Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 06. März 2019, 12:09
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Oscar 2019

von  Lala


Auch ich stimme in den Chor derer ein, die die Oscar Verleihung 2019 ziemlich lahm fanden. Allerdings muss ich gestehen, dass ich viele der nominierten Filme erst oder noch nicht gesehen habe. Meistens schaue ich mir die nominierten Filme an, um vielleicht Filme zu entdecken, von denen ich bis dato nichts gehört habe. Der hier zum Beispiel, ist mir damals nur wegen der Oscarverleihung bekannt geworden: https://de.wikipedia.org/wiki/Mein_wunderbarer_Waschsalon. Aber auch in dieser Hinsicht war der 2019er Jahrgang eher mau. Sonst achte ich gerne auf die nominierten Filme in den Kategorien „Bester Schnitt“ und „Beste Kamera.“ Da werden gerne auch mal Perlen ausgezeichnet oder wenigstens nominiert.
Die Königskategorien sind wahrscheinlich doch eher politisch oder von Neid oder Missgunst geprägt oder nicht an der Sache interessiert. Wahrscheinlich so wie beim Literaturnobelpreis wo sich dann gerne auf Mittelmaß verständigt worden ist. Bei den Darstellernpreisen gibt es da schon ziemliche Kuriositäten, so dass Peter O’Toole achtmal für einen Oscar nominiert worden ist und ihn nie gewonnen hat. Als Henry – wieder mal - im mitreißenden Drama: „Löwe im Winter“ an der Seite von Katherine Hepburn – die ihren x-ten Oscar dafür bekommen hat - ging er leer aus. Der weltbekannte Cliff Robertson erhielt ihn dagegen im selben Jahr für seine Darstellung des Charlys in der gleichnamigen Edelschnulze. Robertson war noch nicht mal da, um den Oscar entgegen zu nehmen. Traurig. Den weiblichen O’Toole stellt wohl Glenn dar, die ganz close an den acht vergeblichen Anläufen von Peter O’Toole ist. Ich empfehle ihr sich Lawrence of Arabia anzusehen und sich den Satz einzuprägen: „Nichts steht geschrieben!“ wenn sie die achte Nominierung erhält.
Selbst Spielberg hat das ja irgendwann mal doch mit dem Oscar geschafft. Trotz des Oscar Debakels mit der „Farbe Lila“, „Dem Reich der Sonne“ „ET“ oder „Begegnung der Dritten Art.“ Wenn ich fies wäre würde ich sagen: Nur wer die Nazis besiegt oder ihren Horror zeigt, hat die Chance auf einen Oscar. Et voila: mit Schindlers Liste, konnte sich Spielberg diesen Traum erfüllen – sofern er davon geträumt hat – und als Soldat Ryan mit dem unschlagbaren Hanks in der Normandie nochmal wiederholen. Insofern ist der Oscar für den Regisseur Tom Hooper für „The King’s Speech“ folgerichtig. Nur mit einer Rede das Dritte Reich besiegen? Unschlagbar. Leider hatte der filmisch, dramaturgisch und einer jetzt schon ikonischen Musik – Inception – das Nachsehen. Nolan scheint auf dem besten Weg einen O’Toole zu machen. Nolans Dunkirk fehlte wohl das Pathos von Ryan? Oder zu nah dran an Alesia? Von dem wir seit dem Arvernerschild wissen: „Es gibt kein Alesia.“ Aber klar das – einer meiner Lieblingsschauspieler – Garry Oldman für „The Darkest Hour“ als Churchill dann auch einen erhielt. Zu recht. Das ist ein Bingo, oder? Aber ich bin abgeschweift und werde mir wahrscheinlich übelste Vorwürfe eingehandelt haben, aber egal: Es geht um die Sache.
