Sie wollte ihm schreiben, ausgerechnet ihm, und sich lustig machen, lustig über seine Art die Welt zu sehen, die Wäsche aufzuhängen und linkshändig Luftgitarre zu spielen. Sie wollte antworten, auf seine seltsamen Gedanken, seine Fragen und auf die Seifenblasen, die er als Erinnerungsfänger an die Briefmarken gehängt hatte.
Sie lächelte in Erinnerung an seine Handschrift, die Neigung nach links und die unkenntlichen S.
Sie lächelte auch über die potentiellen emotionalen Fallstricke.
Warum hätte er gerade Ablenkung und Genuss bei ihr suchen sollen, und ausgerechnet bei ihr? Weil er weiß dass er dort finden würde, was er sucht?
Weil er weiß dass er Willkommen wäre. Weil es nicht noch ein neuer Mensch wäre, auf den er sich einlassen und den er sich zurechterziehen müsste.
Die potentiellen emotionalen Fallstricke. Meint er nicht, dazu hätten sie sich schon viel zu weit voneinander entfernt? Kann aus einer Nähe nicht nur Gefahr entstehen, wenn sie vorhanden ist?
Man kann über jeden Fallstrick hinwegklettern, auch das hatte sie inzwischen gelernt, man musste ihn sehen, kurz darüberstreicheln und dann einen großen Schritt darüber hinwegmachen.
Manchmal ist Ignoranz der beste Weg ein Problem zu lösen, das garnicht da ist, solange man es nicht sieht.
Wenn er das Potential für wirklich bedrohlich halten würde, träfe er sich nicht mit ihr, das wissen sie beide. Wenn er die Gefahr nicht fürchten
würde, täte er sich nicht so schwer mit ihr zu kommunizieren.
Wie in allen Dingen tanzen manche von uns auf dem Seil, andere auf dem Eis, und manche auf der Schneide eines Messers, an dem sie sich so oder so
verletzen werden.
Jeder von ihnen musste seine Seite wählen, seinen Untergrund und sein Ziel.
Sie würde ihn an Samenkörner, eine konsequente Unterhaltung in der
Stadt an der Elbe und an die Freiheit des freien Willens erinnern.
Vielleicht erzählte sie ihm auch nur von dem Abend im Kino.
Sie wußte es selbst nicht als sie den Stift ansetzte.
Der erste Brief an ihn ohne Messer.
Er verblasste schon vor dem ersten Wort.
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