Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Triumphe, Trinksport, Triebe
von Didi.Costaire
Vorweg auf besonderen Wunsch von Dieter ein Limerick über Manuel Neuer. Er hätte witziger werden können, wenn sich der Bayern-Keeper in der zweiten Bundesliga-Partie einen neuerlichen (!) groben Schnitzer geleistet hätte. Nunmehr ist folgende Spielerei nach Limerick-Art herausgekommen:
Neuer
war ewiger Schalker, ein treuer,
voll Leidenschaft, Herzblut und Feuer.
Dort wurde er Weltstar,
doch geht es um Geld ja.
Bei Bayern ist Manuel neuer.
Und nun die eigentliche Kolumne:
Dass kriegerisches Vokabular im Fußball weit verbreitet ist, ist bekannt. Auf dem Feld begegnen sich Stürmer und Verteidiger bzw. Angriff und Abwehr (die sich zu einem Bollwerk formiert). Schlachtenbummler verfolgen das Geschehen. Es wird aus allen Lagen und Rohren geschossen, ob nun von der vordersten Linie oder aus der zweiten Reihe. Wer am öftesten trifft, erhält am Ende einer Bundesliga-Saison die Torjägerkanone. Der beste Schütze nach dem II. Weltkrieg wurde gar von der Revolverpresse zum „Bomber der Nation“ gekürt, und die Reporterlegende Herbert Zimmermann hat sich einmal total im Ton vergriffen und etwas von einem Endsieg gefaselt.
Ebenso weiß man, dass nicht nur auf dem Spielfeld geballert wird, sondern auch die Fans voll dabei sind. Einige sind sogar mit Harald-Juhnke Schal ausgestattet (und das kaum auf Grund dessen schauspielerischen Leistungen). Nicht umsonst war Jägermeister der erste Trikotsponsor im deutschen Profifußball. Sich selbst und dem gegnerischen Torwart, der in seiner Kiste steht, wird gerne einer eingeschenkt - wer dabei versagt, mit „Du Flasche!“ beschimpft. Trapattoni hat es mit „Flasche leer“ noch besser auf den Punkt gebracht.
„Wir brauchen Eier!“ hat sein Torhüter Olli Kahn einmal gesagt und klar gemacht, dass es auch in anderer Hinsicht um Männer, die ihren Mann stehen, geht. Man ergötzt sich an Übersteigern. Es wird bewundert, wenn der Ball auf der Latte tanzt und moniert, wenn er über den Schlappen rutscht. Huren werben am Rande von fußballerischen Großereignissen mit riesigen Bällen und Freistößen, auf dass sich der Druck entladen möge.
Beim Thema gleichgeschlechtliche Liebe denkt man hauptsächlich an Schmähgesänge wie „Ihr seid alle homosexuell“ oder Beschimpfungen á la „Du schwule Sau!“, mit denen gegnerische Akteure bedacht werden (wobei „bedacht“ nicht von denken, sondern von Dachlatte kommt). Doch obwohl es im Profifußball bekanntermaßen nur heterosexuelle Spieler gibt, ist die Sprache auf dem Rasen und in den Reporterkabinen zuweilen eine andere. Natürlich ist es nur ein Hörfehler, wenn Mitspieler zuweilen mit langen Pässen und dem Zuruf „Gay!“ auf die Reise geschickt werden. Dass Gegenspieler vernascht werden, ist jedoch allgegenwärtig. Und das Zeitalter der Manndecker, die ihrem Kontrahenten bis aufs Klo folgten, wurde nahtlos abgelöst durch ganze Mannschaften, die tief hinten drin stehen. Das klingt ganz schön abgewichst.
Dennoch haben die Kicker nur den sportlichen Erfolg im Sinn, wie auch Horst Hrubesch, der einmal formulierte: „Ich tu ihn rein in ihm sein Tor.“
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Boah, so lässt sich Fußball aushalten
Hier schreibt ein Autor mit Reporterqualität, der unter dem Aspekt von "Triumphe, Trinksport und Triebe" einen heißen Text liefert, wobei besonders die Triebe außerordentlich gut bedient werden.
Er ist ein Fliegenfänger, mit dem man doch gerne mal in die Kiste springen möchte, obgleich der wiederum auch gerne hinter der großen Kiste steht und die kleine vor voreiligem Zugriff bewacht. Ja, hier gibt es noch Helden.
Der Stürmer haut die Granate unter den Augen des Generals mit einem satten Schuss ins gegnerische Tor, es wird gekesselt und niedergerannt, wenn es ums nackte Überleben geht. Und bei "nackt" kommen auch schon die Triebe ins Spiel:
Übersteiger, Latte, Manndeckung, riesige Bälle und Freistöße, ja, sogar Huren.
Da der Autor auch viel von "guter Küche" hält, sei noch zu erwähnen, dass man aus einer Gurkentruppe mit raffinierten Bananflanken Gulasch machen kann.
Und andernorts schießen auch noch Kometen nach oben ...
Liebe Grüße,
Judith
In Didis weiterem Kolumentext geht es um Sprache; das gefällt mir. Kürzlich gehört: Fußball sei "Proletenballet".
Denn es gibt nicht nur Torhüter, die in der oder um die Kiste herumspringen, sondern auch welche, die sich richtig pantern bzw. dieses in ihrer aktiven Zeit getan haben. So wie z. B. die "Katze von Anzing", Sepp Meier. Auch andere Spieler erhielten Tiernamen, wie "Ente" Lippens oder Berti Vogts, der "Terrier". Apropos Nationaltrainer: Hier schließt sich der Kreis vom ersten deutschen Reichstrainer Nerz bis hin zu Löw. Selbst ganze Mannschaften werden als "Löwen" bezeichnet, oder als "Wölfe", "Geißböcke", "Zebras" und "Fohlen". Nicht zu vergessen die "Kieler Störche"!
Die Triebe sprießen auch in Form von Obst und Gemüse, und auf dem rechteckigen Grün wird erstaunlicherweise ein ausgesprochen grüner Sport mit vegetarischer Küche betrieben. Die „Gurkentruppe“ hat oftmals die fleischfreie Version des „Fliegenfängers“ im Tor, den „Gurkenpflücker“. Der Schiri hat Tomaten auf den Augen. „Gib mich die Kirsche!“, forderte einst Lothar Emmerich. Der in der Kolumne erwähnte Horst Hrubesch hielt am liebsten die „Birne“ hin. Andere Spieler sind „Pflaumen“, ganze Mannschaften werden als „Fallobst“ bezeichnet, und die Neuseeländer als „Kiwis“.
Undsoweiterundsofort. Es gibt viele Bereiche aus dem Alltag, die man mit Fußball in Verbindung bringen kann.
@ Dieter: Schön, dass dir mein gereimter Fünfzeiler gefällt. Fußball und Sprache scheint mir ein weit reichendes Thema zu sein, siehe oben.
Herzliche Grüße, Dirk
@ Brigitte:
eben auf tagesspiegel.de einen Kommentar zum gestrigen Sieg über "Österarm" (11Freunde) gelesen:
Das sind Waffen die die Spanier eben nicht besitzen.
Die sprachliche Aufrüstung kennt wirklich keine Grenzen.
Gruß
Lala
Und man sollte öfter "11 Freunde" lesen. Die haben ihren Live-Ticker zur gestigen Partie (der allerdings vor dem Spiel endet), in spöttischer und wortwitziger Manier so eingeleitet: