diesmal verriet die kleine hexe das geheimnis der mondfinsternis nicht mehr an den falschen.
sie verschenkte es an einen, der es sich verdient hatte.
durch seine worte, die er für sie fand. durch sein verstehen, ohne daß sie je etwas aussprechen mußte, er verstand sie auch so. er war einer von jenen besonderen menschen, die montage verzaubern konnten in etwas einmaliges total schönes, umwandeln in einen montagtraum.
obwohl die kleine hexe die normalen montage haßte, brachte er es fertig, daß sie sich nach dem montag richtig sehnte. ja, er lockte ein lächeln auf ihre lippen,wenn sie nur sein bild ansah oder einen seiner brief las.
deswegen würde sie für ihn den vollmond in den schatten stellen.
exakt auf der gleichen linie anhalten, mit sonne und erde. genau zu diesem besonderen zeitpunkt, der halbschattenfinsternis würde sie ihm ihren geheimsten wunsch verraten. keiner hatte ihn bisher zu hören bekommen, keiner außer ihm würde je davon erfahren. der halbschatten und er ihr würden das geheimnis für immer für sich behalten.
sie zog etwas besonderes an, für dieses ereignis, ein nichts aus seide und spitze und tupfte sich gardenienduft hinter die ohren. sie kaufte sich im blumenladen gardenienblüten, soviele sie sich leisten konnte. sie warf ihren mantel über das nichts ,nahm die seidentücher und den gürtel und legte alles zu den gardenienblüten in den korb. dann lief sie los zu der bemoosten waldlichtung auf dem hügel. von dort aus hatte man die beste sicht von südosten bis süden. sie würde alles genau beobachten können. in der halbschattenfinsternis würde sie ihn unbemerkt treffen. sie glaubte immer noch daran, daß der wassermann dort lebte, am grunde des dunkelgrünen tümpels in seinem schloss. er würde es verlassen heute nacht um mit ihr arm in arm in den feuermond zu sehen.
sie war schon spät dran, denn der vollmond stieg langsam über den horizont. bald würde er in den kernschatten der erde treten, an der linken, östlichen seite angeknabbert werden.
die kleine hexe murmelte leise beschwörungsformeln, um damit die wolken vom himmel zu vertreiben. sie war perfekt im wolkenschieben gewesen, letztes jahr. sie wollte in keinem fall, daß sein himmel wolkenverhangen war. es gab noch eine störung. die sonne war gerade dabei unterzugehen.
es war noch viel zu hell. aber bald kam die dunkelheit angekrochen ganz leise wie ein wildes tier.
sie sah dabei zu, wie die dunkelheit sich auf dem mond ausbreitete, mehr und mehr. sie wartete am tümpel, bis der weiße vollmond völlig verschwunden war. dann begann sie mit ihrem zauberspruch, für mondfinsternisse, zauberte ihm das seltsam kupferrot schimmernde licht hervor, mit dem sie den mond für ihn anmalte. sie wußte, daß er diese farbe besonders liebte. die roten lichtstahlen gaben dem mond diese farbe, durch brechung, beugung, streuung. sie durchdrangen die staubigen trüben luftschichten. zu ihrem glück fehlten ihr nur noch seine augen. sie beschwor den wassermann mit alten hexenliedern hervor. sie warf dazu ihren mantel ab und legte ihren gürtel an, dann tanzte sie nur für ihn den erotischten aller tänze und der gürtel klirrte leise dabei. der feurmond sah staunend dabei zu, wie die barfüßige frau ihre hüften immer schneller bewegte und die seidentücher herumwirbelte.
sie hatte schon fast die hoffnung aufgegeben, die kleine hexe als sie ihn plötzlich auf sich zukommen sah. seine haut schimmerte geheimnisvoll und er lächelte. stumm winkte er sie mit dem zeigefinger zu sich heran. als sie vor ihm stand, sagte er: ich habe dich mit meinem finger kommen lassen und du bist gekommen.zeigst du mir nun, was du für mich tun kannst? er kniete sich vor die kleine hexe und sie sagte ihm etwas ins linke ohr. dann tanzte sie um ihn wild um ihn herum,verteilte die gardenienblüten im moos. sie wälzte sich solange darin, bis die blüten an ihr klebten. er sah lächelnd dabei zu. dann sprang sie plötzlich auf und rannte auf den großen baum zu und lehnte sich mit gespreizten beinen und ausgebreiteten armen mit dem rücken daran. sie roch den harzigen duft der baumrinde und zitterte leicht, als sie ihn langsam auf sich zukommen sah. ihre roten locken ließ der feuermond noch röter funkeln. als er bei ihr angekommen war, lud sie ihn zu sich ein. entdecke meinen garten, sagte sie zu ihm. wartete zitternd mit geschlossenen augen, bis sie spürte, wie der wassermann sie überall berührte das nichts mit seinen großen händen langsam herunterriss und in vorsichtig in ihren garten eindrang leise wie ein dieb.
was nun geschah, das geheimnis der feuermondnacht, ließ den feuermond röter und röter werden.
die kleine hexe und der wassermann bemerkten es nicht mal.
erst um mitternacht trat der mond nach osten aus dem erdschatten heraus. strahlte wieder in seinem normalen hellen glanz. die kleine hexe wußte, daß der wassermann nun gehen mußte, zurück in sein schloss. es war ein uhr und zeit, sich schlafen zu legen. der wassermann würde das geheimnis der feuermondnacht für immer in seinem kopf behalten, mithinuternehmen in sein schloss und dort sorgfältig aufbewahren, das wußte die kleine hexe ganz sicher.
für alle fälle kannte sie einen sehr wirksamen rückholzuaberspruch für versunkene wassermänner.
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