Die interessanteste Kategorie - finde ich – sind die Drehbuch Kategorien: Originales oder Adaptiertes. Nicht zuletzt zeigt sich die Bedeutung und Wertschätzung des Drehbuchs auch daran, dass die Drehbuchautoren durchgesetzt haben – das ist noch nicht so urst lange her- dass sie als vorletztes im Vor- und Abspann genannt werden. Also nach dem oder den Produzenten. Danach kommt nur noch der Dirigent, der Director, der Regisseur. Zu recht.
Dieses Jahr hat den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch Spike Lee für „The Black Klansman“ gewonnen. Einer der Filme, die ich schon gesehen habe. Vor der Oscar Verleihung habe ich auch darauf getippt, dass Lee diesen Oscar abräumt. Er steht gewissermaßen in der Nachfolge Tarantinos, der mit Sicherheit einen Regie Oscar verdient hätte, aber bislang stets nur die Trophäe bei den Drehbüchern bekam. Für Inglorious Basterds hätte er ihn spätestens verdient gehabt. Und eigentlich hat er es sogar geschafft Hitler zu verzwergen und in einem Kinosaal zu verbrennen. Gleichzeitig einen Western zu drehen und Hans Landa als Henry Fonda – „Du sollst nicht meinen Namen nennen“ – wiederauferstehen zu lassen. Mehr Nazis oder Ledermäntel zu besiegen, geht ja gar nicht und das auch noch mit einem selbstreflexiven Blickwinkel. Hut ab, Quentin. Aber das war dann doch wohl zu fett. Abgeräumt hat den Oscar im selben Jahr dann Kathryn Bigelow für „The Hurt Locker.“ Toller Film. Aber nicht so ein Knaller wie die Basterds. Daher wird Tarantino wahrscheinlich gerne mit den Drehbuchoscars bedacht. So wie jetzt Spike Lee. Ja, Black Klansman ist ein toller Film, aber wohl nicht so seifig oder wie auch auf kV gerade schwer im Kommen: konfliktfrei, wie der mit den höchsten Weihen geehrte „Green Book“ von Peter Farelley. Ob der von mir geschätzte Farelly – siehe nur Mary und King Pin - wirklich an Oscar Weihen geglaubt hat, als er das Ding gedreht hat? Ich wage es zu bezweifeln. Klar, Mortensen ist ein geiler Schauspieler, aber es wundert mich nicht, dass es Spike Lee gegruselt haben soll, als „Green Book“ bester Film geworden ist.
Von den mehrfach und vielfach nominierten Filmen, habe ich eigentlich nur „Vice“ gesehen. Dass Christian Bale den Oscar nicht bekommen hat, sondern das lippensynchron singende Mercury Double? Auch wieder ein Knaller. Ich sag mal so: Wenn „Green Book“ oder „Roma“ - über den ich mir kein Urteil erlauben kann – wirklich besser als „Vice“ sein sollen? Wirklich besser als die sicherlich überspitzte Darstellung des Niedergangs der römischen Republik zugunsten eines Kaisertums getragen von der Verherrlichung des römischen Heeres und der bedingungslosen Anbetung individuellen Reichtums? Wahrscheinlich schon, denn in „Vice“ gewinnen ja auch die Nazis. Das ist kein Bingo.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

