Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Die Weltraumorgel bei Star Trek und andere Intros von TV-Serien
von Dieter_Rotmund
Die Intros von TV-Serien - der Teil zu Beginn, in dem Titel und die ständig Mitwirkenden graphisch angezeigt werden - unterlaufen gewissen Moden. Sie sind zum Teil sehr, zum Teil weniger gut gelungen. Zum Teil sehr ihrer Entstehungszeit verhaften, zum Teil von zeitloser Schönheit. Wer so ein Intro zum wiederholten Male sieht und trotzdem noch Freude daran empfindet, hat es wohl eher mit einem Meisterwerk zu tun als wenn er das Gefühl hat, an der Stelle des laufenden Intros quasi vorspulen zu wollen.
Als ich begann, mir über das Thema Gedanken zu machen, merkte ich bald, dass ich voreingenommen bin: Zunächst fielen mir nur nämlich Intros von Serien ein, die mir persönlich gut gefallen. Ich habe dennoch versucht, einen kleinen Querschnitt zu beschreiben. Was ist ein gutes Intro? Was sagt es aus?
Breaking Bad (USA 2008-2013)
Ein nur kurzes Intro, das sich aber großer Beliebtheit erfreut und deswegen schon oft kopiert und persifliert wurde. Etwas erstaunt war ich aber dann doch, als ich bemerkte, dass viele nicht wissen, dass die im Intro angezeigte "Br" und "Ba" die offiziellen chemischen Abkürzungen für Brom und Barium sind; außerdem sind sie in ihrer Form mit dem quadratischen Kasten drumherum dem bekannten "Periodensystem der Elemente" entnommen. Das nahm ich als vorausgesetztes Wissen an, wollte man sich für das Intro begeistern. Aber dem ist offenbar nicht so. Das erinnert mich an die Nerd-Diskussion um 300, als viele der jugendlichen Fans dieses Streifens sich baß erstaunt zeigten: "Was, das ist tatsächlich passiert?".
Der Fahnder (Deutschland 1984-2001)
Nun, wirklich gelungene Intros deutscher Serien sind nicht nur Mangelware, sie sind mit der Lupe zu suchen. Das Intro einer deutschen TV-Serie zeichnet sich eigentlich immer durch eine gewisse altbackene Piefigkeit aus, und sei der darauf folgende Serieninhalt auch noch so gut gemacht. Das Intro von Der Fahnder (ich meine das aus der Anfangszeit) hat zumindest etwas Pepp in Schnitt und Musik und einen gewissen 80er-Jahre-Charme. Die Folgen der Serie bis 1990 harren derzeit einer Wiederentdeckung, finde ich. Das Intro stößt auch heute nicht irgendwie allzu unangenehm auf, und das ist für das Intro einer deutschen TV-Serie ein großes Lob, oder? Noch schlimmer als die Intros westdeutscher TV-Serien waren zweifelsohne die von TV-Serien der DDR, das lässt sich kaum leugnen.
The Nanny (USA 1993-1999)
Dämliche Serie um ein Kindermädchen, das unbedingt reich heiraten will. Sehr einfach gestrickter Sitcom-Humor eindimensional gestrcikter Charaktere. Sehr konservatives Weltbild.
Aber das Intro: Bezaubernd! So eine Art 1960er Jahre Zeichentrickstil, der die Protagonisten karikaturistisch wiedergibt. Es gibt auch offenbar eine Folge, die komplett in diesem Stil gezeichnet ist.
Dr. House (USA 2004-2012)
Zugeben, die Serie gefällt mir persönlich sehr gut. Aber auch das Intro schaue ich mir immer wieder gerne an: Sepiagetönte Bilder, ein Ruderachter mit Trainermotorboot (Neuengland!), Röntgenfotos usw. Ein gekonnte, düstere Einführung in eine Serie, die zwar das Versprechen der Düsternis nicht 100%ig einhält (zu viele Happy Ends!), aber immerhin die Krankheiten in den Mittelpunkt stellt, nicht den Menschen. Hat übrigens gewisse Ähnlichkeiten - auch in der Musik - mit dem Intro von Medium (USA 2004-2011), ein Intro, das ich ebenfalls schätze (auch wenn die Serie sich zuweilen nicht entscheiden kann, ob sie Familien- oder Mystery-Serie sein will).
