Kaleidoskop

Engagiertes Gedicht zum Thema Gesellschaftskritik

von  blauefrau

Geruchlos im Abseits liegen die Dinge,
mit denen wir still unsren Wohlstand garen,
sie haben noch nicht einmal Jahresringe-
schon werden sie zu den Halden gefahren.

Vor Ort stehen Menschen an Abfallbergen
und nehmen die neuen Waren entgegen.
Von oben gleichen sie lärmenden Zwergen,
die ihre prachtvollen Schätze umhegen.

Ein Leben lang zwischen Kabeln und Drähten
gehen sie mit der kalten Schönheit fremd.
Sie buhlen mit Vögeln um Knochen und Gräten,
um modernde Bissen, ganz ungehemmt.

Vor krummen Verschlägen und hinter Latten
errichtet ein heilloses Weltbiotop!
Die Kinder liegen im Wettkampf mit Ratten
aus Scherben bauen sie ihr Kaleidoskop.

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Kommentare zu diesem Text


 m.o.bryé (23.05.08)
"Die Kinder liegen im Wettkampf mit Ratten
aus Scherben bauen sie ihr Kaleidoskop."
wow, das bild gefällt mir...

dieses gedicht von dir finde ich generell bildlich vielfältig,
auch diese verse:
"Ein Leben lang zwischen Kabeln und Drähten
gehen sie mit der kalten Schönheit fremd."

ich höre einen anklagenden unterton heraus und etwas pathos, wie auch schon in deinem gedicht "weltmosaik".
auch aufgrund des reimschemas ist es hier schwierig für mich, eine atmosphäre herauszuspüren, weshalb ich persönlcih es jetzt nicht empfehlen würde, aber wer reime schätzt, dem gefällts hier sicher.
ich (ebenfalls persönlich ;) habe ein weiteres kleines Problem mit dem Gedicht - ohne dir das jetzt direkt unterstellen zu wollen - es wirkt auch mich hie und da "zwangsgereimt".

lg,Lena

PS: und herzlich willkommen auf keinverlag =)

 blauefrau meinte dazu am 23.05.08:
Mir liegen derzeit keine freien Gedichte.
An welchen Stellen kommt es dir denn besonders
gereimt vor?

 m.o.bryé antwortete darauf am 23.05.08:
Jahresringe - Zwergen - Latten
Wollt dich auch nicht zu reimlosen Gedichten auffordern bzw zur STiländerung, war eig kein besonders konstruktiver kommentar von mir, ich hätt vorher nachdenken sollen. wie gesagt, ich hab ein problem mit reimen, da sollte man dann nicht unbedingt die reime kritisieren, wenn man das so allgemein schon gesagt hat ;)
vllt hilfts dir ja trotzdem,
lg,Lena
Sektfrühstück (41) schrieb daraufhin am 23.05.08:
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 m.o.bryé äußerte darauf am 23.05.08:
willkommen in dieser diskussion, sektfrühstück (bei deinem namen bekomm ich immer hunger)
stimmt, das mit den zwergen - ich weiß nicht genau, was mich da stört, vielleicht auch eher der rest der zeile. denn die zwerge selbst werden hinterher ja wieder total sinnvoll in bildern aufgegriffen und sind eigentlich selbst auch ein treffendes bild..eifersüchtige schatzhüter
etc.
nun denn, lg, Lena

Ps.: man, was ein einstand ^^ kommentare ohne ende, deine textstatisitk ist wahrscheinlich dunkelgrün, blauefrau ;)

 blauefrau ergänzte dazu am 23.05.08:
Hallo!
Dein Name : Sektfrühstück ist wirklich sehr originell,
mich erinnert er auch noch an Blue Curacao und Orangensaftund auch vielen Danke auch für Deinen Kommentar.

Als Titel hatte ich zuerst: Konto Wareneingang.
Hier habe ich es mit "Schichten" probiert.
Habt Ihr noch einen anderen Vorschlag?
Ich habe durch Euch jetzt Ansatzpunkte,
wie ich weiter vorgehen kann.

Liebe Grüße!
Sektfrühstück (41) meinte dazu am 23.05.08:
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 m.o.bryé meinte dazu am 23.05.08:
Ja Sektfrühstück - hunger x) Lust und frische Brötchen mit Räucherlachs und einem Glas Sekt im Schatten unserer Rotbuche auf dem Dach unserers Anbaus. naya, vllt auch mehr appetit, wie auch immer.

und doch, ich hab grad in meiner Statistik nachgeschaut, auch Meinungen treiben die Quote nach oben. Demnach musst du dir diesbezüglich wohl keine Sorgen machen. Nur beim Zählwerk der eigenen Kommentare werden abgegebene Meinungen nicht berücksichtigt.