finnegans.cake (39)
(07.03.19)
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 cthulhus_hairdresser meinte dazu am 07.03.19:
Den selbstreflexiven Moment findet man - einer Analyse folgend, die ich einmal auf Youtube sah - vielleicht in der Verschaltung des Publikums (außerhalb des Films) mit dem Kinogänger Hitler (innerhalb des Films), der sich während der Vorstellung prächtig amüsiert, wie reihenweise Leute abgeknallt werden.

Die Zuschauer, die sich in just derselben Weise an den grotesken Todesarten in IB ergötzen, werden so mit den diegetischen Nazis in eine unrühmliche Beziehung gesetzt. Tarintino antizipiert nach dieser Lesart also die Gier nach Gewalt seines Publikums und filmt diese gleich mit, anstatt - wie ihm ja sonst eher vorgeworfen wird - die Schaulust nach dem Grausamen und Brutalen einfach nur bedienen zu wollen.

Positiv könnte man vielleicht auch sagen, dass die fiktive Figur des Landa eine gute Darstellung eines Carl Schmitt'schen Typus ist, der sonst im Genre des Nazifilms bislang weniger belichtet wurde. Zynisch, weltmännisch, hochintelligent, gewandt, polyglott, städtisch, rational - durchaus durch und durch und auch wirklich gerne antisemitisch, aber dennoch jederzeit bereit, sich einem neuen System anzudienen, wenn es dem eigenen Fortkommen nützlich erscheint.

IB ist ein Film ohne Humanität - die Gegner der Nazis sind selber brutale Schläger, Wilde geradezu, die ihre Opfer skalpieren. Blutiges Dahinmetzeln, das Verbrennenlassen des Feindes in der Wollust der Rache sind die Höhepunkte des Films und moralisch kaum noch von den Untaten der Nazis zu unterscheiden.

Tarantino, könnte man argumentieren, bricht damit das Klischee des Nazifilms, das die amerikanische hegemoniale Herrschaft durch den Sieg über die totalitäre nationalsozialistische Bedrohung im zweiten Weltkrieg legitimiert; er verfolgt nicht das Muster, dass die westlich gedachte Zivilsation hier die atavistische Raserei besiegt habe, sondern vielmehr, dass eine Form der Barbarei eine noch grausamere Barberei niederschlug. Mit einem Knüppel.

(Übrigens fehlt mir diese Perspektive der Humanität generell bei Tarantino, sie fehlt mir auch bei 'Django Unchained'.
Das heißt, er inszeniert auch hier die archaische Vernichtung des bösen Systems, - aber welche neue Ordnung soll auf diesen Akt der Zerstörung folgen?)

Antwort geändert am 07.03.2019 um 15:54 Uhr
finnegans.cake (39) antwortete darauf am 07.03.19:
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 cthulhus_hairdresser schrieb daraufhin am 09.03.19:
Vielen Dank auch Dir für die ausführliche und anregende Antwort! Ich kann jedes Argument, das Du anbringst, gut nachvollziehen.
Allerdings bin ich mir in meinem Urteil, was IB angeht, nach wie vor sehr unsicher. Ich hatte schon mein ersten Gucken ein ungutes Gefühl, was die Behandlung des Topos angeht, aber ich kann auch einzelne Szenen immer noch sehr genießen, was ihren Einfallsreichtum, ihre Komik und ihre darstellerische Leistung angeht - einige germanische Schauspieler (von denen mindestens einer leider auch gerne selber dreht), die in diesem Film zu sehen sind, kann ich mir übrigens *nur* in den Basterds angucken und mich dabei sogar an ihrem Spiel erfreuen.

Was man nach meinem Eindruck dem Film zugute halten kann, ist, dass er seine Zitatbezogenheit und Künstlichkeit sehr durchsichtig macht. Auch diesen Aspekt von IB könnte man als 'selbstreflexiv' beschreiben: allein, wie oft in dem Film (vergeblich!) geschauspielert wird. Man denke nur an die Szene, wo die Basterds sich als italienische Filmemacher ausgeben und dabei unbeholfen das Personal der Pate-Trilogie zitieren, obwohl sie eigentlich diese Filmreihe gar nicht kennen können.

Das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Film wird - auch über das Film-Im-Film-Motiv im Kinosaal - immer wieder thematisiert und mitgedacht.

Es erscheint mir auch auffällig, dass der IB-Hitler überhaupt keine große Ähnlichkeit mit der historischen Figur hat. Tarantino will ja gar keine Authentizität zulassen, er möchte - so scheint es mir zumindest - ganz deutlich machen, dass er ein Genre zitiert, den Prototyp des Nazifilms nämlich.
Durch die überzeichneten komischen Figuren der Basterds wirkt es so, als gäbe es ursprünglich sogar eine Comic-Vorlage, die Tarantino bloß auf die Leinwand gebannt hätte.
Diese Nazis sind in diesem Sinne so 'echt' wie die Nazis in den Indiana-Jones-Filmen. Durch diese Distanznahme vermeidet Tarantino nach meinem Eindruck die falsche Gefühligkeit, in die sich viele andere Filme verirren, die sich mit den Verbrechen des nationalsozialisitischen Regimes beschäftigen.

