Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Wunder sind möglich
von Dieter_Rotmund
Gastkolumne von Graeculus
Der britische Schauspieler Rowan Atkinson ist vieles, aber zuerst war er Mr. Bean: ein schrulliger, einzelgängerischer, aber liebenswerter Tollpatsch.
In der allerersten Episode dieser Serie, 1990 erschienen, gibt es einen Sketch, in dem Mr. Bean über eine in den Fels gehauene Klippe an den Strand hinabsteigt, um ein Bad im Meer zu nehmen. Zu diesem Zweck muß er sich zunächst seiner Kleidung entledigen und eine Badehose anziehen. Kein Problem an sich, aber an diesem Strand hält sich eine weitere Person auf: ein Mann, entspannt in einem Liegestuhl liegend und sich sonnend.
Nun ist es eine Art Naturgesetz, daß jemand, der seine Hose und Unterhose aus- und sodann die Badehose anzieht, für eine gewisse Zeit – wir sprechen da immerhin über mindestens mehrere schreckliche Sekunden – mit entblößtem Unterleib dasteht. Dieser bedauerliche Umstand widerspricht angesichts eines Zuschauers (ich rede von dem am Strand, nicht von uns vor dem Fernseher) Mr. Beans fein entwickeltem Schamgefühl zutiefst.
Jetzt braucht es ein Wunder. Und siehe!, das Wunder stellt sich ein. Es gelingt Mr. Bean nämlich, zunächst die Badehose über der Hose und natürlich damit auch der Unterhose anzuziehen und anschließend – man weiß nicht wie – sich erst der Hose und dann der Unterhose zu entledigen, beides schamschonend gedeckt durch die bereits angezogene Badehose.
Schlangenmensch? Entfesselungskünstler? Nein, unser schrulliger, scheinbar ungelenker Tollpatsch bewerkstelligt ein akrobatisches Wunder.
Wir saßen seinerzeit vor dem Fernseher, schauten einander an und fragten uns: Wie in aller Welt hat er das geschafft?
Der solche Ängste auslösende Mann am Strand jedenfalls erhebt sich, wenig beeindruckt, anschließend aus seinem Liegestuhl, greift nach seinem Blindenstock und stapft unsicheren Schrittes von dannen.