Gerade als Goldpfötchen sich hinter einer grossen Buche verstecken
wollte, schoss der Wolf aus seiner Höhle und fletschte seine Zähne
auf grässliche Weise. Sein Atem streifte das Fell des kleinen Besuchers,
faulig und schwer roch das Biest. Seine Augen frassen ihn beinahe
auf und der Bär stammelte seine einzige grosse Frage heraus:
„Ha-ha-hast du v-v-vvielleicht meinen kk-kkklll-leinen Bruder geg-g-gessen?“ –
„Ahh, du sprichst von meinem Abendbrot? Willst du der Nachtisch sein, hm?!?
Wobei,… dich hätte ich noch lieber als Hauptmahlzeit, bei dir ist
wenigstens schon etwas auf den Knochen. Der andere Kleine aus
deiner Sippe ist ja gar winzig und dürr…hehe.“
Der Wüstling sabberte vorfreudig aus dem Maul und kam noch etwas näher.
Verzweifelt suchte Goldpfötchen nach einem Ausweg – und plötzlich
kam ihm der funkelnde Edelstein in den Sinn. Genau!
Mit brüchigem Stimmchen entgegnete das Bärchen:
“Aber, grosser mächtiger Herr Wolf! Ihr habt doch schon gegessen,
ich sehe frisch abgenagte Knochen vor eurem Haus.
Mein kleiner Bruder und ich, wir sind doch viel zu mager –
und jammern dauernd rum, wenn sie jetzt ihren Verdauungsschlaf
halten wollen. Ich hätte da eine tolle Idee; schauen sie mal, was ich hier habe!“
Ganz geschwind holte der Kleine das Juwel hervor und hielt es ins Licht,
direkt vor den gierigen Augen des grossen Räubers.
Sprachlos vor Staunen und Bewunderung gab sich der Wolf dem Funkeln
des Steines hin – er vergass ganz, dass er eigentlich böse war.
Noch einmal nahm Goldpfötchen allen Mut zusammen und fragte,
ob der Wolf dieses Prunkstück haben wolle.
Verwundert nickte dieser und kniff dann die Augen zusammen:
„Heisst das, der gehört dann mir? Für immer? –
Und was willst du dafür?“