Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Montag, 30. Mai 2022, 17:05
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Die Ewigkeit

von  Dieter_Rotmund


Der Begriff der Ewigkeit wird im Reich der Religiösität schon lange Zeit ganz für sich exklusiv beansprucht. Doch was bedeutet er wirklich? Das ist zwar nicht das Kern-Thema von Into Eternity (DK/FIN/SWE/ITA 2010), den ich vor ein paar Tagen in einem Programmkino sah, aber die Frage danach, was das eigentlich bedeutet, Ewigkeit, drängt sich schon während des Sehens des Films nachdrücklich auf.
In Into Eternity geht es um den Bau und das Konzept des finnischen Atommüll-Endlager Onkalo (mit sehr kehligen "a" gesprochen). Es ist übrigens inzwischen fertiggestellt, wie die FAZ berichtete:
 Atom-Pionier Finnland: „Unser Endlager ist bald fertig“ (faz.net)
Der Atommüll muss dort für 100.000 Jahre unberührt tief in der Erde (Granit) liegen, soll er keinen Schaden anrichten. 
Doch kann man eine Aussage darüber treffen, wie der Mensch und die menschliche Gesellschaft in 100.000 Jahren sein wird? In 50.000 Jahren? In 10.000 Jahren? In 5000 Jahren?
Nein, bestenfalls die nächsten 500 Jahre lassen sich noch halbwegs seriös betrachten. Aber der Atommüll muss viel länger sicher sein, was also tun?
Darum geht es im Kern in Regisseurs Michael Madsens (nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen Action-Darsteller gleichen Namens) Into Eternity, Denn in nicht weniger als der Ewigkeit soll der Atommüll dann unschädlich gemacht sein. 
Wie die Menschen zukünftiger Generationen davor bewahren? Soll man sie denn warnen? Werden sie das dann auch verstehen? Der zugehörige Fachbegriff heißt Atomsemiotik, die Lehre von der Zeichen der Warnung vor Atommüll-Strahlungsgefahr. 
Madsen bedient sich in Into Eternity ausgiebig der Bildersprache von Kubricks 2001 - A Space Odyssey. Das wirkt zuweilen etwas schwülstig, ist aber durchaus passend, da der Begriff der Ewigkeit (vor allem zum Schluss) dort eine wichtige Rolle spielt. 
In Interstellar (USA/UK/CAN 2014) wird das Thema Ewigkeit ebenfalls aufgegriffen - allerdings ist dieser Christoper-Nolan-Streifen bekanntermaßen völlig verunglückt und befindet sich in der Hölle ewiger Geek-Diskussionen. 
Im Marvel-Superheldenstreifen Eternals (USA 2021) klingt das Thema Ewigkeit ebenfalls an, allerdings auf einer eher unbeholfen-pubertären Art - man will das jugendliche Publikum offenbar keinesfalls überfordern.
Bei imdb.com kann man über den grandiosen From here to Eternity (USA 1953, Regie Fred Zinnemann) lesen:
The title phrase comes originally from Rudyard Kipling's 1892 poem "Gentlemen-Rankers," about soldiers of the British Empire who had "lost [their] way" and were "damned from here to eternity."
Mir fällt zu diesem Thema außerdem noch Daren Aronofskys The Fountain (USA/CAN 2006) ein, der seinerzeit beim Publikum durchfiel, mir jedoch ganz gut gefallen hat. Dort geht es aber eigentlich um das Thema Jungbrunnen.

(DOP) Michael Madsen über Onkalo: This place is not a place of honor. No esteemed deeds are commemorated here. You should not have come here. You are heading towards a place where you should never go. What is there is dangerous and repulsive. The danger will still be present in your time as it is in ours. Please turn around and never come back. There is nothing here for you. Go no further.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 eiskimo (10.06.22, 10:09)
Das Thema ist interessant und eine tiefere Betrachtung wert. Es im Kino aufzugreifen ist sicher schwierig. Der finnische Weg scheint mir nur "technisch" zu sein, weniger philosophisch.
Jedenfalls hat es mich neugierig gemacht.
VG
Eiskimo
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