Dass sich an der Shoah und an dem Leid der Millionen ermorderter Juden nur 'bedient' wird, ist ein Vorwurf, den ich nicht entkräften kann. Das heißt, ich würde auch unterschreiben, dass Tarantino hier nicht sieht, dass man den Nazifilm eben nicht so zitieren kann wie ein Heist-Movie oder einen Yakuza-Streifen, dass da etwas mit der Quelle schon nicht stimmt, was man dringend stärker reflektieren und filmisch anders umsetzen müsste.

Verstanden wird ja in IB weder der Holocaust, noch die NS-Ideologie, noch die Gewalt, die in diesen Kontexten beherrschend wird und die man womöglich verfehlt, wenn man sie filmisch mit anderen Formen von Gewalt zusammenführt.

Die Gewalt selber ist ja bei Tarantino ein Grundthema. Beständig wird sie ironisiert, ästhetisiert, kritisiert, aber auch legitimiert.
Ohne ein großer Kenner von QTs Werk zu sein - aber mir kommt es so vor, als sei der Autor und Regisseur (was die "anthropologische Grundposition" angeht, wie es Carl Schmitt, wenn ich mich recht erinnere, ausdrückt) mit zunehmenden Alter auch immer zynischer und düsterer geworden.
In den "Reservoir Dogs" scheint ja doch auch in den grotesken Ausbrüchen der Gewalt das Menschliche durch. Dieses Moment gibt es den 'Hateful Eight' dann meinem Eindruck nach gar nicht mehr, oder es wird durch den Triumph der Gewalt doch völlig ertränkt.

Dass die Gewalt eben auch gerechtfertigt wird, indem sie Gegensätze zur gemeinsamen Rachetat vereint (etwa in Pulp Fiction) oder in einem revolutionären Akt zur Reinigung von den degenerierten männlichen, weißen, heterosexuellen Feindbildern (Death Proof, Kill Bill, Django Unchained) einer Art von emanzipatorischem Zweck dienen soll, zieht sich wiederum durch Tarantinos gesamtes Schaffen.

Diese Legitimation von Gewalt nähert sich in meinen Augen nun aber selber der nationalsozialistischen Ideologie an. (Ich weiß, dass viele linke Filmkritiker mir hier widersprechen würden, aber ich finde die Parallelen doch recht deutlich.)
Tarantino feiert nach meinem Eindruck den revolutionären Anteil der Gewalt, die "Reinigung durch das Feuer". Mach kaputt, was dich kaputt macht.
Die falsche, böse Ordnung, die sich eben auch durch die Gewalt der Sprache aufrecht erhalten hatte, muss man am Ende dann eben mit Tritten und Knüppeln zertrümmert werden, denn die Worte dienen ja letztlich nur den Herrschenden.

Sehr spannend, was Du am Ende über den Verlust von Landas Sprachmacht schreibst. Dasselbe widerfährt ja auch dem Serienkiller in "Death Proof", der am Ende von seiner eigenen Konstruktion eingeklemmt nur noch schreien und brüllen kann, während die Sprache zuvor sein primäres Verführungsmittel gewesen war, um die Opfer in seine Todesfalle zu locken.

Die Frage, was für QT nach dem revolutionären Umsturz folgen soll, bleibt für mich offen. Teilweise habe ich den Eindruck, dass er die Zivilsationskritik so weit treibt, dass er sich förmlich einer idealisierten tribalen Ehr- und Racheethik entgegenschreibt. (Etwa wenn Beatrix Kiddo dem Waisenkind, dessen Mutter sie getötet hat, die spätere Blutrache an ihr selber als Lösungsweg aufzeigt.)
Auch Django ist ja am Ende so ein Übermensch, der ganz unschuldig nach der Rachetat eine ganz liebe und harmonische Beziehung mit seiner Broomhilda weiterführen kann, ohne dass diese Verbindung von der Traumatisierung erlittener und verübter Gewalt heimgesucht wird.

