Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Angst essen Seele auf
von Dieter_Rotmund
Die Angst geht um. Das muss man leider feststellen, wenn man mit offenen Augen durch diese unsere Welt geht. Gestern war ich bei schönstem Wetter an einem Badesee. Außer meiner Begleitung und mir war dort aber nur sehr wenig los. Eine Woche zuvor waren wir in einem netten Biergarten am Rhein. Außer uns kamen nur wenig Leute dorthin. Inzwischen gehe ich ein bis zwei Mal die Woche ins Kino und bekomme dort hervorragende Filme zu sehen. Die wenigen verfügbaren Sitzplätze sind oft weit entfernt davon, ausverkauft zu sein. Man hört über Ecken von Leuten, die seit Wochen nur für die allernötigsten Besorgungen aus dem Haus gehen. Die Angst geht um.
In Fassbinders berühmten Angst essen Seele auf von 1974 geht es nicht um eine Gesellschaft, die sich in einer Pandemie-Situation befindet. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten: Die Gesellschaft, repräsentiert durch Arbeitskollegen und die Nachbarschaft der Protagonisten, lehnt die ungewöhnliche Beziehung der beiden Hauptfiguren ab. Sie pflanzt Angst in deren Herzen, dass ihre Zuneigung keine Zukunft hat.
Der Maßstab im 2020er Angst essen Seele auf ist ungleich größer: Eine undeutliche Masse von Schreibern in sozialen Netzwerken und Internetforen schürt die Angst und erhebt sich unter dem Deckmantel anonymer Avatare moralisch über den Rest. Viele Menschen, die nicht genug Selbstvertrauen haben, lassen sich dadurch einschüchtern und so verbreiten sich Angst und Hassrede, vor allem im Netz, in dem man Mitmenschen übel beschimpft, deren Handeln angeblich verantwortungslos ist. Das ist armselig.
"Man kann die Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen!", denke ich mir dann nur noch. Sollen sie doch in ihren Kellerlöchern vor dem Computerbildschirm verschimmeln. Mein Glück ist (unter anderem), einfach dass man ins Kino gehen kann. Ich sah in den letzten Tagen wieder eine Fülle toller Werke in Lichtspielhäusern meiner Wahl:
Jojo Rabbit, (Neuseesland/Tschechische Republik/USA 2019, kein Witz). Völlig daneben liegt, wer den Film in der deutschen Synchronfassung sehen muss. Es gehört zu dieser Groteske nämlich dazu, dass die Schauspieler englisch mit starken deutschen Akzent sprechen. Wer sich nicht daran stört, dass auf Geschichtsfakten kaum etwas gegeben wird, hat sicherlich Freude an dieser Komödie, die auch einige kleine tragische Momente bereit hält. Muss man irgendwo zwischen Iron Sky (2012) und Das Leben ist schön (1997) verorten, ohne das martialische Element des Ersten und die Kitschigkeit des Zweiten.
Mit Scarlett Johansson und Sam Rockwell. Mimin Thomasin McKenzin sieht aus wie die junge Jodie Foster.
Sunburned (2019). In dieser kleinen deutsch-polnischen Produktion, in der die Protagonisten überwiegend deutsch reden, geht es um Claire, einen heranwachsenden Menschen zwischen Mädchen und junger Frau: Urlaub, erste Liebe, kleine Intrigen, geschiedene Elternteile. Tolle Landschaftsbilder. Das Migrationsthema schwingt mit, ohne die Moralkeule zu schwingen. Ein eher ruhiger Film, der zum Beobachten einlädt. Und zu beobachten gibt es viel.
Do the right thing, USA 1989. Habe ich damals, als junger Mensch, nicht gesehen. Umso erfreulicher, dass nun ein Kino in meiner Heimatstadt den Film in OmU zeigte (eine Synchronfassung ist auch hier Blödsinn), und dazu noch in 35mm! Die Kopie war zwar ein wenig verkratzt und leicht magenta-stichig, aber echter Film-Film. wie ihn Fans nennen, ist schon klasse. Kurzfazit: Nicht so ganz stimmig. Was der Film sein will, ist mir noch nicht klar. Sehr überrascht war ich, als ich erkannte, wer da alles mitspielte: Ein Who-is-Who afroamerikanischer Schauspieler, die meisten am Anfang ihrer Karriere. Außerdem Rosie Perez (schon das dritte Mal, dass ich sie in diesem Jahr auf der Leinwand sah) und John Savage. Ein überraschend "aktueller" Film, wie man so sagt, auch wenn das überhaupt keine Aussage zur Qualität zulässt.
In memorian Tilo Prückner (1940-2020)
Dieser Schauspieler hat praktisch alles gemacht: Von seichten Vorabendserien (Um Himmels Willen, Küstenwache, Edel & Starck) bis zum ganz großen Kino: Die Fälscher (2007), Iron Sky (2012) und einst einen Kobold im Bernd-Eichinger-Schinken Die unendliche Geschichte (1984). Nun ist er von uns gegangen, aber was hat er eine große Fülle von Werken hinterlassen! Die internationale Filmdatenbank imdb.com weist 238 (sic!) Einträge als "actor" aus. Unvergessen bleiben die Auftritte des 1940 in Augsburg geborenen Sohns eines Kinderarzts z.B. als mürrischer Vermieter in Komissarin Lucas oder als ewig krankenschein-wedelnder Kollege in Adelheid und ihre Mörder. Hauptrollen besetzte er eher selten, aber immer wenn er mitspielte, konnte man sicher sein: Zumindest die Teile mit seinen Auftritten sind klasse. Danke, Tilo!
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Die Angst geht um. Das muss man leider feststellen, wenn man mit offenen Augen durch diese unsere Welt geht..
Die Punkte sind falsch, dafür gibt's Regeln.
Gestern war ich bei schönstem Wetter an einem Badesee. Außer mir und meiner Begleitung war dort aber nur sehr wenig los. Eine Woche zuvor waren wir in einem netten Biergarten am Rhein. Außer uns kam nur wenig Leute dorthin.
'kam'
Inzwischen gehe ich ein- bis zwei Mal die Woche ins Kino und bekomme dort hervorragende Filme zu sehen.
'ein- bis zwei Mal'
Die wenigen verfügbaren Sitzplätze sich oft weit entfernt davon, ausverkauft zu sein.
'sich'
Man hört über Ecken von Leute, die seit Wochen nur für die allernötigsten Besorgungen aus dem Haus gehen. Die Angst geht um.
'von Leute'
Mal ohne Scheiß, Dieter, wer soll das denn SO lesen?
Der Begriff "Freundin" kommt im Text nicht vor.
Ohne Scheiß.
Danke für die Würdigung von Tilo Prückner.
- wen --> wenn
Eiskimo
Nö.
Jetzt mal unter uns Klosterschülerinnen ... du trollst mich doch?!
Wegen des Dativ/Akkusativ spreche ich gleich noch mit einer prof. Lektorin, die muss ich sowieso anrufen.
Soll keine Entschuldigung sein, aber viele kVler rotzen hier einfach irgendeinen, teilweise deswegen sogar völlig unverständlichen Mist rein, dass ich diesbezüglich schon etwas zermürbt bin. Warum sollte ich mir dann die Mühe machen? Bei Texten, die ich beruflich erstelle, mache ich dies natürlich, aber kV ist ein Spielwiese von exzentrischen Spinnern. Und dann benutze auch ich es als Spielwiese, warum auch nicht?