Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Ego
von Dieter_Rotmund
über Hardcore Henry von Ilya Naishuller, Russland/USA 2015
Die Geschichte der POV-Filme ist interressant. Das leicht albern-nerdig wirkende Kürzel "POV" steht für "Point-of-View" und bezeichnet das filmische Stilmittel, die Geschichte aus der (visuellen) Ich-Perspektive eines Protagonisten zu erzählen, gezwungermaßen ist das dann natürlich die Hauptfigur.
1947 machte der us-amerikanische Regisseur Robert Montgomery The Lady in the lake in dieser Technik und war damit nicht der Erste.
Manche (darunter der Verfasser dieser Besprechung) mögen sich vielleicht vor an den visuell ansprechenden, aber doch recht anstrengenden Enter the void erinneren, der um 2010 herum in Deutschlands Programmmkinos zu sehen war: Auch das ein Film, der aus der Ego-Perspektive der Hauptfigur erzählt wurde.
Ein nicht ganz anspruchsloses Konzept also. Umso überraschender, dass nun solch ein Stilmittel in einem Film für das aktuelle Mainstream-Kino verwendet wird: Er trägt den reichlich einfallslosen Titel Hardcore, im Original Hardcore Henry. Doch ist dieses Werk überhaupt ein Film? Die zugrunde liegende Geschichte eines zusammengeflickten Soldaten ist nämlich äußerst dünn und die Protagnisten sind bar innerer Konflikte. Was die Figuren antreibt, erfährt der Zuschauer erst zum Schluss. Dann jedoch ist es zu spät. Rückwirkend Spannung aufzubauen geht nun einmal nicht.
Hardcore Henry bedient nur die bleiernen Sehgewohnheiten der Spieler (die sich in grenzenloser Selbstüberschätzung übrigens gern "Gamer" nennen) von sog. Egoshooter-Computerspielen. Folglich wird in Hardcore Henry das übliche Repertoir an Fortbewegungsmittel und (natürlich, vor allem!) Waffen hintereinanderweg lieblos durchdekliniert.
Nur einmal wird er Film kurz selbstironisch: Der Protagonist scheitert daran, ein Pferd zu reiten. Völlig zu Recht: Ein halbwegs ordentlicher Western ist Hardcore Henry sicherlich nicht, sondern einfach nur ein dämlicher Ballerfilm für debile Konsolen-Abhängige.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(21.04.16)
(21.04.16)