Antwort geändert am 09.03.2019 um 14:24 Uhr

 Lala äußerte darauf am 14.03.19:
Erstmal nur kurz: Es gibt diese Wunderbare Szene wo ein Zwerg Hitler malt un es um die Perspektive geht. Perspektive ist das was der Film die ganze verhandelt und dabei rekurriert er natürlich auch auf die Fiklmgeschichte bzw. seine Vorbilder. Am Ende wird Hitler im Kinosaal verbrannt. Nicht selbstreflexiv?
finnegans.cake (39) ergänzte dazu am 14.03.19:
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 Lala meinte dazu am 15.03.19:
„ganz deutlich machen, dass er ein Genre zitiert, den Prototyp des Nazifilms nämlich.“

Nö. Der selbstherrliche, arrogante und größenwahnsinnige Umgang mit den Nazis seitens Tarantino hatte auf mich den sehr wohltuenden Eindruck gemacht, dass diese – das wurde immerhin schon festgestellt – Mystifizierung der Person Hitlers wie sie Fest und Knopp z. B, bis zum Exzess betrieben und betreiben aufgebrochen und aufgelöst wird. Damit kommt Tarantino der historischen Wirklichkeit des Stutzers Adolfs wesentlich näher, der ja selbst auch – wie schon festgestellt – ein Kinogänger und ein arschfaules Sackgesicht war. Für den Schrecken der Nazis steht Hans landa, der wie sintemal Henry Fonda –welch Ähnlichkeit der Namen – kleine Kinder frisst oder erschießt und dabei hochzivilisiert quatschen kann. Mit dem blauäugigen und bis dato immer Helden Fonda, der den Jungen in „Once Upon A Time In The West“ am Anfang erschießt, hat seinerzeit Leone einen ähnlichen Effekt erreicht. Hitler ist zwar der Führer aber letztlich ein Zwerg in dieser und in der echten Geschichte. Natürlich hat Cake recht, wenn er Dreyfuss und Landa als die wahren Gegner, Duellanten erkannt hat. Sehe ich auch so. Aber hatte die „echte“ Dreyfuss wirklich Gelegenheit sich zu rächen? Gab’s so ein Duell? Bestenfalls Eichmann. Sonst nichts. Sonst war Verschweigen, Vertuschen und nichts gewusst angesagt. Und bis vor kurzem hat ein Überlebender des Holocaust in Ausschwitz zu Gaynors Song tanzen müssen, um sein Überleben zu feiern. Die Katharsis, die er für Dreyfuss bereithält ist der Tod dieses Zwergen-Hitlers im Kino. Wenigstens das. Dafür kann er als Regisseur sorgen, wenn er Hitler in der richtigen Perspektive erfasst. Das hat er.

Außerdem würde ich Tarantino nicht als intelektuellen Filmemacher betrachten wollen. Er ist intelligent, hat seinen Spaß und er unterhält mich.

