Mensis

Monolog zum Thema Selbstironie

von  Bellis

Jeden Monat das gleiche! Ich dämmere komatös mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Sofa vor mich hin, weil mal wieder die verdammte Tablette nicht wirkt. Muss ein Mann erfunden haben. Die Dinger sind eindeutig zu schwach für diese Tage. Die Tage.

Ich glaube nicht, dass irgendein Mann sich eine Vorstellung davon machen kann, was für Schmerzen viele Frauen einmal monatlich wenigstens für einen Tag während „ihrer Tage“ (ich habe da keinen Besitzanspruch! verschenke sie gern!) aushalten muss: Es ist, als würde ihr jemand mit einer langen, eiskalten Zange durch die Vagina die Haut aus dem Uterus und der gesamten umgebenden Bauchhöhle ziehen wollen. Ich kann immer genau spüren, wo die Zange ansetzt: vorn an der Bauchwand, eine Handbreit unter dem Nabel. Von dieser Stelle aus strahlen die Schmerzen in den gesamten Körper aus, enden als geleeartiges Wackeln in den Knien und als Zittern in den Fingerspitzen.

Nein, kein Mann kann das wissen. Und jeder Mann weiß, dass er es nie erfahren muss, und ist erleichtert darüber. Deshalb schleichen die Geliebten an diesen Tagen mit mitleidigem, verlegen-schuldbewußtem Blick auf Zehenspitzen um die Couch und bieten liebevoll und unbeholfen ihren Beistand an: Wärmflaschen, Tee, noch mehr Tabletten... Während Frau, obwohl sie weiß, dass sie über so viel weißgott nicht selbstverständliche Fürsorge dankbar sein sollte, einfach nur in Ruhe sterben möchte – wenigstens bis die verdammte Tablette wirkt.

Apropos Gott: Klar, dass Gott ein Mann ist. (Nicht nur wegen des eindeutig bestimmten Artikels.) Selbst Gott konnte sich offenbar keine Vorstellung vom Ausmaß der Menstruationsbeschwerden machen, als er sie erfand. Dass die Kirchenväter aus Gottes fehlendem Einfühlungsvermögen die ewige Bestrafung des Weibs gemacht haben, kann nicht mal annähernd von Gott gewollt sein, glaubt man der Bibel. Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst... (1. Mose 3, 16) Ich bin nicht schwanger! Eindeutig nicht!

Die Tablette beginnt endlich zu wirken und der Schmerz knäuelt sich im Unterleib zusammen. Mein Liebster bringt mir noch einen Tee und streichelt mir die Stirn, bevor er leise die Spülmaschine ausräumt. Er ist schon ein Schatz, er kann ja schließlich nichts dafür, dass er ein Mann ist.

Anmerkung von Bellis:

Bellis © 07/2003

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Kommentare zu diesem Text

DarkLord (32)
(22.10.04)
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 Bellis meinte dazu am 22.10.04:
Vielen Dank für Lob und Bepunktung. ;o) Beste Grüße zurück an die Mädels (und ein Tipp: Alkohol entkrampft!). Bellis.
KeinB (25)
(07.11.05)
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 Bellis antwortete darauf am 08.11.05:
Ich grinse zurück. ;o) Danke für Deinen Kommentar!
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