Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Freitag, 04. Oktober 2019, 09:28
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Wir waren Pioniere

von  Dieter_Rotmund


Naja, wir waren keine richtigen Pioniere. Aber die erste Generation, die in Deutschland diesen verrückten neuen Sport ausübten. Nämlich Triathlon, von dem sich inzwischen herumgesprochen hat, dass es die Kombination von Schwimmen, Radfahren und Laufen ist, und zwar in dieser Reihenfolge.
Wir trainierten in den ersten Triathlonclubs, meist waren es frisch gegründete Abteilungen in Mehrspartenvereinen, damals, um 1990.
Schwimmen! Und Radfahren! Und dann noch Laufen! Trainierten wir alles, manchmal zwei Mal am Tag, wenn wir Lust hatten. Im Wettkampf dann alle drei Sachen hintereinander und zwar ohne, dass die Zeit angehalten wurde. Wahnsinn! Der König der Athleten war bald nicht der Zehnkämpfer, es war der Triathlet! Und wir, so zwischen 16 und 26 Jahre alt, wir wollten es unseren Vorbildern nachmachen. Den wahren Pionieren, Mark Allen, Scott Tinley und in Deutschland Hannes Blaschke, bei mir war es Dirk Aschmoneit, über den ich ein mehrseitige Reportage im ZEITMagazin gelesen hatte Rechtsausleger sei er, stand dort geschrieben, das verstand ich zuerst nicht ... Wow, Wettkämpfe, die so lange dauerten, dass es toleriert war, sich in de Hosen zu machen! Wir waren begeistert. Und fühlten uns wie Pioniere in den alteingesessenen Vereinen, die doch nicht soooo piefig waren, wie man vermutet hätte, sondern diese neue Sportart anboten und andere Vereine organisierten Wettkämpfe, klasse! Ich erinnere mich an Calw, an die Hitze in Schömberg, an die Mitteldistanz in Leimersheim, an Malterdingen und den rührigen Triathlon in Forbach. Wir machten uns keine Gedanken, wir machten einfach mit. Unser Verein, es war ein Luxus, konnte uns zwei bis drei Mal in der Woche Training auf einer 50m-Bahn anbieten, ich kam auf mindestens 6 Schwimmkilometer in der Woche. Wir liefen zusammen durch den Wald und radelten Anstiege des Schwarzwalds hoch, bis uns schwarz vor der Augen wurde. War das herrlich. Unsere Fahrräder waren Stückwerk aus verschiedenen Komponenten, die wir uns hier und da zusammengekauft hatten, manches auch selbstgebastelt, alles Low Budget. So superteure Superrennmaschinen wir heute gab es gar nicht! Manche lackierten sogar die Rahmen selbst, ich klebte mir Aufkleber von Bierbrauereien auf den Rahmen, als sei ich von denen gesponsert, was für ein doller Blödsinn. Wir standen morgens um 5 Uhr auf, wenn es zu Wettkämpfen ging, das war kein Problem und wir aßen ständig Nudeln mit irgendwas und Bananen. Wir waren Pioniere, damals, ja, damals wenigstens ein bisschen.
Auf Hawaii war ich nie, mir genügte die Heimat.

Nun, wo es so langsam zu Ende geht mit KeinVerlag.de, möchte ich die Donnerstagsteamkolumne thematisch öffnen. Beispielhaft dafür dieser Text, mit einem Thema und einem persönlichen Bezug des Verfassers.

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