Mein Essigbaum, mein Essigbaum,
der frisst viel, so viel ess ich kaum,
in wenigen Jahren,
die diejenigen waren,
in denen mein lieber Essigbaum
auffraß den ganzen Gartenraum.
Vor allem hat der Licht geschluckt,
die andern Pflanzen lugten schlicht
nicht aus den Essigblattgewirren.
Der Garten ist stark einbedruckt,
an Gartensesselbeinen ruckt die Essigschicht,
und Tier und Mensch tun sich verirren.
Des Essigbaumes Blätterdickicht
schlingt nicht nur lärmiges Licht,
das schluckte auch den Beeteboden,
auf dem ein Sängerprofi singt
und mancher Laiensinger sängt,
quetschige Bauchsänger-Oden.
Vom franken freien Essigbäumebau,
der seine Zweige um’ ne Freifrau rankt,
ging ein Rumoren ob der Frau Geschrei.
So kam die Freifrau wieder frei,
und war sogleich rundum bekehrt,
und werkt fortan als Kräuteressigfrau.
Des Baumes Blattwerk fing auch Kindsgeschrei,
und Kreischen von des Rinds Geweih,
bekannt im Lande als der Kühe Muhen,
wenn die von Weide-Mühen ruhen
und wiederkäun am Berg bei Regenwetter
des Essigbaumes Blätterwerk.
Und in dem dicken Essigbäumewust
baun Raben voll Gebustel Wäume,
will sagen, flechten Nester in die Räume.
Den Weg nach draußen längst verlorn,
schnarrn bare Rabenschnäbel Essigbäumelust,
denn „Sauer macht lustig“ führt nach vorn.
Die Raben blasen in das Schnabelhorn,
im Baumesdickicht wacht ein Teratorn –
Man dacht’, das wär längst ausgestorm?,
der Essigbaum hat die Bilanz verdorm.
Es haust hier still gedankenverlorn,
das totgeglaubte Teratorn.
So lebt der scheue feine Essigbaum,
und fängt im Abendsonnenscheine Feuer
tagaus tagein in meines Wundergartens Reich.
Dann sank das Schiff, wenn auch nicht gleich,
Herbststurm kam dem Essigbaume teuer:
Blätter vom Baum—Essig, der Traum.
Sänger, Teratorn, Kuh, Kind und Raben
stehn plötzlich frierend frei und bloß.
Erschreckt, wie sie so dichtgedrängt
gelebt und nicht von Gicht bedrängt,
und trotzdem sich nicht aufgesägt
an Essigblättersägezähnen haben.
Vom Blätterdschungel des Essigbaumes
zeugt nur ein Essigbäume-Ästereste-Floß
und, beim Winterfrustschutzmittelhändler,
Magenbitter-mäßig
der Freifrau selbstgebrannter
Essigbäumeblätteressig,
aber bloß
zum Einreiben.
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