Diese Welt ist kein sicherer Ort.
War sie das denn jemals?
Selbst in meinem Innern lauern Gefahren.
Ich fürchte mich.
An manchen Tagen möchte ich nicht mehr das Haus verlassen.
Es macht mir Mühe mein Kind an der Tür des Klassenzimmers abzugeben, es fremden Menschen anzuvertrauen.
Wenn ich in der Stadt unterwegs bin und in so viele fremde Gesichter blicke, beginne ich zu schwanken, fühle mich unsicher. Das ist nichts, was ich nicht kenne, doch ich nehme mich und auch das was mich umgibt noch sensibler wahr als früher.
Hypersensibel aber war ich doch schon immer.
Hinter meinen Augenlidern sitzen Tränen.
Ich verstehe so vieles nicht.
Da will einer helfen, Kinder beschützen und wird zu Tode geprügelt.
Was hätte ich getan, wäre ich auf diesem Bahnsteig gestanden? Hätte ich eingegriffen?
Der behinderte Mann, den ich betreue ist ein gefundenes Opfer für hintertriebene Abzocker und Ausbeuter. Er wurde manipuliert und sie haben ihm das Konto leergeräumt. Beim Kontakt mit der Polizei wird mir berichtet, dass dies immer wieder vorkäme. Erst vor einiger Zeit hat eine Frau einem Gebehinderten das Sparbuch leergeräumt und das mühsam ersparte, es waren 3000 €, in Drogen und Alkohol umgesetzt.
Ich bin traurig, und frage mich, wem kann ich trauen, wem mich anvertrauen?
Selbst wenn ein Mensch von Liebe mir spricht, ist auch das nicht mit Sicherheit eine ehrliche Äußerung seines Gefühls.
Heute bin ich besonders empfindlich. Am Morgen war mir schon wieder so schlecht, dass ich beinahe erbrochen hätte.
Manchmal habe ich so eine Sehnsucht nach Wärme, einem Ort an dem ich mich fallen lassen kann, so gänzlich voller Vertrauen und dem Wissen, hier passiert mir nichts. Aber ich muss mein Leben alleine meistern, und ich schaff das ja auch. leider manchmal mit Schmerzen und viel Angst.
Ich frage mich ernsthaft, ob ich in meinem Leben noch einmal so einen Menschen treffen werde, der wahrhaftig ist?(Eigentlich müsste ich schreiben "Mann")
Dankbar bin ich für jeden Moment der aufrichtigen Begegnung mit Freunden. Soviele tiefe gewachsene Beziehungen, die seit Jahrzehnten mein Leben ausfüllen, begleiten mich. Was für ein Geschenk! Was für Hoffnungsträger sind diese Beziehungen für mich. Ich habe dafür keine Worte, nur stille Gebete der Dankbarkeit. Wenigstens gibt es Liebe in meinem Leben, dass ist sowieso das Einzige was trägt.
Jetzt muss ich los, hinaus in die Welt. Da ist sie wieder meine Angst, aber es nützt nichts, ich muss es wagen. Ich habe es ja immer wieder gewagt, bei allem, auch wenn es mich anstrengt, vielleicht mehr als andere sich denken können.
Mein Trauma verliere ich nicht mehr, aber meine Träume auch nicht.
Michaela Möller
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