Die Kerze (Shakespeare-Sonett)

Alltagsgedicht

von  Rosalinde

Advent. Und du sitzt da und bist allein.
Die Söhne irgendwo, die Kerze brennt,
kein Gruß, kein Brief, ein großes Müdesein.
Drei leere Stühle sind am Tisch präsent.

Du schließt die Augen vor dem kleinen Licht 
Das muss ja gar nicht sein, denkst du für dich,
versunken tief in deine Innensicht.
Dein Abend, weißt du, wird nicht feierlich.

Die Stille schmerzt. Das alte Herz tut weh.
Besiehst dir deine Hände ganz genau.
Das war dein Leben, so dein Resümee.
Jetzt bist du alt, dein Haar noch immer grau.

Du sprichst mit dir und mit der leeren Wand.
Advent. Die Kerze ist herabgebrannt.


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Kommentare zu diesem Text

uwesch (82)
(20.12.23, 14:23)
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 Rosalinde meinte dazu am 20.12.23 um 14:53:
Ja, da hast du recht, Uwesch. Man denkt an die Lebenden und die Toten und begreift, dass man irgendwann allein an diesem Tisch sitzen wird. 

Hab vielen Dank für deinen Kommentar.

Lieben Gruß, Rosalinde

 niemand antwortete darauf am 20.12.23 um 17:12:
Was mich ein wenig irritiert ist der Satz: "Jetzt bist du alt, dein Haar noch immer grau" ... Hmmm... Ich habe noch nie erlebt, dass das Haar im Alter dunkler wurde, sprich sein Grau verlor. Und nicht böse sein, aber das Gedicht ist mir einen Hauch zu sehr mit Selbstmitleid
überzogen. LG Irene

 Rosalinde schrieb daraufhin am 20.12.23 um 18:44:
Liebe Irene,

wenn du wüsstest, dass das Haar im Alter weiß wird - und ich nehme an, du weißt es -, dann ist Grau noch eine fast jugendliche Haarfarbe. Ich bin dir auch nicht böse. Natürlich ist da auch Selbstmitleid im Spiel, das hast du ganz richtig bemerkt. Aber eben nicht nur, nicht? 

Hab Dank für deinen Hinweis, ich ändere in "schon Grau".

Lieben Gruß, Rosalinde

 niemand äußerte darauf am 20.12.23 um 19:18:
Jetzt kann ich es verstehen ;) das mit dem "Grau". Ich bin da
veranlagungsmäßig auf Weiß gepolt. Ich war schon mit 35 total
weißhaarig. Alle nannten es grau, daher mein Unverständnis.
Und natürlich ist Dein Gedicht nicht nur selbstmitleidig,
LG Irene

 franky (20.12.23, 15:21)
Hi liebe Rosalinde 

Ein Sonett im Shakespeare-Gewand, gefällt mir wie Du auch die Stimmung gut herübergebracht hast. 

Grüße von Franky

Kommentar geändert am 20.12.2023 um 15:22 Uhr

 Rosalinde ergänzte dazu am 20.12.23 um 18:54:
Danke, Franky, mein ständiger Leser, für deinen Kommentar. Du hast verstanden, was geschehen ist. Aber es gibt noch Zeichen und Wunder, und ich wünsche dir viel Glück auf dem Wege der Gesundung, wenn ich dir meinen Arzt schicke, der dir vermutlich helfen kann. Er ist kein Wunderdoktor, sondern ein ebenso kranker Mann wie du selbst. Er braucht viel Aufmerksamkeit und Disziplin. Aber ich bin sicher, du mit deinem guten Herzen bist dazu bereit. 

Lieben Gruß, Rosalinde
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