Liebesbrief III

Text zum Thema Liebeserklärung

von  Feuervogel

Mein lieber Freund,

ich brauche dich mehr denn je in diesen Tagen, in denen mein Körper schmerzt. Was habe ich denn, außer einen Traum, den du mir Gott sei dank nicht stehlen kannst. Außer, ich verbiete ihn mir selbst, träume ihn zu Ende, sage das wars.
Doch jetzt noch nicht. Vielleicht Morgen. Mein Leben hängt an einem Faden. Einem seidenen. Ich baumle daran, wie eine Spinne die auf Beute lauert. Ich warte schon zu lange. Letztlich bin ich zu schwach, um irgendetwas anzulocken oder gar zu fangen. Da hänge ich. Kopfüber, Herzunter.
Heute Nacht hast du mir den Rücken gestärkt. Warm lagst du hinter mir. Mit geschlossenen Augen atmete ich tief. Sog die Kraft des Bildes in mich ein. So fand ich Ruhe. Ein wenig Ruhe. Die Schmerzen gehen nicht gänzlich. So viel Schwäche die mich momentan ausmacht. Da nimm das Öl, es duftet nach 1001 Nacht. Streiche mir den harten Rücken damit ein, mit deinen filigranen Fingern. Diese schmalen Hände, die Klavier spielen sollten. Du weißt ja, wer Klavier spielen kann, hat Glück bei den Frauen. Aber du hast auch ohne Spiel Glück. Du hast mich. Ist dir das klar? Nein, sicher nicht. Denn wenn dem so wäre, würdest du ja durchblicken. Doch die Gitterstäbe, die du selbst geschaffen, teilen deine Welt in viele kleine Fächer. Dort lebt es sich noch leichter. Wohl auch sicherer. Du kannst deine kleine Welt nicht verlassen. Wenn dich auch angeblich nicht wirklich dort etwas hält. Doch es hält dich die Angst. Sie verhindert die Liebe.
Ich bin ja nur die Spinne, die gierig, beinahe am Verhungern, dich vielleicht doch nur einwickeln möchte. Sich nur an dir laben, dich letztlich vielleicht auch noch missbrauchen könnte. Die Angst malt immer gute Argumente. Jedoch das ist die altvertraute Hirnhackerei. 
Ja, ich würde dich gerne einwickeln, umhüllen, in meine Arme schließen. Muss ich denn noch lange warten?
Was weißt du schon von meinem Spinnenleben? Schleich dich nur. Mach einen Bogen um mein Netz. Sonst fang ich dich vielleicht doch noch. Wenn auch nur mit letzter Kraft.
Ich kann nicht anders, schließe nun die Augen erneut. Deine Hände, noch immer auf meinem kranken Rücken. Im Raum schwebt ein sinnlicher Duft. Ich sage ja, du hast wunderschöne, sanfte Hände. Dein Streicheln tut Not. Nicht nur mir. Auch dir.


Dein Versprechen


Ela

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (05.07.20)
Fast 10 Jahre ohne Kommentar. Ein Rekord?
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