Du bist Dreck

Text zum Thema Mutter/Mütter

von  Bohemien

Ich bin auf den weg zur pause,
gehe in richtung mitarbeiterkasino,
als sie mir entgegenkommt:
DU BIST DRECK!
bin erschrocken,
meint sie mich etwa,
warum,
dann sehe ich ein mädchen,
neun jahre vielleicht hinter ihr herlaufend,
es ging alles ziemlich schnell,
versuche ihr nachzuschauen,
zu spät,
sie sind weg,
setze mich,
DU BIST DRECK!
es will mir nicht aus dem kopf gehen,
wenn die frau,
anfang vierzig,
mit diesen worten nicht mich meinte,
wen dann,
ihre tochter?
das konnte unmöglich sein,
ich versuche die situation gedanklich,
in bildern zurückzuholen,
da war eine frau,
sie hatte ein glas in der einen hand,
in der anderen,
eine flasche wein,
leer,
lief hastig,
dann die lauten worte:
DU BIST DRECK!
hinter ihr herlaufend,
mit traurigem,
aber nach vorne gerichteten Blick,
ihre tochter,
vermutlich,
neun, zehn jahre alt,
WIE KANN DAS SEIN,
EINE MUTTER SO MIT IHREM KIND REDEN,
DAS SIE LIEBEN SOLLTE,
ich verstehe es nicht,
jugendamt, psychatrie,
begriffe die mir einfielen,
aber die kleine schien trotzdem eine art,
besorgnis und verständnis,
in ihren augen auszustrahlen,
um die völlig verwirrte,
leicht alkoholisierte und agressiv wirkende mutter,
-später erfuhr ich von kollegen,
daß sie öfters hier ist,
auch ohne kind,
immer die gleiche szenarie sich abspielen würde,
ich war bedient für den rest des tages,
konnte kaum noch klar denken,
bezüglich menschlicher motive und ihr verhalten anderer gegenüber.

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