Wieder an blauefrau:
"Konto Wareneingang" gefällt mir sehr gut, ist aber nicht so "leicht" zu verstehen bzw mit gesellschaftlichen Begriffen in Verbindung zu bringen wie "Schichten" - hier kommt es nun drauf an, was du willst: Soll der Leser gleich eine Ahnung haben, was mit dem Titel gemeint ist oder lieber ein bisschen nachgrübeln (wobei natülrich die Gefahr besteht, dass er keine Lust zu letzterem hat und einfach in Unverständnis weitervegetiert ;). Einen eigenen Vorschlag habe ich jetzt nicht und so krass wollte ich auch auf keinen Fall in deine Arbeit hier eingreifen. Freut mich aber, wenn wir bisher schon "geholfen" haben. klingt irgendwie unpassend, der begriff, darum "".

lg,Lena
NachtSchwärmer (57)
(23.05.08)
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 ManMan (23.05.08)
ich habe mit diesem gedicht probleme. anfangs dachte ich: sehr negativ, sehr einseitig. dann habe ich mich gefragt, wo in diesem gedicht menschen auftauchen, menschen mit ihren großen möglichkeiten, gut und böse zu sein. und wenn die gesellschaft daran schuld ist, dass sie nicht auftauchen, dann müsste zumindest dieser zusammenhang thematisiert werden. was vor meinen augen beim lesen des gedichts auftaucht, das sind wesen, die mir angst machen.
lg manfred

 m.o.bryé meinte dazu am 23.05.08:
gut und böse...findest du, das ist wirklcih so einfach? ich glaube, dass diese beiden begriffe im zusammenhang mit dem wesen eines menschen nur sehr sehr vorsichtig eingesetzt werden sollten.
ich finde auch nicht, dass hier thematisiert werden müsste, warum die gesellschaft diese schwarz-weißen menschen nicht auftauchen lässt - thematisiert werden muss bei einem kunstwerk schließlich immer nur das, was der schaffer thematisieren will. und wer weiß, vllt steckt die antwort auf dise "frage" ja schon in dem gedicht und du hast sie bloß nicht gefunden?
ohne mich in deine meinung direkt einmischen zu wollen ist das das, was mir beim lesen deines kommentars in den sinn kam.
und wird anhand der zwerge und ihrem verhalten etc nicht auch in gewisser weise das "gut und böse" des menschlichen handelns aufgezeigt?
lg,Lena

 ManMan meinte dazu am 24.05.08:
"gut und böse" war nur ein beispiel für die spannbreite menschlichen verhaltens. ich hatte halt beim lesen den eindruck, dass diese sicht der welt zu einseitig und zu negativ ist. aber das ist natürlich sache der autorin, ob sie das so will oder nicht. vielleicht kann sie ja mit einem offenen wort etwas anfangen...

lg.manfred

 m.o.bryé meinte dazu am 24.05.08:
achso, nun denn...
lg,Lena

 blauefrau meinte dazu am 24.05.08:
Ursache meines Gedichts ist ein Zeitungsphoto von einer Müllhalde
irgendwo in Südamerika. Mein Ziel war es, die Gleichgültigkeit materiellen Gütern gegenüber, die Menschen im Konsumrausch erwerben, mit der Not der Menschen, die auf diese Güter angewiesen sind, zu kontrastieren
Der Zusammenhang ist auch eher ein negativer.
Und eine Teilnehmerin hat auch mit ihrer Sichtweise recht: es gibt immer Kinder, die mit Ratten um die Wette laufen müssen. Sie sieht das als
die zentrale Aussage, und ich neige dazu ihr recht zu geben.
Wo die Ratten und die Kinder sind , ist von Zeit zu Zeit verschieden. In Deutschland im 2. Weltkrieg, in viele südamerikanischen Ländern, derzeit vermutlich in Myanmar, in meinem Text in Südamerika. Und die
Gründe für das Rattenvorkommen sind natürlich auch ganz unterschiewdlich.
Hilfe zur Selbsthilfe ist natürlich bei der geschilderten Situation das Ziel, darum ging es in meinem Gedicht allerdings zunächst nicht.

Für kritische Worte bin ich offen.
Viele Grüße!
Ollerhamburger (53)
(23.05.08)
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lightsleeper (53)
(24.05.08)
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neinneigung (33)
(25.05.08)
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rumpelsophie (49)
(08.01.12)
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danny (65) meinte dazu am 09.01.12:
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 blauefrau meinte dazu am 09.01.12:
Danke für Eure Rückmeldung.

Die Diskussion um dieses Gedicht- eins meiner ersten bei KV- empfinde ich noch immer als belebend.

LG
BF
Anne (56)
(02.09.12)
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 blauefrau meinte dazu am 02.09.12:
Liebe Anne,

dem Gedicht liegt ein Photo einer Müllhalde in Mittelamerika zugrunde.

Heute fand ich einen Artikel über vermehrte Kinderarbeit in Italien!

Müllhalde und Armut rücken zusammen.

Danke für Dein geballtes Lob!

LG BF
ichbinelvis1951 (64)
(08.10.12)
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