Ausfluchtlinien.

Gedicht

von  Vaga

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um Chronologik ins Wachsein zu bringen
kämpfen wir an gegen unsere Frist
jeden Tag
jede Nacht
ein Denken in Formen
ein Schlaf in den Farben des eigenen Sinns

wir suchen die Flucht voreinander auf Wegen
und irren dabei aufeinander zu
setzen Berührungspunkte in unsere Körper
die sich wähnen zu leben und Leben zu geben.

fühlten wir den Schmerz
den wir nicht besitzen
begriffen das Leid auch in Abwesenheit
wären wir dann wach und erkennten den Tod
wenn er ist
in dem eigenen Bruchteilchen Zeit?


Anmerkung von Vaga:

Die Hörversion ist (sinnunterstreichend) eine Rückwärtsfassung der "Ausfluchtlinien".

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (12.05.07)
Schönes Gedankengedicht.

 Vaga meinte dazu am 12.05.07:
Jetzt mach' ich - wenn's ein Gedankengedicht ist - mir natürlich Gedanken, ob's nicht wieder zu zu zu sehr "kopfern" ist. Aber wenn's das nicht wäre, dann wär's ja kein Gedankengedicht, oder?

 Bergmann antwortete darauf am 13.05.07:
Du kannst ja mal ein Gedankengedankengedicht schreiben! (Ohne Scherz.)

 Vaga schrieb daraufhin am 13.05.07:
Ich fürchte, da bräuchte ich Nachhilfeunterricht (von dir?) bezüglich Gedankengedanken...(-unendlichkeit und/oder -begrenztheit) in dichtem Gedichteten. Oder ist anzunehmen, dass es ein Gedicht ist zu Gedanken des Gedichtgedankenempfängers - sozusagen eine Inspirationsinitiation im Kopf der Urheberin des Ursprünglichen im Sinne eines SichGedankenüberdieGedankeneinesKommentatormachGedichts? Und: Wie lang muss der Antwortgedankenkörper eines solchen Gedichtes, begonnen vom "Kopf" bis zum Schwanz(-Ende) mindestens sein? (MIT Scherz.)

 Bergmann äußerte darauf am 13.05.07:
In deiner Antwort steckt schon die Idee für so ein Gedicht über ein Gedankengedicht. Damit es ein großes Gedicht wird - und nicht zu dünn in der Abstraktion wird - empfehle ich ein sinnliches Bild, am besten in der Tat die Metapher, die du selbst andeutest. Stell den Kopf auf den Schwanz und dann Schwanz auf den Kopf - in Anlehnung an Karl Marx, der den Idealismus eines Hegels umkehrte und vom Kopf auf die Füße stellte...

 Vaga ergänzte dazu am 14.05.07:
In deiner Gedankengedankenantwort stecken nun wiederum Initiationsfunken, die sehr verlockend auf mich wirken, u.a. die Idee, einen "vollkommenen" Antwortgedankenkörper zu gebären (und das auch noch an einem Muttertag; immerhin bin ich Weib und werde es bleiben, egal ob theoretisch oder praktisch). Jedoch ist die Zeugung und Empfängnis ja gerade erst vollzogen worden, und während der daraus folgernden Gedankentragzeit sowie des damit verbundenen Dämmerzustandes, werden allerhöchstens Gedankengedankengedanken im Schwange bleiben können und zu dulden sein, um das Wachsen und Gedeihen dieses "großen rational-sinnlichen (Ge)Bildes" nicht zu irritieren. Eine Gefährdung des ganzen Unterfangens bleibt jedoch zu bedenken, nämlich, dass es jederzeit zu einer vorzeitigen Kopfsturzgeburt kommen kann, die in ihrer Unvollkommenheit so spärlich ist, dass die Ausbildung des Schwanzes im frühesten Entwicklungsstadium stecken geblieben, und somit der gesamte Gedankenkörper nicht mehr als solcher zu erkennen sein wird, geschweige denn Hand und Fuß hätte. Wie es auch endet, ich werde mein Bestes versuchen, selbst wenn überhaupt nichts dabei heraus käme. Ich muss nämlich gestehen, dass allein deine Erwähnung Marxs und Hegels in diesem Zusammenhang eine Kopfversagensangst in mir anstieß, die einen vorzeitigen und damit un(aus)gebildeten Gedankenabort beschleunigen könnte.