Heidi (Japan 1974)
Das Intro ist die Einführung in die japanische Manga-Serie Heidi, die in Deutschland vor allem in den frühen 1980er Jahren sehr populär war, obwohl mit 52 mal 25 Minuten nicht allzu lange. Ein herrliche Kombination von einem von japanischen Zeichnern geschaffenen alpinen Landschaftsbild mit einer stets barfüßigen Heidi, die das Heidi-Bild der Erfinderin Johanna Spyri entscheidend prägten (eine blonde Heidi hat es seitdem schwerer), mit einer überaus kitschigen, aber ebenso eingängigen Titelmelodie des (ich habe es nachgeschlagen) Volksmusikduos "Gitti und Erika". Man schaut vielleicht diesem Intro nicht mehr so sehr mit gebannter Vorfreude zu, sondern ist inzwischen eher von dem dort erzeugten Bild einer in dieser Form sicherlich nicht mehr existierenden Schweiz (später auch Frankfurt) zu. Und einem speziellen Problemfall eines Kinds, dessen Sorgerecht heutzutage sicherlich nicht einem alleinstehenden alten Mann mit Reichsbürger-Attitüde zugesprochen worden wäre. Das Heidi-Intro ist bestenfalls noch von dem fast zur gleichen Zeit in Japan entstandenen Intro zu Biene Maja (1975) zu toppen, mit der von Tschechen Karel Gott auf deutsch gesungenen Titelmelodie.
Star Trek (USA 1966 - 1968)
Ein Intro, das so prägend in visueller Hinsicht war, so altbacken war es in seiner Titelmusik. Was ist das für ein seltsames Instrument, dessen Klänge mit einem Chorgesang verbunden ist, das offenbar nur "na-na-na" singt? Klingt wie Helge Schneiders berühmte "Weltraumorgel", das würde ja passen. Nichtsdestotrotz, ein schönes, visuell einfach gemachtes Intro (ganz ohne Menschen), noch handgemacht mit echten Modellen. Man kommt nicht umhin, eine gewisse Beeinflussung der ersten Szene des allerersten Star Wars-Film zu erkennen.
(Fotos: keine mehr)
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Im Zusammenspiel Musik & Bild kann auch etwas im Vorspann entstehen, das zumindest als "kunstvoll" bezeichnet werden kann.
Ich werfe nur mal locker ins Rennen: Six Feet Under, Dexter, House Of Cards, Bosch. Die Liste ließe sich beliebig erweitern.
Zur Nanny gibt es zu sagen:
"Dämlich" liegt möglicherweise im Auge des Betrachters, hier des Verfassers. Kann einem gefallen, muss es nicht. Ich bin auch kein Fan. Ein bisschen mehr Hintergrundwissen hätte zumindest hervorheben können, dass Fran Drescher nicht nur als Darstellerin, sondern auch als Produzentin und Autorin hier sehr selbstironisch (mit sich und dem Judentum) und in vielen Bereichen auch sehr kritisch umgeht. Die Serie selbst ist genauso "dämlich", resp. überzeichnet, wie der Vorspann selbst.
Ansonsten empfehle ich Dir das von Dir so oft gepredigte Rechtschreibprogramm, das garantiert fündig würde, wenn Du es denn benutzen würdest.
Edit:
Und ohne Rechtschreibprogramm musste ich hier einen Grammatikfehler korrigieren, der mir unterlief, als ich die Satzstellung kurzerhand umstellte. Shit happens.
Ich fostes nicht.
PS: Mein altes Avatar war übrigens gemeinfrei.
Ich fostes ebenfalls nicht.
Was meinst Du mit :Nein?
Wer sich über die nun etwas reduzierten Klickzahlen dieser unserer schönen Kolumne wundert: Der Webmaster hat an ein paar Stellschrauben gedreht.
Verdächtigungen, ich hätte für viel Geld eine chinesische Klickfabrik engagiert, wie sie mir gegenüber geäußert wurden (nicht vom Webmaster), sind unwahr.