Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Greenland (USA/UK 2020)
von Dieter_Rotmund
Um es gleich zu sagen: Der Film hat kein Happy-End, denn die Menschheit überlebt!
Als Cineast nimmt man so einiges in Kauf. Zum Beispiel zwei Stunden in der Novemberkälte auf dem grauen Parkplatz eines Möbelhauses zu stehen und durch die ständig beschlagene Fensterscheibe einen Spielfilm auf der großen Leinwand zu sehen. Gemeinsam mit ca. 100 weiteren Autoinsassen, deren Motivation ich nur erahnen kann. Manche sind wahrscheinlich nur froh, überhaupt auf irgendeine Veranstaltung gehen zu dürfen, egal welche. Irgendwann wird auch IKEA langweilig.
Als Cineast bin ich dankbar dafür, ins Kino gehen zu können, auch wenn es "nur" Autokino ist. Aber es ist schwer, Cineast zu sein, denn es zeichnet ihn (oder sie) aus, dass sie Filme in einem schönen Kino sehen möchte. Nicht im Auto, Oft klicke ich die Internetseiten meiner Lieblingskinos an, um zu sehen, ob sich etwas tut. Als Cineast fände ich es bereits schön, wenn die Kinos nur ein paar Filme hoffnungsfroh ankündigen würden - Ich weiss natürlich aus Erfahrung, dass die Hoffnung trügt, denn zuallererst wird natürlich Weihnachten erleichtert werden - als hätten es in Familien nie eine Weitergabe von Covid19-Viren gegeben. Aber das soll hier ausdrücklich nicht das Thema sein.
Greenland habe ich gesehen. Das Werk knüpft thematisch an die beiden US-amerikanischen Mega-Blockbuster Armageddon und Deep Impact an, die beide aus dem Jahr 1998 stammen. In allen drei Filmen falls Gesteinsbrocken aus dem All auf die Erde - ich formuliere das mal so, um Besserwisser raus zu halten, die einem penetrant den Unterschied zwischen Komet und Asteroid unter die Nase reiben wollen - für die Filmerzählung ist der Unterschied unwichtig. Wichtig ist natürlich, dass diese Brocken die Menschheit bedrohen!
Seit Armageddon und Deep Impact gab es keine nennenswerten Werke, die einen derartigen menschheitsbedrohenden Weltraumbeschmiss zum Thema hatten - warum jetzt also Greenland?
Die Antwort ist, es gibt vermutlich keine Antwort, diese Art "Katastrophenfilm" sind dank immer billiger werdender CGI lang nicht mehr so teuer wie früher. Angeblich 35 Millionen Dollar hat der Film gekostet (Google-Kurzinfo) und laut imdb.com bis dato 38 Millionen eingespielt. Es ist wahrscheinlich auch so eine Art Versuchsballon - man will mal sehen, wie derartige Filme derzeit ankommen.
Greenland ist, qualitativ eingeschätzt, bestenfalls Dutzendware. Ein belangloses Werk mit offenbar nur einer Botschaft: Wenn es um deine Familie geht, darfst Du dich wie ein asoziales Arschloch verhalten. Die Sorge um die Familie legitimiert jede Untat. Nun, ja. Passt gut zu Weihnachten.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(26.11.20)
p.s.
Vielleicht findet er in seinem Text ja selber einen oder zwei. Aber in ihrem Schatten kann unser Dieter-Leonidas weiter seine guten Kämpfe kämpfen, ganz allein auf breitem Schlachtfeld. Da ficht ihn nichts an.