Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war? Bei den Fabelmans.
von Dieter_Rotmund
Joachim Meyerhoff gilt derzeit in der deutschen Kunstszene als das angesagte Multitalent. In der FAZ las ich über ihn, nun sah ich eine Verfilmung eines seiner Bücher:
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (D/BEL 2023) gilt als autobiografisch, was nichts zu Sache tut, auch wenn viele diesen Umstand als sehr wichtig erachten. Authentisch soll alles sein, die Teenies von heute sprechen von "real". Nichtsdestotrotz ist Wann wird es... fiktional, oder besser gesagt fiktionalisiert, denn es ist keine Doku, sondern ein Spielfilm.
Offenbar reicht es für einen Romanerfolg heutzutage immer noch, einfach seine Jugenderinnerungen aufzuschreiben. Originell ist die Idee nicht, aber vielleicht unterhaltend? Immer wuchs Meyerhoff auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik auf (nicht als Patient, sondern als Sohn vom Chef). Die Anekdoten rund um diesen Umstand füllen die gefühlt ersten 25% des Films. Ein wirklicher Konflikt, der den Film tragen könnte, taucht zunächst nicht auf. Es ist in diesem ersten Viertel alles recht putzig inszeniert (mit Axel Milberg als Ministerpräsi Gerhard Stoltenberg), hat aber keine Zentrum. Kurzum: Der Kind-Teil des Protagonisten ist viel zu groß geraten, salopp gesagt. Erst als sich herausstellt, um was es geht, wird der Film interessant. Ein wenig überinszeniert wirkt auch das anfängliche 70er-Jahre-Ambiente mit all diesem "formschönen" Plastikkram. Könnte zwar durchaus authentisch sein, diese fast museal zu nennende Attitüde lenkt aber sehr ab. Nun gut, wer bis in die 80er Jahre des überraschend episch angelegten Werk vordringt, bekommt dann doch noch einen ordentlichen Film zu sehen. Worum es geht, darf der- oder diejenige hier gerne in den Kommentaren diskutieren.
The Fabelmans (USA / IND 2022). Natürlich sprechen mich Filme an, die das Filmemachen und das Kino feiern. Im Sommer 2022 sah ich im Open Air Kino Be kind rewind - das war klasse und ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben. Also nun Steven Spielbergs The Fabelmans?
Zu Beginn hält der extrem erfolgreiche und bekannte Regisseur selbst eine nette kleine Begrüßungsansprache in die Kamera. Warum auch nicht? So weit, so gut. Dann aber folgt ein sehr schlecht gemachter Werbespot für sehr teure Armbanduhren. Und das auf deutsch, ob wohl der Film OmU gezeigt wird! Was soll das? Erst danach folgt die Universal-Filmkugel. Das ist schon sehr ärgerlich, bevor es überhaupt richtig losgeht.
Der Film hat durchaus seine gute Stellen, aber insgesamt kommt er mit zu viel Familien-Schmalz daher. Da wäre ich dann doch lieber bei den Meyerhoffs aufgewachsen!
Außerdem im Kino gesehen: Office Space (USA 1999). Kurioser 90er-Jahre-Film, den man heutzutage nicht mehr so machen würde. Ein Unikat mit Spaß beim Sehen. Und mit Jennifer Aniston.
Peter Gibbons: [talking about the hypnotherapist he's about to see] Hey, he helped Anne lose weight.
Samir: Peter, she's anorexic!
Peter Gibbons: Yeah, the guy's really good.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(23.03.23, 17:28)
Ich habe durchaus eine Meinung dazu, um was es in diesem Film geht, bin aber auf anderen Meinungen neugierig und möchte dazu anregen, diese hier kundzutun.
Du formulierst doch klar die Forderung, dass man den Film nur im Kontext mit dem Buch/ den Büchern "verstehen" kann!
Der Meyerhoff gilt als angesagt, nicht der Film. Wenn "angesagt" mit der Höhe des Werbebutgets korrelliert, dann sind derzeit alle Superheldenfilme angesagt, aber nicht diese kleine deutsche Produktion.
Was soll jemand, der weder den Schriftsteller noch Roman und Film kennt, mit so einer Kolumne anfangen?