alle von vorne angesehen und bin irgendwie hängen geblieben. ;) (Die Superheldennummer ist so eine Nerdsache bei denen, kann ganz witzig sein, muss aber nicht. Leider schwächeln die Folgen mehr und mehr, ich persönlich hoffe, dass sie es nicht weiter als bis Staffel... sagen wir zehn treiben, das wären noch zwei oder drei Staffeln, weil es dann wirklich nicht mehr witzig wäre). Toi toi, auch für deinen Freund, vielleicht lohnt sich's ja. ;)

@Dieter: Vielleicht der falsche Ausdruck, ich glaube, ich wollte den Kolumnentext zitieren. Aber ich denke schon, dass man einen gewissen Allgemeinwissensstand braucht, um einige der etwas dezenteren Gags zu verstehen (die bei denen nicht immer das Publikum mitlacht). Natürlich ist es immer noch eine Sitcom, also nicht zu vergleichen mit anspruchsvollem Programm. Das wollte ich damit nicht sagen. :D Aber zum Beispiel verglichen mit How I Met Your Mother oder Two And A Half Men, was naheliegt, teilweise gleiche Produzenten und Macher, finde ich es doch etwas... na ja, ich sag mal gehaltvoller. Für eine Sitcom. Letzten Endes ist eh alles Geschmackssache. ;)

 Dieter_Rotmund (24.03.14)
Ach so, verstehe.

Schade finde ich, dass wenn über TV-Serien im deutschen Fernsehen geredet wird, immer wieder die gleichen zwei bis drei Serien genannt werden. Als gäbe es keine, ich will nicht unbedingt besseren, jedoch diskussionswürdigere Werke. Neu zur Zeit z.B. Deutsches Fleisch (oder so ähnlich, ich google es jetzt nicht) und Robot Chicken oder (schon länger im Programm (?)) Ugly Americans und dann war da irgendwo noch eine Serie mit Fastfood-Essen als Protagonisten... Ich bemerke die halt beim Zappen, wie so ziemlich auch jeder andere vielleicht darauf stößt...
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