Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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160 Millionen
von Dieter_Rotmund
160 Millionen Euro, so las ich neulich in der FAZ, wird aktuell für einen bestimmten Fußballspieler geboten, damit er von einem französischen in ein spanisches Profifußball-Team wechselt. Er selbst sieht vom dem Geld nichts, es würde zwischen zwei großen Unternehmen aus der Profisportbranche den Besitzer wechseln. Nostalgisch verbrämt nennt man diese Firmen "Fußballclubs", was sie realiter schon lange nicht mehr sind.
Dies stand, neulich, wie schon gesagt, im Sportteil der FAZ, aber meiner Meinung nach sollte die Zeitung eine neue Rubrik einführen. Diese sollte "Menschenhandel" heissen. Dann stünde dieser Artikel neben Berichten über eingeschleuste Prostituierte aus Osteuropa, Leiharbeiter aus Nordkorea und frühere DDR-Praktiken, Systemgegner gegen Westgeld frei und ausreisen zu lassen.
Ich sage das nicht aus moralischen Gründen, ich empöre mich nicht nicht wegen des Umstandes, dass es Menschenhandel gibt. Wir sind diejenigen, die die Welt um uns herum formen. Sie, die Welt, ist weder "gut" noch "schlecht" und schon gar nicht "böse", das sind nur einfachst gestrickte Kinderkategorien, die ich hier nicht bedienen möchte. Es gibt Menschenhandel und basta.
Ich fordere nur, dass man Dinge beim Namen nennen sollte. Und das Kompositum "Menschenhandel", aus den Wörtern "Handel" und "Menschen" bestehend, ist zunächst ja an sich kein polarisierender Kampfbegriff. Also. Bitte.
Ich möchte, dass es im Sportteil meiner Zeitung um Sport geht, das ist im Grunde alles, was ich fordere. Da bin ich dann ein wenig verärgert, dass es nicht so ist. Und dann erlaube ich mir ein klein wenig Empörung, Dankeschön.
Godzilla vs. Kong (USA/Australien/Canada/Indien 2021)
Nachdem auf kV niemand sich traut, was zu diesem Film zu sagen (zu banal?) , bin ich nun auf einen Artikel in der Filmzeitschrift "Ray" gestoßen, der sich dem Film widmet, es ist allerdings nur ein kurzer, überwiegend inhaltsangebender Text, vielleicht 2000 Zeichen, mehr nicht.
"Naiver Plot" steht darin über Godzilla vs. Kong und dass für den Regisseur die Figurenentwicklung Zeitverschwendung sei und diese Figuren seien "holzschnittartige Comic-Stereotypen".
Ja, besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Abschließend schreibt in der "Ray" Filmkritiker Jörg Buttgereit, dass der Film Die Rückkehr des King Kong (das erste filmische Aufeinandertreffen der zwei Giganten 1962) eine eher "künstlerisch-poetisch angelegte Phantasiewelt" zeige. Naja, ich weiss nicht, so habe ich das noch nie gesehen, die Pappkartonstadt und ihre mittels Stopmotion animierten, sehr steif wirkenden Puppen, das soll poetisch sein? Poesie ist nach Aristoteles einfach nur der Überbegriff für die drei Hauptgattungen der Literatur, aber der Begriff hat sich weiterentwickelt, ihm wird eine fast transzendentale Wirkung zugeschrieben.
Aber, rückblickend gesehen, ist der jüngere Godzilla vs. Kong in der Tat "aus der Zeit gefallen" (Buttgereit) , betrachtet man so einen - Entschuldigung - Scheiß wie Escape Room 2 oder Free Guy. Grundsätzlich ist Godzilla vs. Kong (2021) nämlich nach altem Strickmuster gemacht. Da war ich mit Godzilla vs. Kong trotz aller Mängel also noch gut bedient. Ich habe mich ja auch seinerzeit in dieser Kolumne über drei besonders "holzschnittartige Comic-Stereotypen" geärgert. Dem Rest wohnt, um es so auszudrücken, noch einen Hauch Jules Verne inne. Immer wieder denke ich gerne an die sehr liebevoll gemachte Verfilmung Journey to the Center of the Earth von 1959 zurück.
Im gleichen Ray-Heft steht auch was über Nebenan ("trefflich zusammengestelltes Ensemble mit überwältigend guten Spiel") und auch was über Minari: "Dämlicher Zusatztitel" - wie wahr!
Ich komme zum Schlusssatz und schließe den Kreis: Für 160 Millionen Euro hätte man übrigens etwa 90 Mal einen Film wie "Minari" machen können. 90 Mal!
Dann doch noch spontan ins Kino, in Nahschuss, Deutschland 2021. In einem Kino in einem Hinterhof, also in einem Hinterhof-Kino, könnte man sagen, gesehen. An einem verregneten Abend. So war das. Jawohl.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Kleiner Tipp: Eine Silbe ist redundant.
Dieser armselige Versuch, gebildet zu wirken, macht die Erwähnung des Buchstabendrehers »sidn« genauso überflüssig wie das Weiterlesen nach dieser Stelle.
Ciao, Frank
Ciao, Frank
Ich bin selbst Mitglied in einem kleinen Sportverein (allerdings kein Fußball) und kann dir versichern, dass dort kein "Geld gescheffelt" wird.
Ich möchte eher von Söldnertum sprechen - und das stört mich schon genug.
Graeculus, du vergißt allerdings auch diie in der Antilke übliche Praxis, bei Lebensende die eigenen Sklaven freizulassen. Diese soziale Schicht der Freigelassen wurde zunehmend größer und einflussreicher - siehe die Augustales. Ich will das nicht verklären, aber ist halt nicht alles nur schwarz und weiss...