Antwort geändert am 15.03.2019 um 10:15 Uhr
finnegans.cake (39) meinte dazu am 16.03.19:
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 Lala meinte dazu am 16.03.19:
Dann lies Dir mal die Hitler Biographue von Kershaw durch. Da bleibt von dieser Figur nicht mehr viel übrig als das. Eine gewaltige Inszenierung, die noch seinen Tod überdauert. Der Führer führte nicht, ihm wurde willig entgegengearbeitet. Das Erschreckendste für mich an dieser ganzen Geschichte. An der Spitze steht einer, der Mediokrität aus allen Poren schwitzt samt seiner unsäglichen und gemeingefährlichen Vorurteilen. Die Ebenen unter ihm machen das eigentliche Drecksgeschäft bis zum Schluss. Keinesfalls war Hiutler der Dämon des Bösen, der die Deutschen verführte oder ihnen mephistophelisch ihre Seele raubte. Nee, die gaben die freiwillig und von Herzen gern her. Bis nach Hitlers Tod. Lies dazu Kershaws "Das Ende." Was nur belegt, dass Sauländer vollig richtig damit liegt, dass Die Deutschen genau wussten was geschah, denn die Deutschen begangen diese Verbrechen. Kein Dämon, kein Teufel, keine tranzendentale Kraft, hinter dem man sich verstecken konnte. Dieser Dämon - danke Herr Fest - musste erst erschaffen werden, um wahrscheinlich überhaupt weitermachen zu können. Wie ich andernorts schonmal erwähnte: Die Abneigung der deutschen den 8.5. zum Feiertag zu machen, der ist in West wie Ost beheimatet, was eigentloich unverständlich isst, wenn es eine historische Wahrheit dafür gäbe, dass die Deutschen an diesem Tag von ihrem Dämon befreit worden wären. Die wurden von sich selbst befreit und wer feiert schon, dass er von sch selbst befreit worden ist? Was auch noch bemerkenswert ist, dass die Clique, die maßgeblich am Morden und den Verbrechen und der Beseitigung der Weimarer Demokratie beteiligt gewesen ist, angefangen mit dem Staatstreich gegen die preußische Regierung 1932, dass diese Clique gleich nach dem Krieg den gesamten Widerstand gegen Hitler für sich beanspruchte. Die wussten nur zu genau, dass sie einem mediokren, sackfaulen Arschgesicht zugearbeitet hatten, weil sie sich selbt in ihn hineinprojeziert hatten, weil sie und viele, viele andere dieser Dämon war, den Fest in Hitler als Verführer des deutschn Volkes erkannt haben will. Ein schönes Märchen. Aber nicht mehr. Daher wird man mit der Verzwergung Hitlers der historischen Wahrheit sehr viel eher gerecht und führt zwangsläufig zur Frage: Wenn es nicht Hitler war? Wer dann? Und die Antwort ist: Wir. Und damit ist auch klar, dass dieses "Wir" auf keinen Fall an seine Schuld erinnert werden will und warum Fritz Bauer keine Chance hatte. Hitler in einem Kinosaal zu verbrennen und verzwergen ist nur konsequent.

edit: Hitlers große Funktion, die nützlichste Funktion für alle großen und kleinen Landas, war die, dass man die Verantwortung auf ihn schieben konnte. Für alles. Bei Lichte betrachtet ist daas natürlich ein Irrsinn, aber es funktioniert, wie wir seit Milgram wissen bei uns allen.

Antwort geändert am 16.03.2019 um 09:24 Uhr
finnegans.cake (39) meinte dazu am 16.03.19:
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 Lala meinte dazu am 16.03.19:
Moment: Ich sage nicht: so wars wirklich. Allerdings behaupte ich aufgrund von primär gelesenen Sekundärquellen: Der Hitler war eher ein Zwerg. Letzteres, sein Zwergentum, finde ich in Kinofilmen bei Tarantino, Chaplin und Lubitsch ("ich heil mich selbst") wieder.

Die Shoa? Wird die bei IB verhandelt? Bzw. maßt sich Tarantino, und ich verweise dabei auf Deine Schindler Kritik*, an, diese auch nur eine Sekundelang verhandeln zu können? Ich glaube nicht. Hinter der Figur der Emmanuelle Mimieux versteckt sich all der Antisemtismus und seine perversen Auswüchse - sie heißt ja eigentlich Shoa und Dreyfus. Aber Tarantino schenkt ihr und uns kein Duell wie in High Noon. Das wäre auch anmaßend oder widerlich gewesen. Die Nazis und Adolf voran, darf er aber gerne in jedem Kinosaal der Welt verbrennen.

Zu Hitler: ich behaupte, lieber finn, dass Du mehr hinter ihm vermutest, als in ihm steckte. Da ist nichts. Leider.

Zur Unterhaltung: Die beste Unterhaltung ist die, wenn ich auch intellektuell unterhalten werde. Ich wüsste sonst auch nicht, wie ich sterben sollte.



, zugunsten eines  "I Will Survive."
finnegans.cake (39) meinte dazu am 16.03.19:
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