Krematorium 11/25

Sonett

von  Antagonist

Die bleiche Leiche zieht sich kalt zusammen
Am Anus klebt noch Kot vom letzten Tag
Man schiebt den dünnen Billigfichtensarg
Beim Frühstück ab ins rote Reich der Flammen 

Das Feuer bringt die Augen heiß zum Kochen
Im Hemd des Todes bäumt sich hoch der Kopf
Die Haare zündeln bunt von Stirn zu Zopf
Zerbröckelnd knacken die umstofften Knochen

Der Körper bäumt sich in den Schneidersitz 
Beschreit den Schmerz des Nichts im Funkenflug 
Gelbgraue Nägel schmelzen sich ins Bein

Wie Öl verschmilzt das fleischige Lakritz
Ins Leben und den ganzen Selbstbetrug 
Verkohlt schwelt alles aschig und allein 



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Kommentare zu diesem Text


 klausKuckuck (23.11.25, 01:31)
Hey Aron,
du datierst am 22. November 2025 die tatsächliche Einäscherung im Krematorium auf "Dezember 2025" – ein Versehen? Hellsichtige Poetenarbeit? Spielerei?

Am Sonett ist nichts auszusetzen – im Gegenteil: Es ist perfekt gemacht.
KK

 Antagonist meinte dazu am 23.11.25 um 02:06:
Es ist aus meiner Sicht noch nicht ganz perfekt, Peter, das doppelte bäumt stört mich noch und das Gerundium in der achten Zeile.

Die vorletzte Zeile ist fragwürdig, ins Leben?

Tula weist darauf hin, dass er das Sonett schon vor Jahren gelesen habe, gut, aber ich suche noch nach der Genauigkeit.

Beim Titel bin ich mir noch unsicher.

Antwort geändert am 23.11.2025 um 03:39 Uhr

 Jack (23.11.25, 02:19)
Die Evolutionstheorie von Darwin und seinen Nachfolgern ist großartig. Aber wenn sie wahr ist, dann ist die Quintessenz des Lebens in diesem Sonett punktgenau beschrieben.

 Antagonist antwortete darauf am 23.11.25 um 02:26:
Mein Englischlehrer sagte mir einmal, nicht nur ihn hätte die Aufklärung todunglücklich gemacht.

Seine Worte habe ich nie vergessen.
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