Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
(bisher 14.191x aufgerufen)
Sind Computerspiele die besseren Filme?
von Dieter_Rotmund
Kürzlich wurde in der FAZ ein Computerspieler-Entwickler zitert, der meinte, das Computerspiel werde bald den Kinofilm als Kulturleistung ablösen. Sein stärkstes Argument, so vermittelte der Artikel den Endruck, sei das Geld. Heutztage wird für die Herstellung eines Computerspiels ein Mehrfaches ausgegeben als für die teuersten Blockbuster.
Aber werden hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen?
Ein weiteres Argument, das man in diesem Zusammenhang oft hört, ist, dass in Computerspielen inzwischen "komplexe Geschichten" erzählt würden. Nun, da hat es das Comupterspiel leicht, diese Behauptung zu bestätigen - wenn man es mit den oben genannten Multiplex-Blockbustern vergleicht. Die dort erzählten Geschichten sind in der Tat sehr wenig komplex (im Animations-Kinderfilm) oder haben nicht den Raum, komplex zu sein (im Actionstreifen, wo gefühlt 90% der Zeit mit Prügeleien und Schießereien verwendet wird).
Das Computerspiel ist die erste Wahl des Eskapisten, des Depressiven, des klassischen Stubenhockers und des Soziopathen: Man kann es zuhause tun, kombinert mit einer doch nur scheinbaren Interaktivität, als sei man tatsächlich im Real Life. Doch wenn das Computerspiel zuende ist, bleibt nach 3 Sekunden Erfolgserlebnis nur Leere.
Der Kinofilm war einmal erste Wahl des Eskapisten; zuweilen erfüllt er diese Funktion noch. Der Klassiker hierbei ist der Herr-Der-Ringe-Fan, der live vor Ort im Kino wortreich referiert, was der Film alles "falsch" machen würde.
Der Kinofilm ist eher die Gute-Nacht- oder auch Gruselgeschichte, kurz vor dem Einschlafen vorgelesen: Keine Interaktivtät, da würde übrigens über kurz der lang die Spannung darunter leiden. Der Film ist auch die weitaus billigere Form sich auszudrücken, seien es nun pubertierende Youtuber oder die Filmstudentin, die etwas Neues ausprobieren will. Und der Kinoflm hat natürlich einen Raum, eine Heimat, einen Sehnsuchtsort einer erfüllten Sehnsucht, nämlich der nach echten Geschichten. Der Raum des Films ist der Kinosaal, er ist seine Bühne. Die Heimat des Computerspiels sind stickige Wohnmzimmer mit speckigen Sofas oder mit Energydrinks vollgestellte, staubige Teenager-Schreibtische mit laut rotierendem Laufwerk.
Mag sein, dass es in 50 Jahren keine Kinos mehr geben wird. Manchmal hat die eigene Endlichkeit eben auch ihre guten Seiten.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(01.11.18)
"Weitpinkelwettbewerb" ist zwar derb formuliert, schließt sich aber meiner rhetorischen Äpfel-Birnen-Frage gut an. Grundsätzlich kann man sich fragen, ob sich überhaupt eine Partei rechtfertigen muss.
Allllter. Heftige Behauptung.
Möchtest Du eine Entgegnung in Form einer Gastkolumne schreiben?