Vertraue mir

Glosse zum Thema Werbung

von  Momo

Zeit ist Geld, Geld ist Zeit, Arbeitszeit, Lebenszeit. Wer über die Lebenszeit eines Menschen verfügt, hat Macht und Macht schafft Vertrauen.
Ich habe der Macht noch nie vertraut. Ich glaube, darum habe ich auch so viel Lebenszeit.

Wichtig ist aber in einer freien Marktwirtschaft, dass die Macht mir vertraut. Nicht unbedingt mir, mir würde sie sowieso nicht vertrauen, aber zumindest sollten wir doch schon so vertrauensselig sein, ich, wir, ich meine die, auf die der Markt vertrauen sollte, sollten also schon so vertrauenswürdig sein, dass die Macht des Marktes uns vertraut. Und dafür lässt sie ja auch einiges springen, lässt die Mäuschen auf den Tischen tanzen, mit Höschen und ohne, lässt den Knüppel aus dem Sack, dass es nur so knallt und scheppert.

Das nennt man vertrauensbildende Maßnahmen oder Werbung in der freien Marktwirtschaft. Da ist es eben wichtig, dass das Vertrauen der Märkte gestärkt wird, weil Märkte nur funktionieren, wenn sie vertrauen, dem Käufer. Wenn man also den Käufern glaubhaft versichert, dass sie sich auf einen fairen Deal einlassen und nicht über den Tisch gezogen werden. Mit anderen Worten, dass der Handel auf Gleichwertigkeit beruht. Sobald aber einer merken sollte, dass der andere mit faulen Eiern handelt, geht alles den Bach runter. Vorbei ist es mit der Kauflust und Misstrauen befällt die doch einst so frei handelnden Seelen.
Darum ist Vertrauen so wichtig!

Ist aber alles nur eine Frage der Begriffsbildung, Einbildung oder Ausbildung.

„Unser Baumarkt hat für Sie am Wochenende bis 22 Uhr geöffnet, bis 22 Uhr geöffnet, bis 22 Uhr geöffnet …“
Es gibt kaum eine Werbung, die sich nicht scheut, auf Geschmacklosigkeit, Geistlosigkeit und Blödheit noch eins draufzusetzen.

Darum komme ich zu dem Schluss, dass das Vertrauen der Märkte nur mit fortschreitender Verblödung zu gewinnen ist, die das Fortbestehen unserer freien Demokratie in einer freien Marktwirtschaft gewährleistet. Man sollte sich aber dadurch nicht verunsichern lassen.


Anmerkung von Momo:

Werbung für ideelle Zwecke nennt man Propaganda.

Ideologie ist allgemein eine bestimmte Denkweise über Werte und Vorstellungen, politisch, … einer Gesellschaftsschicht mit bestimmten Interessenlagen.

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Kommentare zu diesem Text


 franky (26.05.10)
Hi liebe Momo,

Du hast mit treffenden Worten eine Marktwirtschaft durch den Cakkao gezogen, da stimme ich dir Wort für Wort und Zeile für Zeile zu! 99% der Werbung agiert unter der Gürtellinie, jeder will den anderen mit Volksverblödung noch übertreffen!
Ehrliches Kapital wird nur durch Arbeitszeit, "Durch arbeitende Hände" erzeugt. Alles andere wird durch kriminelle die als Wegelagerer im Stile von Faustrecht jeden fairen Deal zu nichte machen, hinterlistig aufbereitet. Das geht dann so weit, dass alles unüberschaubare Dimensionen annimt und nicht mehr kontrollierbar wird. Dieser übersprudelnde Börsenbrei wird in Folge von Managern in Form von Bonis abgeschöpft.
Unser gutes, ehrliches Vertrauen wird aufs schändlichste nach Strich und Faden missbraucht.

Herzliche Grüße
von

FrankyKnurr*knurr!
(Kommentar korrigiert am 26.05.2010)

 Momo meinte dazu am 27.05.10:
Alles hat seinen Preis, Franky, auch wenn er manchmal erst später eingefordert wird.

„Ehrliches Kapital wird nur durch Arbeitszeit, "Durch arbeitende Hände" erzeugt.“

Das erinnert mich an viele erbitterte Diskussionen in meiner Familie, in der verschiedene Gesellschaftsschichten zu finden sind, vom Arbeiter bis zu so genannten „Neureichen“. Diese rechtfertigten ihren Reichtum, den ein Arbeiter mit seiner Hände Arbeit nie würde anhäufen können, damit, dass sie ja schließlich auch die höheren Risiken zu tragen hätten. Dieses Argument würde heute wohl seiner Stichhaltigkeit entbehren.

Ich denke auch, dass manche hohen Gehälter mitsamt Zuschlägen und Bonis jedes Maß verloren haben und in keinerlei Verhältnis mehr stehen zu den unteren Lohngruppen. Sie sind durch nichts mehr zu rechtfertigen und entbehren jeder Vernunft.

Danke für Deine Meinung zu diesem Text und für’s Knurren, Franky ;)

herzliche Grüße
Momo
(Antwort korrigiert am 27.05.2010)
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