Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Montag, 09. April 2018, 10:31
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Kastrierte Erlebniswelten, im „Bild“ sein, oder wie?

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumnistin  Bette Dalüge schreibt anläßlich des neusten Meryl Streep Films-The Post (deutscher Titel Die Verlegerin, Regie Steven Spielberg) über die Agieren der Fotoredaktionen der Boulevardpresse.

Im Bild sein

Dieses Motto der „Bild“ Zeitung verspricht „Alles“.
Denn Bilddenken führt zu Erfahrung und Bewusstsein, die Sättigung des Lebens. Auf ein Bild folgt unweigerlich die Hinwendung zur Welt und ihren Äußerungen, die man beginnt zu verstehen. Bilder sind immer geistig und damit wirkend, reißen uns hinein ins eigene Erkennen und sprechen unser Inneres an bei dem es keine Zweifel mehr gibt.
Solcher Art Hoffnung treibt jeden Leser dieser Zeitung zur für ihn magisch anmutenden Druckerschwärze, ohne dass er sich seiner „Sucht“ bewusst wird. Er sucht Erfahrungen, die ihn stillen und ihm die alte ranzig gewordene Zeit vertreiben, hin zu einer Neuen. Denn Bilder werden von der Zeit getragen und kommen als Überraschung, jeden Tag neu erwartet.
Ich habe Bild-Leserinnen in der Frühstückspause beobachtet. Fast entschuldigend kommt unweigerlich oft, beim Aufschlagen der Zeitung der Spruch, „jetzt noch ein bisschen Bildung“, begleitet von einem erwartungsvollen Lächeln.
Doch „Bild“ bildet nicht, hat nicht das, was es vorgibt. Stattdessen plakatiert es Ereignisse zum schnellen Verbrauch, denn Sättigung wird gar nicht angestrebt. Informiert jeden, um in einer vorgedachten Welt noch einigermaßen zu funktionieren und das wirkliche Leben in einer verplanten Weise zu suchen, als Konsument. Eine Sisyphusarbeit, die Geld und Zeit verschlingt.
Die Sprache von „Bild“ ist verworren, so dass man vergisst nochmal zu hinterfragen. Sie stellt vor Tatsachen, die zum Bejubeln, oder zum Weinen sind.
Als ehemalige Arbeiterin habe ich festgestellt, dass diese Leser heimliche Schadenfreunde entwickeln, wenn die Informationen sie selbst nicht betreffen und offene Wut, wenn es um ihre eigenen Belange geht.
Auch wissen natürlich die Leser um den schlechten Ruf der Zeitung und geben dann nur zu, dass sie manchmal etwas darin nachlesen. Doch bekennende Leser gibt es viele.
Da entrollt sich jeden Morgen zum Frühstück eine Welt der Stimmungen, welche nach dem letzten Schluck Kaffee wieder vergessen werden. Denn „Bild“ wacht über Abgründe, mit einem moralischen Zeigefinger. Und draußen läuft alles wie immer.
Auch der "Spiegel" kommt mit seiner coolen Sprache nie auf den Punkt. Sich zu spiegeln ist das A und O der Selbstverliebten. Er ist eine andere Modalität im Sinne von „Bild“, es ist das gespiegelte Bild. Also die Zeitung der Gebildeten, welche ihr Echo suchen. Aber auch wie die „Bild“-Leser, lassen sie sich plakativ abspeisen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(12.04.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.04.18:
" ... schreibt anläßlich des neusten Meryl Streep Films" - ich bin mir nahezu sicher, daß Babette den Film nicht gesehen hat und sich wundert, warum es darum gehen soll. Dieter hat sie wohl überredet, für die Kolumne zu schreiben, ohne daß sie ahnte, um was es geht. Auch Fußball dürfte in ihrem Leben keine Rolle spielen. Von ihr solches zu erwarten zeugt von einer Instinktlosigkeit ohnesgleichen.
Bette (70) antwortete darauf am 12.04.18:
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 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 12.04.18:
So ist es, man kann ja anläßlich von z.B. 9/11 etwas schreiben ohne dabei gewesen sein zu müssen. In meiner grenzenlosen Instinktlosigkeit habe ich Bette höflich um einen Gastkolumne gebeten und sie hat bald ebenso höflich eine geschickt. Ein Skandal!

Ich freue mich aber über das Interesse am Film.

 LotharAtzert äußerte darauf am 12.04.18:
Ja Dieter, ich freue mich auch schon aufs Interesse an Urbildung durch Urbilder.

 Judas ergänzte dazu am 12.04.18:
Dieter kann ja wohl zum Anlass eines Filmes eine zum Thema passende Kolumne veröffentlichen die von jemandem geschrieben wurde, der/die den Film nicht gesehen hat. Warum Lothar da sofort White Knight spielt und sich aufregt, ist jenseits meines Verständnisses.

Zum Thema: Schon Die Ärzte sangen treffend: "Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild und die besteht nun mal - wer wüsste das nicht - aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht" (aus: Lasse reden)

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.04.18:
Immerhin ist Lothar offenbar ein treuer Leser dieses Kolumne, sonst wäre ihm das nicht so wichtig zu sagen.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.04.18:
Anmerkung zum Schluss: Ich denke, die BILD-Zeitung füllt da eine Lücke, nämlich mit einfacher Sprache etwas (mutmaßlich Nachrichten) darzustellen. Leider ist die Fähigkeit des Textverständnises in Deutschland oft unterentwickelt, da kommt die BILD-Zeitung gerade recht, andere Printmedien waren sich bisher zu fein, auf den Einfache-Sprache-Zug aufzuspringen. Ich persönlich favorisiere zwar die FAZ, kann aber in gewisser Weise die BILD-Leser, wie sie da so gewissenhaft eine halbe Stunde und länger (sic!) über eine Ausgabe sitzen und lesen, verstehen.
Graeculus (69) meinte dazu am 18.04.18:
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 LotharAtzert meinte dazu am 18.04.18:
Wieso Schluß? Is vorbei?
Ich möchte nämlich noch anmerken, daß ich täglich die Karatschi-Express lese uns sie für die beste Tageszeitung ever halte;)
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