Das Märchen von der bekleckerten Prinzessin

Märchen zum Thema Gut und Böse

von  tueichler

Es war einmal, lange bevor Oma und Opa noch geboren waren, da lebte ein gütiger König mit einer schrecklichen Königin in einem hohen Schloss. Die beiden hatten eine wunderschöne Tochter, ein Mädchen so weiß wie Schnee mit Haaren so rot wie Feuer und Lippen so voll wie reife Sommerkirschen und von gar anmutigem Wesen.
Wie Jeden Morgen befahl die Königin die ganze Familie schon um 7 Uhr an den Frühstückstisch in die über alle Maßen prächtige Halle des Schlosses. Es gab Müsli, Königsweck, Nutella, Früchte, Rühreier, Würstchen und Ketchup. Dazu noch Milch und Kaffee und Limonade und Champagner für die Mama und Bockbier für den König.
Die Königstochter hatte nun aber seit dem letzten Mittag nichts mehr zu Essen bekommen, da sie den ganzen Abend im Dorf den armen Weibern mit der Wäsche am Bach und mit dem Füttern der Tiere und mit dem Einbringen der Ernte geholfen hatte. Am Abend aber gab es bei den Weibern im Dorf nichts zu Essen, so arm waren die. Die Männer im Dorf waren etwas reicher, zumindest so reich, dass sie in der Dorfkneipe ein einfaches Mal bezahlen konnten.
Während die Königstochter noch in Gedanken über die armen Weiber im Dorf war, tat sie sich von allem auf. Vom Rührei, von den Würstchen, etwas Königsweck und Ketchup. Eines der armen Weiber aus dem Dorf hatte jeden Morgen die Aufgabe des Mundschenks zu übernehmen. Das hatte die fiese Königin so befohlen, damit die armen Weiber auch mal richtiges Essen sehen konnten.
Die Königstochter hatte die Ketchup-Flasche in der Hand und hob gerade an diese zu schütteln, als mit einem Geräusch, etwa so "Plongplenglenglengegeggg" der Deckel absprang und auf dem schneeweißen Marmorboden der Halle landete. Im Augenblicke aber ergoss sich das ganze schöne Ketchup auf die ganze schöne Königstochter, so, dass diese von oben bis unten bekleckert war.
Das Entsetzen ins Gesicht geschrieben sprang die Königin auf und schrie die arme Mundschenkin aus dem Dorf beim Schloss an "Hol Zofen, hol Zoofeeeennn.....! Damit sie meiner Tochter neue Kleider bringen!"
Schreckensstarr schaute die arme Mundschenkin die Königin an, bis diese erneut anhob "Hol Zofen, hol Zoooofeeeeennnnn!!!!!"
Auf einmal rannte die arme Mundschenkin davon und holte alle Zofen, die schon wach waren, damit sie sich um die Königstochter kümmern mögen.
Während des Schauspiels war der König über seinem morgendlichen Bockbier eingeschlafen, und erst wieder aufgewacht, als die Königin das zweite mal schrie.
Nun tat dem König die arme Mundschenkin leid, die so arg angeschrien wurde, das viele Essen sehen mußte, und doch am Abend nichts auf dem Teller hatte. Deshalb schenkte der gütige König zwischen zwei Bockbier der armen Mundschenkin aus dem Dorf beim Schloss den Rest des Brotes. Seit dieser Zeit kennt man das Brot bei seinem Namen. Holzofenbrot.

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