 Bergmann meinte dazu am 14.05.07:
Ich ermutige dich, ein Wortkind zu werfen. Vielleicht eine Kopfgeburt in Schwanzform, oder einen Schwanz in Kopfform, das wären denkbare alternative Synthesen, also die Negation der Negation des derzeit real existierenden Mannes.

 Vaga meinte dazu am 14.05.07:
Mein Mut zum dichten Verdichten ist eine labile Instabilität. Konstruktiver Zuspruch kräftigt dieses zarte Gebilde.
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 15.05.07:
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 Vaga meinte dazu am 15.05.07:
Erklärst du mir deinen Gedanken etwas genauer?
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 15.05.07:
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 Vaga meinte dazu am 15.05.07:
Uiiiiiiiiii. In die Richtung flossen meine Gedanken wirklich "noch" nicht, daraus ein Gedicht zu machen. Jetzt hast du es getan. DANKE! Ganz, ganz herzlich! Liebe Grüße dir.
P.S. E1 ist mein Favorit
(Antwort korrigiert am 15.05.2007)

 Vaga meinte dazu am 26.02.14:
Was waren das für (herrliche) Kommentarstränge einst?!?!

 Bergmann meinte dazu am 26.02.14:
Liebe Vaga-Schlange,
meine Bewunderung für dich ist und bleibt ungebrochen.
Kommentarstränge kommen und gehen. Sie kommen wieder.
Herzlichst: Dein Uli

 Vaga meinte dazu am 06.11.23 um 13:07:
Nun, nach so vielen Jahren,
war Zeit, zu erfahren,
dass sie zwar gingen, doch
'nie wieder' kamen.
scalidoro (58)
(12.05.07)
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 Vaga meinte dazu am 12.05.07:
Danke ganz herzlich - Scal - für deine Worte!
DerSteinchenwerfer (44)
(13.05.07)
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 Vaga meinte dazu am 13.05.07:
Ich danke dir sehr, Holger, für deinen Kommentar - er bringt mir mit seinen ergänzenden Fragen ebenfalls vertiefenden Nachdenkstoff! LG dir - Vaga.
minze (21)
(13.05.07)
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 Vaga meinte dazu am 13.05.07:
Ja - das Bruchteilchen - ich hätte sogar noch lieber ein Elementarteilchen daraus gemacht, blieb aber dann bei meinem Erstgedanken. Es ist ein phonetischer Stoppmoment, der beabsichtigt ist. Danke dir - minze - ganz sehr für den Kommentar und grüße dich herzlich!
minze (21) meinte dazu am 13.05.07:
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jaccolo (44)
(13.05.07)
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 Vaga meinte dazu am 13.05.07:
Ja - jaccolo - tragisch ist nur, dass das Trübe, in dem wir fischen, oftmals trüb bleibt, obwohl wir alle mit klärenden Blicken ausgestattet sind. Danke für dein Lesen sehr herzlich - Vaga.

 Bergmann (15.05.07)
Echt gute Idee, das Gedicht durch Rückwärtslesen zu versinnlichen!

 Vaga meinte dazu am 15.05.07:
Obwohl nicht unmittelbar, aber dennoch in einem Folgegedanken, hat mich unsere Kopf-Schwanz-Verdrehdebatte auf diese Idee gebracht. Danke, dass du's dir anhörtest. Übrigens - wenn ich mich selbst so höre, klingt es wie eine geheimnisvolle Sprache, die sich mir da in den Mund legt und - in weiteren Wiederholungen kann ich die Worte orten, in ihrer Folge aufeinander den "Linien nachgehen" und sie entwirren bis zum Titel, der ja dann am "Ende" steht. Eine spannende (Selbst-)Erfahrung.
(Antwort korrigiert am 15.05.2007)
Elias† (63)
(17.05.07)
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 Vaga meinte dazu am 17.05.07:
Lieber Elias - sprachlos wollte ich zunächst bleiben über diesen ausführlichen Kommentar, der so viel Ahnung über die Zeilen zwischen den meinen enthält. Doch will ich dir meinen Dank aussprechen dafür, dass du dich hineingedacht hast in die Ausfluchtlinien und mir deine Gedanken auch dargelegst. Manchmal zweifle ich, dass das Ineinandergreifende meiner textlichen Überlegungen auf Verständnis der/des Lesenden trifft, freue mich jedoch dann umso mehr, wenn ich sehe - so wie hier bei dir - dass ein Verstehen möglich ist und darüber hinaus weitgehend meiner Intention entspricht. Herzliche Grüße dir - Vaga.
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